Seit rund zwei Wochen kommt es in Nigeria zu Protesten gegen Polizeigewalt. Dabei sollen laut Amnesty International 15 Menschen getötet worden sein.
Proteste in Nigeria
Proteste in Nigeria - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Nigeria protestieren tausende Demonstranten seit Anfang Oktober gegen Polizeigewalt.
  • Amnesty International berichtet davon, dass bereits 15 Menschen ums Leben kamen.

In Nigeria sind seit Beginn der Proteste gegen Polizeigewalt vor rund zwei Wochen mindestens 15 Menschen getötet worden. Allein seit dem Wochenende seien bei Zusammenstössen verschiedener Gruppen fünf Menschen gestorben, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Montag mit.

Obwohl die Regierung vor rund einer Woche eine umstrittene Sondereinheit der Polizei aufgelöst hatte, liessen die Proteste nicht nach. Die Wut der zumeist jungen Demonstranten richtet sich nun auch gegen die Regierung des westafrikanischen Landes.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation starb ein Mensch am Montag in der Stadt Kano, die im Norden des Landes liegt. Vier weitere Menschen wurden demnach am Wochenende in den Städten Osogbo, Benin-Stadt sowie der Hauptstadt Abuja getötet. Unter den weiteren Toten seien auch zwei Polizisten.

Hauptstrassen in Lagos blockiert

In der Wirtschaftsmetropole Lagos gingen tausende Demonstranten am Montag weitgehend friedlich auf die Strasse. Sie blockierten die Hauptstrassen und legten dadurch den Verkehr in der Stadt mit rund 20 Millionen Einwohnern lahm.

Proteste in Nigeria
Teilnehmer einer Demonstration gegen Polizeigewalt in Lagos strecken ihre geballte Fäuste in die Höhe und einer der Demonstranten hält eine Fahne Nigerias. - dpa

In Abuja kam es zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Polizei setzte Tränengas ein. «Die nigerianische Armee und Polizei sind überall. Ohne Zweifel wollen sie die friedlichen Proteste stoppen», sagte der 24-jährige Demonstrant Anita Izato. Eine Gruppe von 300 Demonstranten sei ausserdem von rund 50 bewaffneten Schlägern angegriffen worden, sagten Zeugen gegenüber AFP-Reportern.

In Benin-Stadt trafen Hunderte von Demonstranten auf Gruppen von Jugendlichen, die sich ihnen entgegenstellten und mit Stöcken oder Handfeuerwaffen bewaffnet waren. Den Bewaffneten wird vorgeworfen, von örtlichen Politikern angeheuert worden zu sein.

Spezialeinheit der Polizei aufgelöst

In Nigeria gingen Anfang des Monats zahlreiche Menschen auf die Strasse, um die Auflösung einer Spezialeinheit der Polizei zu fordern. Der Einheit wurden Erpressung, Folter, willkürliche Verhaftungen und sogar Mord vorgeworfen. Unterstützt wurden die Proteste auch durch Exil-Nigerianer sowie von prominenten Musikern und Schauspielern.

Vor rund einer Woche gab die nigerianische Regierung schliesslich die Auflösung der Sondereinheit bekannt, die auf den Einsatz gegen Raubüberfälle spezialisiert war. Ein Bericht von Amnesty International im vergangenen Juni führte mehr als 80 Fälle von Folter, Misshandlung und aussergerichtlichen Hinrichtungen auf, die zwischen Januar 2017 und Mai dieses Jahres von Mitgliedern der Polizeieinheit verübt worden sein sollen.

Zuletzt gingen die Menschen jedoch vermehrt gegen die Regierung auf die Strassen. Die vor allem jungen Demonstranten fordern sozialen Fortschritt, mehr Arbeitsplätze und höhere Löhne. In Nigeria ist die Jugendarbeitslosigkeit massiv, viele Menschen leben in extremer Armut.

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