Afrika gilt als Wiege der schwarzen Musik. Doch grosse Stars von diesem Kontinent wurden lange unter «World Music» versteckt. Das ändert sich gerade mit Afropop-Aufsteigern.
Der Musiker Omah Lay . Foto: Bolaji Odukoya/dpa
Der Musiker Omah Lay . Foto: Bolaji Odukoya/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Er ist sich seiner Wurzeln sehr bewusst, und das sagt er mit grossem Selbstbewusstsein.

«Ich verkaufe afrikanische Kultur. Ich bin ein Junge aus Afrika. Afrika ist, was ich bin. Ich kann nicht versuchen, etwas zu verkaufen, was ich nicht bin», betont der Sänger Omah Lay aus Nigerias Hauptstadt Lagos im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Mit dem Versuch, afrikanische und «westliche» Sounds eingängig und zeitgemäss zusammenzuführen, gilt der 24-Jährige nicht nur als einer der wichtigsten jungen Musiker seines Kontinents, sondern weit darüber hinaus als «Rising Star». Stanley Omah Didia alias Omah Lay verkörpert einen Typ Afropop-Künstler, der sich nicht mehr im diffusen Exoten-Genre «World Music» verstecken lässt.

Aufgewachsen in der Hafenstadt Port Harcourt im Süden von Nigeria, trat Lay als Jugendlicher in einer Teenager-Rap-Band unter dem Namen «Lil King» (Kleiner König) auf. Einige Jahre später stieg er in die Musikproduktion ein, bis der Erfolg seiner eigenen Lieder ihn inspirierte, auch wieder selbst zu singen.

Grosser Durchbruch mit «Get Layd»

Seine 2020 erschienenen Afrofusion-Hits «Bad Influence» und «You» machten viele Fans auf die Songsammlung «Get Layd» aufmerksam - die EP wurde 100 Millionen Mal im Internet gestreamt und von Kritikern hoch gelobt. Dieses Jahr setzte Omah Lay seinen Aufstieg zum global relevanten Star mit «Understand», «Godly» und «Free My Mind» fort.

Für seine Songs orientiert sich der Musiker an afrikanischen Rhythmen - die US-amerikanische R'n'B- und Rap-Szene inspiriere ihn weniger, sagt er (obwohl auch Lay gern mit modischen Autotune-Stimmeffekten arbeitet). Er verspüre keinen Druck, seine Lieder amerikanischer oder internationaler klingen zu lassen als notwendig.

Omah Lay will kommerziellen, international anschlussfähigen Pop machen, «mit dem sich alle identifizieren können, aber ich habe nicht vor, meine Identität als Afrikaner zu ändern». Sein Ziel sei Musik, die die Kultur und Sprache seines Landes, aber auch sein eigenes Leben und individuelle Erlebnisse widerspiegelt. «In jedem Song ist etwas Persönliches», so Lay im dpa-Interview.

Vorbilder aus Afrikas Musikgeschichte gibt's genug

Mit dieser Ausrichtung - die grosse weite Pop-Welt im Blick, Afrika im Herzen und in der Seele - folgt Omah Lay grossen Musik-Ikonen seines Kontinents wie der Sängerin Miriam Makeba (1932-2008, «Pata Pata») oder dem Trompeter Hugh Masekela (1939-2018), beide aus Südafrika. Oder Youssou N'Dour (62, «7 Seconds») aus dem Senegal und Mory Kanté (1950-2020, «Yé Ké Yé Ké») aus Guinea.

Derzeit wichtigste Afropop-Galionsfigur mit weltweiter Ausstrahlung ist wohl die im westafrikanischen Benin geborene Angelique Kidjo (61). Die in zahlreichen Genres brillante Sängerin hat schon vier Grammys gewonnen - so viele wie kein anderer afrikanischer Musiker. Sie ist dafür auch 2021/22 wieder mehrfach nominiert, etwa für das Album «Mother Nature» und den Song «Do Yourself» mit Burna Boy.

Burna Boy und Wizkid: selbstbewusste Statements

Damini Ogulu alias Burna Boy wiederum - wie Omah Lay aus Port Harcourt in Nigeria stammend - befindet sich seit 2018 weltweit auf Erfolgskurs, unter anderem mit der Beteiligung am Nummer-eins-Hit «Own It» von Stormzy/Ed Sheeran und dem gefeierten Album «African Giant» (2019). Auch für Lay ist der etwas ältere Burna Boy (30) ein Idol, wie er im dpa-Gespräch bekennt - neben Wizkid.

Der als Ayodeji Ibrahim Balogun in Lagos geborene Sänger macht das Trio der momentan wichtigsten nigerianischen Popkünstler komplett. Wizkid (31) hat in den vergangenen zehn Jahren allein in den USA und Kanada über zehn Millionen Tonträger abgesetzt und Dutzende Platin-Auszeichnungen erhalten. Sein Album «Made In Lagos» (2020) ist schon im Titel ein ebenso selbstbewusstes Pro-Afrika-Statement wie Burna Boys «African Giant» (Afrikanischer Riese).

Und es kommen derzeit immer mehr tolle Musiker des Kontinents zum Vorschein. Etwa Omorinmade Kuti, kurz: Made Kuti - Enkel der Afrobeat-Legende Fela Kuti (1938-1997) und Sohn des ebenfalls sehr einflussreichen Sängers und Saxofonisten Femi Kuti. Der 25-Jährige wurde soeben für einen Grammy («Best Global Music Album») nominiert und setzt mit seinem famos groovenden Debüt «For(e)ward» (2021) eine grosse nigerianische Musiker-Dynastie würdig fort.

Eine Vorzeigefrau der neuen Afropop-Generation

Und wo bleiben die jungen Afropop-Frauen? Hier ist zuallererst Temilade Openiyi alias Tems zu nennen. Sie stahl dem coolen Wizkid kürzlich bei dessen Hit «Essence» mit ihrem betörenden Soul-Gesang locker die Schau - was ihr eine hochverdiente Grammy-Nominierung einbrachte. Auch Tems' aktueller Hit «Crazy Things» zeigt, dass die 26-Jährige aus Lagos/Nigeria mit ihrem wunderbar federnden R&B-Pop zu einem weiblichen Weltstar der Afrofusion aufsteigen kann.

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