EU

Trump schliesst Deal mit Briten – EU droht mit Gegenzöllen

Keystone-SDA
Keystone-SDA

USA,

US-Präsident Donald Trump feiert den Handelspakt mit Grossbritannien als Beleg für den Erfolg seiner Zollstrategie und betont weltweites Interesse an US-Deals.

US-Präsident Donald Trump
Trump feiert den Handelspakt mit Grossbritannien als Erfolg seiner Zollstrategie. (Archivbild) - dpa

Die ganze Welt stehe Schlange für Deals mit ihm, hatte US-Präsident Donald Trump nach Einführung seiner Zölle gesagt. Grossbritannien macht nun den Anfang. Doch was ist der Pakt wert?

Trump jedenfalls hat den Handelspakt mit Grossbritannien als Erfolg seiner Zollpolitik angepriesen. «Es ist ein sehr grosser Deal», sagte er auf einer Pressekonferenz im Weissen Haus.

Auch mit der EU wolle er eine Vereinbarung treffen, sagte Trump – ungeachtet der Drohkulisse aus der Brüssel, das sich Gegenzölle auf US-Exporte im Wert von knapp 100 Milliarden Euro vorbehält.

Für die USA ist der Deal mit den Briten die erste Vereinbarung mit einem wichtigen Handelspartner seit Trumps weitreichender Verhängung von Zöllen Anfang April. Der US-Präsident deutete an, dass noch viele weitere Vereinbarungen folgen könnten.

Starmer sieht sich in US-freundlichem Kurs bestätigt

Grossbritanniens Premier Keir Starmer dürfte sich in seinem Kurs, eine Konfrontation mit den USA zu meiden, bestätigt fühlen. «Das ist ein wirklich fantastischer, historischer Tag», sagte Starmer per Telefon während der Pressekonferenz.

Trump hatte die Vereinbarung als «voll und umfänglich» bezeichnet. Aus britischen Regierungskreisen war aber zu hören, es handle sich nicht um ein herkömmliches Freihandelsabkommen. Der Deal betreffe eher spezifische Bereiche und stelle einen Rahmen für weitere Verhandlungen dar.

Bislang gelten für die Briten – wie für alle anderen Nationen auch – für die meisten Exportgüter US-Zölle in Höhe von 10 Prozent. Auf Stahl und Aluminium sowie auf Autos und Autoteile werden sogar 25 Prozent erhoben.

Das soll nun für eine Quote von 100'000 Fahrzeugen auf 10 Prozent reduziert werden, wie US-Handelsminister Howard Lutnick sagte. Flugzeugteile von Triebwerkshersteller Rolls-Royce sollen zollfrei in die USA eingeführt werden können. Im Gegenzug werde Grossbritannien Flugzeuge von Boeing im Wert von zehn Milliarden US-Dollar importieren. Zölle auf britischen Stahl und Aluminium sollen ganz aufgehoben werden.

Handelsvolumen zwischen USA und Grossbritannien

Das Handelsvolumen zwischen den USA und Grossbritannien betrug im vergangenen Jahr umgerechnet rund 370 Milliarden Euro. Bei etwa 70 Prozent der britischen Exporte in die USA handelte es sich aber um Dienstleistungen, die von Zöllen nicht betroffen sind, und nur bei etwa 30 Prozent um Waren.

Der EU hatte Trump flächendeckend Zölle in Höhe von 25 Prozent angedroht, sollte es keine eigene Einigung mit den USA geben. Als Frist gilt derzeit der Monat Juli. Auf ein Angebot aus Brüssel für die gegenseitige Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter ging die Trump-Regierung bislang nicht ein.

Der US-Präsident will mit den Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen grosser Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.

Grossbritanniens Premierminister Starmer betonte stets, man lege den Fokus auf den raschen Abschluss eines Handelspakts mit Washington. Gegenzölle wollte er daher – anders als Brüssel – nicht androhen.

Starmer setzt auf Charme-Offensive

Starmer war Trump mit einer regelrechten Charme-Offensive begegnet. Bei einem Besuch im Weissen Haus im Februar überreichte er dem US-Präsidenten eine Einladung zum Staatsbesuch von König Charles III.

Ganz anders fiel die Reaktion in Brüssel aus. Die Europäische Kommission bereitet einer Mitteilung zufolge weitere Gegenzölle auf US-Exporte im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro vor. Diese Zusatzabgaben könnten auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Süsskartoffeln und Whiskey erhoben werden, sollten Verhandlungen mit Washington nicht zu einer Lösung führen.

Betroffen sein könnten von zusätzlichen Zöllen auch Maschinen, Auto- und Flugzeugteile, Chemikalien sowie neben Whiskey auch Rum und Wein aus den USA. Die mehr als 200 Seiten lange Liste mit Produkten, die aus Sicht der Kommission mit Zöllen belegt werden könnten, soll nun öffentlich und von der Wirtschaft diskutiert werden.

Die Hoffnung ist gleichzeitig, dass die Liste auch in den USA analysiert wird und exportorientierte Unternehmen die Regierung in Washington drängen, eine Einigung mit der EU zu erzielen.

EU-Kommission plant Klage gegen USA wegen Zöllen bei der WTO

Parallel zu der Vorbereitung neuer möglicher Gegenzölle will die EU-Kommission die USA wegen der Zölle bei der WTO verklagen, wie die Behörde weiter mitteilte. Dort richtet der Streitschlichtungsausschuss dann ein Expertengremium ein, das begutachtet, ob die Zölle gegen WTO-Regeln verstossen.

Neben den Zusatzabgaben zieht die Kommission für diesen Fall ausserdem EU-Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte Produkte im Wert von 4,4 Milliarden Euro in Erwägung. Dazu gehören etwa Stahlschrott und chemische Erzeugnisse, die von US-Unternehmen bislang gerne importiert werden.

Die Einigung auf einen Deal mit Trump ist für Starmer vor allem ein symbolischer Erfolg. Als ökonomisch wichtiger gilt eine Annäherung mit der Europäischen Union, die bei einem Gipfel am 19. Mai in London mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António Costa entscheidend vorankommen soll.

Britische Regierung sichert hohe Lebensmittelstandards

Spekuliert wurde auch immer wieder über eine dynamische Vereinbarung im Bereich von Tiergesundheit und Lebensmittelstandards. Das könnte durch Zugeständnisse an die USA erschwert werden. Chlorhühnchen und hormonbehandeltes Rindfleisch soll es aber in britischen Supermärkten nicht geben. Britische Lebensmittelstandards würden durch die Vereinbarung mit den USA nicht gesenkt, betonte ein britischer Regierungssprecher.

Hintergrund dürfte sein, dass die EU als Ganzes der wichtigere Handelspartner für Grossbritannien ist. Dort fliesst fast die Hälfte der britischen Warenexporte hin. In die USA gehen als wichtigstes Zielland nur 16 Prozent.

Kommentare

Weiterlesen

a
6 Interaktionen
Das ist Papst Leo
bigler kolumne
3 Interaktionen
Hans-Ulrich Bigler

MEHR IN NEWS

Ethereum Münze
Sieben Prozent
aa
6 Interaktionen
Am Handy
a
Goalie-Bock

MEHR EU

deutschland grenze
Deutscher Vorstoss
Valdis Dombrovskis
22 Interaktionen
Darlehen
Gegenzölle EU
Eskalation mit USA
Indien und Pakistan
1 Interaktionen
«Zurückhaltung»

MEHR AUS USA

Vance Demonstranten
1 Interaktionen
US-Vize Vance
waffenruhe
3 Interaktionen
Droht mit Sanktionen