Aktivisten zufolge ist es im Iran erneut zu Vergiftungsfällen an Mädchenschulen gekommen. Zahlreiche Schülerinnen müssten im Spital behandelt werden.
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An Mädchenschulen im Iran kam es in den letzten Monaten zu tausenden Vergiftungsfällen. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aktivisten melden neue Vergiftungsfälle an Mädchenschulen im Iran.
  • Tausende Schülerinnen wurden landesweit in Krankenhäusern behandelt.
  • Amnesty International bezeichnet die Fälle als «koordinierte Kampagne».

Im Iran sind Aktivisten zufolge wieder neue Vergiftungsfälle an Mädchenschulen gemeldet worden. Die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtete von Fällen in der Hauptstadt Teheran und der von Protesten erschütterten Region Kurdistan. In der Heimatstadt der Protestikone Jina Mahsa Amini sollen Sicherheitskräfte zudem gewaltsam gegen Schülerinnen vorgegangen sein. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Informationen zu den Fällen.

Seit Monaten sorgen die Vorfälle im Land für Unruhe, betroffen sind fast ausschliesslich Mädchenschulen. Landesweit wurden Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Ärzte sprechen von Gasvergiftungen. Tausende Verdachtsfälle verzeichneten die Behörden offiziell.

Eltern liessen zwischenzeitlich ihre Kinder aus Sorge nicht zur Schule gehen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete die Fälle als «koordinierte Kampagne».

ARCHIV - Eine Frau in New York hält ein Schild mit dem Bild eines Mädchens, das ein Buch hält und eine Gasmaske trägt. Foto: Gina M Randazzo/ZUMA Press Wire/dpa
Eine Frau in New York hält ein Schild mit dem Bild eines Mädchens, das ein Buch hält und eine Gasmaske trägt. Foto: Gina M Randazzo/ZUMA Press Wire/dpa - sda - Keystone/ZUMA Press Wire/Gina M Randazzo

Am Freitag veröffentlichte der Geheimdienst rund fünf Monate nach Ausbruch der ersten Fälle einen Abschlussbericht. Dieser wurde von Aktivisten aber scharf kritisiert. Darin argumentiert die Behörde, dass es sich nicht um ein organisiertes Netzwerk von Tätern handele.

Auch seien nach Analysen keine toxischen Substanzen festgestellt worden. In der Gesamtheit der Fälle handele es sich viel mehr um Massenhysterie. Unabhängig überprüfen lassen sich die Erklärungen nicht.

Politische Krise im Iran

Eltern und andere Angehörige warfen den Behörden nach den mysteriösen Fällen Versagen vor. Proteste nach dem Tod einer Kurdin in Polizeigewahrsam lösten im vergangenen Herbst die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten aus. Kritiker bezeichnen die Vergiftungen als Rache wegen der Demonstrationen. Medien, Familien und Betroffene wurden Kritikern zufolge unter Druck gesetzt, nicht über die Fälle zu sprechen.

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