Hilfsgüter für den Gazastreifen landen oftmals auf dem Schwarzmarkt – zu hohen Preisen. Ein im Exil lebender Aktivist packt aus.
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Lastwagen mit humanitärer Hilfe für den Gazastreifen fahren in Rafah aus Ägypten ein. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Menschen im Gazastreifen bekommen von internationalen Hilfsgütern wenig zu sehen.
  • Die Hamas stehlen die Lieferungen und verkaufen sie teuer auf dem Schwarzmarkt.
  • Ein geflohener Friedensaktivist erzählt von der Lage.
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Wegen seiner Teilnahme an Demonstrationen gegen die Hamas lebt der Friedensaktivist Hamza Hawidi (26) im Exil. Der Buchhalter aus Gaza floh über die Türkei nach Griechenland, hat dabei aber seine Familie zurückgelassen.

Nun berichtet er im Interview mit den «CH Media»-Zeitungen von seiner Flucht und vom Leben seiner Verwandten mitten im Gaza-Krieg.

Während einige seiner Geschwister derzeit in Ägypten studieren, konnte der Rest der Familie nicht aus dem Gazastreifen fliehen. «Sie verliessen unser Zuhause im Stadtteil Al-Remal, nachdem unsere Nachbarschaft unbewohnbar geworden war. Sie zogen in den Süden des Gazastreifens nach Rafah, wo sie jetzt in einem Zelt leben», berichtet Hawidi.

Hamas stehlen Hilfsgüter

Die Lebensbedingungen seien dort aber «katastrophal». «Meine Brüder zum Beispiel sind von internationalen Hilfsgütern abhängig», erzählt der Aktivist in dem Interview. «Die werden jedoch meist von der Hamas gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft.»

Und dafür verlangen die Extremisten hohe Preise. Ein Sack Mehl koste aktuell 170 Schekel, also knapp 40 Franken. «Es gibt keine Spende für Gaza, von der die Hamas nicht profitiert», so Hawidi. Das sei aber nicht erst seit dem Gaza-Krieg so. «Schon 2021, als Ägypten viele Hilfsgüter spendete, fand man diese Produkte plötzlich in Supermärkten, die Hamas-Mitgliedern gehörten.»

Hilfsgüter
Internationale Hilfsgüter werden über Ägypten in den Gazastreifen gebracht.
Gaza
Die Menschen, die sie am meisten benötigen, bekommen sie aber gar nicht zu sehen.
Hamas
Die Hamas stehlen die Lieferungen und verkaufen sie teuer auf dem Schwarzmarkt.
Gaza
Ein Sack Mehl kostet bis zu 40 Franken.
Rafah
Menschen warten im Flüchtlingslager in Rafah auf Essensverteilung.

Der Friedensaktivist verliess sein Land bereits im August. «Ich habe im Sommer 2023 und im März 2019 an den ‹Wir wollen leben›-Protesten in Gaza gegen die Hamas teilgenommen. Daraufhin wurde ich zweimal verhaftet und gefoltert», erzählt er.

Schwieriger Aktivismus in Gaza

Aktivismus in Gaza sei eine sehr eingeschränkte Angelegenheit. «Es ist schwer, Menschen für eine friedliche Idee zu begeistern. Denn nur eine Minderheit glaubt an Frieden und begrüsst Bestrebungen in diese Richtung», so der 26-Jährige. Die Hamas habe «alles daran gesetzt, den Friedensgedanken in den Köpfen der Bürger in Verrat umzuwandeln.» Sie liessen die Menschen glauben, dass der einzige Weg zu einem palästinensischen Staat über Krieg führe.

Glauben Sie, dass es im Gaza-Konflikt eine friedliche Lösung gibt?

Eine friedliche Lösung im Konflikt mit Israel sei für ihn aber «ein Muss». «Wir haben keine andere Option», ist er überzeugt.

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