In vielen Teilen Afrikas stehen Konflikte und Gewalt immer wieder an der Tagesordnung. Die Ursachen dafür sind komplex.
ARCHIV - Menschen besteigen in Khartum einen Lastwagen um die Stadt zu verlassen. Seit nun mehr vier Monaten bekämpfen sich die Konfliktparteien im Sudan. Foto: Uncredited/AP
ARCHIV - Menschen besteigen in Khartum einen Lastwagen um die Stadt zu verlassen. Seit nun mehr vier Monaten bekämpfen sich die Konfliktparteien im Sudan. Foto: Uncredited/AP - sda - Keystone/AP/Uncredited
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Afrika kommt es immer wieder zu Konflikten, Terrorismus und Gewalt.
  • Die Gründe dafür liegen im Klimawandel, Kolonialismus und politischem Versagen.
  • Experten fordern langfristige Strategien zur Förderung von Stabilität und Frieden.

Seit vier Monaten kämpfen im Sudan zwei ehemals verbündete Generäle ohne Rücksicht auf Verluste um die Macht. Gut 4000 Kilometer weiter westlich, in der Sahelzone, toben Kämpfe gegen islamistische Terroristen. Mit dem jüngsten Putsch im Niger, fällt ein weiterer Staat in die Hände von Militärs. Auch in anderen Teilen Afrikas gehören Terrorismus und Gewalt nahezu zum Alltag.

Warum kommt der Kontinent nicht zur Ruhe? Auf dem zweitgrössten Erdteil leben mehr als 1,4 Milliarden Menschen, mehr als eine Milliarde davon südlich der Sahara. Etwa 70 Prozent von ihnen sind jünger als 30 Jahre. 2050 wird Schätzungen zufolge ein Viertel der Menschheit hier leben.

Niger
Im Niger hat das Militär die Macht übernommen. - keystone

Das ist Afrikas Chance auf eine steigende Produktivität; die Chance, sich zu einem wichtigen Absatzmarkt zu entwickeln und Investitionen anzuziehen. Schon heute lassen dynamische Metropolen wie Luanda, Kigali, Lagos oder Nairobi die Klischees des leidenden Kontinents verblassen. In diesen Städten baut sich eine Digitalwirtschaft auf, leben gut ausgebildete junge Menschen, wächst der Mittelstand, blüht Innovation.

Und dann gibt es die andere Seite. 44 Millionen Menschen werden nach Schätzungen der UN in diesem Jahr südlich der Sahara auf der Flucht sein. Laut Global Peace Index 2022 befinden sich von den zehn am wenigsten friedlichen Staaten der Welt fünf in dieser Region. Mehr als 15 Konflikte in denen Zivilisten unter Gewalt leiden zählte Human Rights Watch in Subsahara-Afrika allein in diesem Jahr.

Auswirkungen des Kolonialismus belasten Afrika bis heute

Die Gründe für die Konflikte sind komplex. Zu den vielschichtigen Ursachen gehören laut Experten tiefgreifendes politisches und wirtschaftliches Versagen, Armut und Arbeitslosigkeit. Auch korrupte Eliten, schwache Staatsführung sowie Abhängigkeit von Rohstoffexporten spielen eine Rolle. Auch die gewichtige, innenpolitische Rolle des Militärs ist in vielen Staaten ein entscheidender Faktor.

Das Erbe des Kolonialismus lastet schwer auf Afrikas Schultern. Dazu setzt der Klimawandel Afrika immer stärker unter Druck. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Fluten, Tropenstürme und Heuschreckenplagen gehören zum Alltag.

Frauen erhalten Nahrungsmittel
In Afrika und Südasien zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels besonders stark. Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen wie hier bei einer lang anhaltenden Dürre in Kenia. - World Vision

Wie könnte mehr Ruhe in Afrika einkehren? Man müsse wiederkehrende Ursachen identifizieren, anstatt Symptome zu bekämpfen, sagt Raymond Gilpin, Analyst beim Think Tank Africa Centre. Versuche, Gewalt durch Aufstandsbekämpfung, Wirtschaftssanktionen oder schnelle Neuwahlen zu schlichten, seien oftmals kontraproduktiv, warnt Gilpin: «Mit umfassenden, langfristigen Ansätzen lässt sich viel mehr erreichen».

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