Wienachtsdorf muss weg – plant Chefin jetzt an neuem Ort?
Zum letzten Mal schlendern die Besuchenden durch das Zürcher Wienachtsdorf. In einem Jahr soll alles anders werden. Die Marktchefin sagt, wie es weitergeht.
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Das Wichtigste in Kürze
- Das Wienachtsdorf am Zürcher Bellevue beendet heute seine letzte Saison.
- «Ich werde das Weihnachtsdörfchen vermissen», sagt ein Besucher.
- «Uns wird sicher etwas Schönes einfallen», sagt Katja Weber, Gründerin des Markts.
Die Stunden des traditionellen Weihnachtsmarkts auf dem Zürcher Sechseläutenplatz sind gezählt. Einen Tag vor Heiligabend ist das Wienachtsdorf zum letzten Mal geöffnet.
Das Konzept «Bellevue Noël» der Future Events GmbH ersetzt den Markt ab 2026. Geplant ist ein überdimensionaler Adventskranz.

Hinzu kommt eine fünf Meter hohe begehbare Plattform. Für dieses Konzept hat sich die Stadt Zürich entschieden, nachdem die Bewilligung für das Wienachtsdorf Ende Jahr ausläuft.
Am Dienstag um die Mittagszeit schlendern zahlreiche Besucherinnen und Besucher nochmals durch die Holzhäuschen. Die Temperaturen sind knapp über dem Gefrierpunkt, hin und wieder weht eine eisige Bise.
«Mein Lieblingsmarkt auf der Welt»
Leo wärmt sich an einer Tasse mit heisser Schokolade. «Es ist mein Lieblingsmarkt auf der Welt», schwärmt er gegenüber Nau.ch.
Er möge die Atmosphäre. Einzig bedauert er, dass es keinen Schnee hat und er hätte nichts gegen etwas Kunstschnee. «Es ist schade, dass es den Markt künftig nicht mehr gibt.» Er hoffe, dass das neue Konzept besser sei.

Auch in Deutschland hat Leon schon Weihnachtsmärkte besucht. «Man fühlt sich sicher in Zürich», sagt er.
Aktuell wohnt er in Los Angeles. Dort seien die Weihnachtsmärkte «etwas lächerlich», sagt er lachend.
Die dortigen Märkte könnten niemals mit jenen in der Schweiz oder Deutschland mithalten. Grund dafür sei das Wetter. «In Los Angeles ist es 15 Grad und es fühlt sich an wie im September.» So komme bei ihm keine Weihnachtsstimmung auf.
«Märkte im Aargau sind etwas schöner»
Berndt und Hilmar sitzen in einem Häuschen und prosten sich mit Glühwein zu. «Ich werde das Weihnachtsdörfchen vermissen», sagt Berndt.
Vier- bis fünfmal pro Saison besuchen die beiden Männer den Markt pro Saison. Besonders gefallen ihnen die Atmosphäre, die Besinnlichkeit und der Glühwein. «Gerade auch in der Mittagspause werde ich es vermissen», sagt Hilmar.

Sina und Jan schlendern das erste Mal durch den Markt. «Ich wollte mal einen anderen Markt sehen», sagt Jan aus dem Kanton Nidwalden. «Bis jetzt gefällt mir das Wienachtsdorf gut.»
Er finde es etwas schade, dass das Konzept geändert werde. Besonders fällt ihm auf, dass der Markt offener ist und mehr Platz bietet. «Sonst ist alles zusammengepackt.»
Auch Sina aus dem Kanton Aargau wollte einmal einen «grösseren Weihnachtsmarkt» sehen.
«Es gefällt mir, dass es so viele verschiedene Stände hat und die Leute Freude haben», sagt sie. Trotzdem bleibt sie ein Fan der Märkte in ihrem Heimatkanton. «Die Märkte im Aargau sind etwas schöner, weil das Ganze noch etwas herziger ist.» Gespannt ist sie dennoch, was das neue Konzept am Bellevue bieten wird.
Sogar Bodenbelag punktet
Elke nutzt den Besuch bei ihren Kindern für einen Abstecher im Wienachtsdorf. «Dieser Markt ist wunderschön», schwärmt die Besucherin aus Düsseldorf. «Es ist sehr belebend und interessant.» Auch möge sie Handwerkskunst.

Selbst beim Bodenbelag kommt die Besucherin ins Schwärmen. «Man kann wunderbar darauf laufen», sagt sie. An anderen Märkten laufe man stattdessen auf dem Gras.
Sie vermisse hier nichts. «Der erste Eindruck ist exzellent.»
«Den Schock verdauen»
Aktuell läuft auch eine Petition, die sich für den Erhalt des Wienachtsdorfs einsetzt. Gründerin Katja Weber und Betreiberin der Schöne Bescherung AG hat den Markt zehn Jahre lang veranstaltet.
Am Dienstag sitzt sie nach einem «langen Call» vor dem warmen Kamin im Fondue Chalet. «Wir haben uns sehr gefreut, dass es Menschen gibt, die sich aktiv für uns einsetzen», sagt sie zu Nau.ch.
Die Petition beflügle sie. «Es ist ein Zeichen der Wertschätzung.» Sie glaube jedoch nicht, dass die Petition den Entscheid rückgängig machen könne.
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Wird sie das Wienachtsdorf nächstes Jahr an einem anderen Standort aufstellen?
«Wir sind etwas überrascht worden von dem Entscheid in unserem zehnten Jahr», sagt sie. Deshalb hätten sie noch nicht darüber hinaus geplant. «Wir müssen im Januar, wenn wir den Schock verdaut haben, alles etwas Revue passieren lassen.»
Dann wollten sie sich eine neue Vision überlegen und Zuversicht schöpfen. «Uns wird sicher etwas Schönes einfallen», ist Weber überzeugt.










