Nach einem Luftangriff der äthiopischen Armee sind in der Konfliktregion Tigray Dutzende Tote zu beklagen. Darunter auch Kleinkinder.
Verletzte zur Behandlung in Mekele
Verletzte zur Behandlung in Mekele - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die äthiopische Armee hat Ziele in der Konfliktregion Tigray angegriffen.
  • Bei der Militär-Aktion wurden offiziellen Angaben zufolge 64 Menschen getötet.
  • Auch zahlreiche Verletzte sind zu beklagen – darunter mindestens drei Kleinkinder.

Bei einem Luftangriff der äthiopischen Armee in der Konfliktregion Tigray sind nach ersten offiziellen Angaben mindestens 64 Menschen getötet worden.

180 weitere wurden verletzt, wie ein Vertreter der regionalen Gesundheitsbehörden am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Der Angriff in der Stadt Togoga hatte sich bereits am Dienstag ereignet. Die Übergangsverwaltung von Tigray und das Militär hatten zunächst aber keine Angaben zu Todesopfern gemacht.

Mulu Atsbaha, Berater der regionalen Übergangsverwaltung mit Sitz in der Regionalhauptstadt Mekele, sagte: «Der Luftangriff fand im Marktbereich statt, sodass viele, viele Menschen verletzt wurden.» Die Opferzahlen beruhen demnach auf Angaben lokaler Behörden und der Bevölkerung von Togoga.

Äthiopien
Ein Soldat in Tigray. (Archivbild) - AFP/Archiv

Ein Armeesprecher bestätigte am Donnerstag, dass in Togoga eine «militärische Operation» ausgeführt worden sei. Diese habe sich aber ausschliesslich gegen aufständische Kämpfer gerichtet.

Zivile Opfer? Armee weist Vorwürfe zurück

Die Aufständischen hatten sich demnach in der Stadt versammelt, «um den sogenannten Märtyrertag zu feiern». Dieser erinnert an eine Bombardierung der Stadt Hawzen in Tigray am 22. Juni 1988 während des Bürgerkriegs. Der Sprecher nannte es «inakzeptabel», von einem Angriff auf Zivilisten zu sprechen.

Äthiopische Regierungstruppen hatten im November die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF angegriffen. Nach wenigen Wochen erklärte Regierungschef Abiy Ahmed die TPLF für besiegt.

Tigray Äthiopien
Beschädigte Militärfahreuge auf der Strasse in der Region Tigray, Äthiopien. (Archivbild - AFP

Seine Regierung setzte eine Übergangsverwaltung in Mekele ein. Doch auch Monate später gehen die Kämpfe weiter. Die mehr als fünf Millionen Einwohner der Region sind fast vollständig vom Rest der Welt abgeschnitten.

Auch Kleinkinder betroffen

Ein Krankenhaus-Mitarbeiter im 30 Kilometer von Togoga entfernten Mekele berichtete am Mittwoch, nach dem Angriff seien sechs Verletzte eingeliefert worden. Darunter drei kleine Kinder. Soldaten hätten weitere Verletzte daran gehindert, die Stadt zu verlassen. Der Fahrer eines Krankenwagens berichtete, das Militär habe ihn daran gehindert, nach Togoga zu fahren.

Der Luftangriff folgte auf Berichte, wonach die Rebellen in einigen Teilen Tigrays erneut vorrücken. Demnach sollen sie die Stadt Adigrat im äussersten Norden und das weiter südlich gelegene Wukro kurzzeitig besetzt haben.

Hilfsorganisationen zufolge leiden in Folge der Kämpfe 350'000 Menschen in Tigray unter einer Hungersnot. Im Zuge des Konfliktes waren auch Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea einmarschiert. Ihnen wird ein Massaker an der Zivilbevölkerung und sexuelle Gewalt gegen Frauen vorgeworfen.

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