Der Mordprozess um den Tod des schwarzen Joggers Ahmaud Arbery im US-Südstaat Georgia nähert sich seinem Ende.
Demonstrantin fordert «Gerechtigkeit für Ahmaud» Arbery
Demonstrantin fordert «Gerechtigkeit für Ahmaud» Arbery - GETTY IMAGES/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Staatsanwältin geht in Schlussplädoyer hart mit Angeklagten ins Gericht.

Die Staatsanwaltschaft und die Verteidiger der drei angeklagten weissen Männer hielten am Montag vor dem Gericht der Stadt Brunswick ihre Abschlussplädoyers. Über Schuld oder Unschuld der Angeklagten, denen lebenslange Haft droht, werden dann die Geschworenen entscheiden.

Staatsanwältin Linda Dunikoski ging am Montag hart mit den Angeklagten ins Gericht: Sie hätten Arbery angegriffen, «weil er ein schwarzer Mann war, der die Strasse entlangrannte». Der 65-jährige Gregory McMichael, sein 35 Jahre alter Sohn Travis und ihr 52-jähriger Nachbar William Bryan hätten den 25-Jährigen mit ihren Autos gejagt, bis Arbery «in der Falle sass wie eine Ratte» - eine Formulierung eines der Angeklagten gegenüber der Polizei.

«Sie haben ihn angegriffen, auf ihn geschossen und ihn getötet», sagte Dunikoski weiter. «Sie können sich nicht auf Selbstverteidigung berufen.» Arbery sei unbewaffnet gewesen und habe «niemanden bedroht». «Er ist nur weggerannt», sagte die Staatsanwältin.

Der Fall Arbery hatte im vergangenen Jahr für Empörung und Schlagzeilen gesorgt. Die später angeklagten Männer hatten den Afroamerikaner am 23. Februar 2020 in einem Vorort von Brunswick mit dem Auto verfolgt und nach einem Handgemenge erschossen. Sie hatten den Jogger nach eigenen Angaben für einen Einbrecher gehalten und beriefen sich auf ein damals in Georgia geltendes Gesetz, das Bürgern die Festnahme von Verdächtigen erlaubte.

Ein von dem Angeklagten Bryan aufgenommenes Video zeigt, wie die mit einem Gewehr und einem Revolver bewaffneten McMichaels dem rennenden Arbery mit ihrem Pickup den Weg versperren. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen Travis McMichael und Arbery, dann sind mehrere Schüsse zu hören und der Schwarze bricht zusammen.

Der Anwalt von Travis McMichael sprach am Montag vor Gericht von einem «absolut furchtbar tragischen» Vorfall. Sein Mandant habe sich aber lediglich verteidigt, als Arbery nach seinem Gewehr gegriffen habe. «Es ist erlaubt, Gewalt anzuwenden, die jemanden töten oder schwer verletzen kann, wenn es als notwendig angesehen wird.»

Der Fall ist politisch aufgeladen: Arberys Tod führte - zusammen insbesondere mit dem Tod von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis - zu den landesweiten Anti-Rassismus-Protesten, die die USA im Sommer 2020 in Atem hielten. Für Empörung sorgte, dass die Justiz erst gegen die weissen Männer aktiv wurde, als das Video von dem Vorfall publik wurde. Zuletzt gab es dann Kritik daran, dass in der zwölfköpfigen Jury nur ein schwarzer Geschworener sitzt.

Der Prozess nähert sich zudem wenige Tage nach dem umstrittenen Freispruch für den 18-jährigen Kyle Rittenhouse in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin seinem Ende. Rittenhouse, der im August 2020 am Rande von Anti-Rassismus-Protesten zwei Demonstranten erschossen und einen dritten schwer verletzt hatte, war am Freitag in allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Seine Anwälte hatten vor Gericht erfolgreich auf Selbstverteidigung plädiert.

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