Der Verband «Airlines for Europe» (A4E) hat den Vorwurf einer Blockadehaltung gegenüber den Klimaschutzplänen der Europäischen Union zurückgewiesen. Die Branche habe sich ehrgeizige Ziele gesetzt und meine diese auch völlig ernst, sagte der Geschäftsführer von A4E, Thomas Reynaert, am Donnerstag bei der Jahresversammlung des Verbandes, zu dem die Lufthansa und alle anderen grossen Airlines gehören.
Press tour Berlin
Flugzeuge verschiedener Fluggesellschaften auf einer Rollbahn. - Keystone

Der im Februar vorgestellte Plan, bis 2030 die CO2-Emissionen zu halbieren und bis 2050 in und aus Europa klimaneutral zu fliegen, stehe im Einklang mit dem Green-Deal-Klimaschutzplan der EU.

Die britische Klimaschutzorganisation InfluenceMap warf der Branche vor, trotz dieser Versprechen hinter den Kulissen gegen die Pläne der EU-Kommission zu kämpfen. «Nach neuen Erkenntnissen ist die Luftfahrt eine der stärksten Gegnerinnen der Klimapolitik in Europa», erklärte InfluenceMap.

Die Experten sind darauf spezialisiert, Klimaschutzmassnahmen von Unternehmen auf den Zahn zu fühlen, und prüfen insbesondere deren Lobbyarbeit. Für Investoren an der Börse sind Strategien zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz mittlerweile ein wichtiges Entscheidungskriterium für Anlagen. Sie nutzen die Studien von InfluenceMap, wie es auf der Website der Organisation heisst. Diese stützt ihre Vorwürfe auf Briefe und Mails der Airlines an EU-Beamte, die sie über das Informationsfreiheitsgesetz von der Kommission erhalten hatte. Daraus ging etwa Kritik der Airlines an einer Kerosinbesteuerung hervor, wogegen sich die Branche schon lange öffentlich wehrt. Auch eine Verschärfung des Emissionshandelssystems, an dem die Luftfahrt teilnimmt, wurde abgelehnt. InfluenceMap prangerte das als um so verwerflicher an, da die Branche von ihren Heimatländern mit 30 Milliarden Euro Steuermitteln in der Corona-Krise gestützt wurde.

Die Luftfahrt setzt nach dem im Februar vorgestellten Plan auf Antriebe mit Wasserstoff und Batterien sowie auf synthetische Kraftstoffe. Damit letztere in ausreichender Menge produziert werden und damit billiger werden, fordert die Branche staatliche Hilfe. Die EU-Kommission habe auf das Konzept positiv überrascht reagiert, betonte A4E-Geschäftsführer Reynaert. InformationMap habe den Plan nicht berücksichtigt und Inhalte veröffentlicht, die aus dem Zusammenhang gerissen seien. Lufthansa-Chef Spohr bekräftigte die Forderung, die EU müsse auf faire Wettbewerbsbedingungen für die europäischen Airlines gegenüber den Konkurrenten vom arabischen Golf, aus China und den USA achten. Wenn diese laxere Auflagen hätten und den Europäern Geschäft abspenstig machten, sei für den Klimaschutz nichts gewonnen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

LuftfahrtLufthansaCoronavirusEuroEU