Pete Hegseth: Der selbsternannte Kriegsminister unter Dauerbeschuss
Pete Hegseth kämpft um sein Amt: ein Chat-Skandal, ein mögliches Kriegsverbrechen und Chaos im Pentagon setzen Trumps Verteidigungsminister zu.

Pete Hegseth ist US-Verteidigungsminister und nennt sich selbst lieber Kriegsminister. Der 45-Jährige gerät seit seinem Amtsantritt im Januar 2025 von einem Skandal in den nächsten.
Aktuell steht er wegen eines mutmasslichen Kriegsverbrechens in der Karibik unter Druck. Am 2. September soll Hegseth den Befehl erteilt haben, alle Personen an Bord eines angeblichen Drogenbootes zu töten.
Überlebende gezielt getötet
Nach dem ersten Angriff klammerten sich zwei Männer verletzt an Trümmer im Wasser. Hegseth soll eine weitere Rakete auf die wehrlosen Schiffbrüchigen befohlen haben, meldet «CNN».
Der Abschuss wehrloser Gegner verstösst gegen das internationale Kriegsrecht. Die Demokraten sprechen offen von einem möglichen Kriegsverbrechen.
Signal-Chat brachte Soldaten in Gefahr
Parallel dazu erschüttert der sogenannte Signalgate-Skandal das Pentagon. Im März teilte Hegseth hochsensible Informationen über geplante Luftschläge gegen Huthi-Ziele im Jemen über Signal.
In der ungesicherten Chatgruppe landeten Details zur Anzahl und den Einsatzzeiten bemannter US-Kampfjets. Die Informationen hätten Soldaten gefährdet, stellte der Pentagon-Generalinspekteur fest, berichtet «NPR».
Journalist versehentlich im Chat
Besonders brisant: Ein Journalist wurde versehentlich zur Gruppe hinzugefügt, meldet «NBC News». Jeffrey Goldberg von «The Atlantic» erhielt so Zugang zu geheimen Militäroperationen.

Pete Hegseth verschickte die Nachrichten von seinem privaten Handy, nur zwei bis vier Stunden vor Beginn der Angriffe. Das Pentagon hatte erst Tage zuvor vor der Nutzung von Signal für sensible Informationen gewarnt.
Zweiter Chat mit Familie und Anwalt
Im April berichtete die «New York Times» über einen zweiten Signal-Chat. Darin informierte Pete Hegseth seine Frau, seinen Bruder und seinen persönlichen Anwalt über denselben Jemen-Einsatz.
Diese Chatgruppe hatte Hegseth selbst erstellt. Der Minderheitsführer der Demokraten, Chuck Schumer, forderte daraufhin umgehend seine Entlassung.
Pentagon führte keine Schadensanalyse durch
Das Verteidigungsministerium leitete keine standardmässige Schadensanalyse ein. Eine solche Untersuchung wäre nach jeder unautorisierten Weitergabe sensibler Informationen üblich, meldet «CNN».
Pete Hegseth genehmigte die Prüfung nicht selbst. Ohne seine Autorisierung konnte die Behörde nicht untersuchen, ob nationale Sicherheitsinteressen beschädigt wurden.
Generalinspekteur bestätigt Regelverstoss
Der Bericht kommt zum Schluss, dass Hegseth militärische Vorschriften verletzte. Die geteilten Informationen waren als geheim eingestuft und hätten abgefangen werden können, berichtet «NBC News».

Hegseth argumentierte, er habe als Verteidigungsminister die Befugnis, Informationen zu deklassifizieren, berichtet die «Augsburger Allgemeine». Der Generalinspekteur fand jedoch keine Dokumentation eines formellen Deklassifizierungsbefehls.
Pentagon-Sprecher spricht von Entlastung
Sean Parnell vom Pentagon bezeichnete den Bericht als totale Entlastung Hegseths. Es sei bewiesen, dass keine klassifizierten Informationen geteilt wurden, so der Sprecher.
Diese Darstellung widerspricht den Feststellungen der Ermittler. Sie identifizierten mehrere geheime Details, die Pete Hegseth über Signal verschickte, meldet «NPR».
Chaotische Personalpolitik im Pentagon
Mehrere hochrangige Mitarbeiter wurden im Frühjahr entlassen, ohne dass Gründe genannt wurden. John Ullyot schrieb in «Politico»: Der Monat sei totales Chaos gewesen.
Die Situation stelle eine grosse Ablenkung für den Präsidenten dar. Es sei schwer vorstellbar, dass Hegseth noch lange bleibe, analysierte der ehemalige Mitarbeiter.
Medien aus Pentagon geworfen
Im Mai führte Hegseth zudem die umstrittenen neuen Regeln ein, Journalisten nur noch mit offiziellem Begleiter ins Pentagon zu lassen. Dies brach mit jahrzehntelanger Tradition unter republikanischen und demokratischen Regierungen.
Die «New York Times» verklagte Pete Hegseth und das Verteidigungsministerium. Die neuen Medienregeln verstossen gegen die Pressefreiheit, argumentiert die Zeitung, schreibt «NPR».
Republikaner halten sich bedeckt
Viele republikanische Senatoren äussern sich vorsichtig zu Hegseths Amtsführung. Sie vermeiden offene Kritik aus Angst vor Trumps Zorn, berichtet «The Hill».

Senator Thom Tillis erklärte, Hegseth habe Dinge getan, mit denen er vollkommen übereinstimme. Andere Entscheidungen seien ihm jedoch unverständlich, so der Republikaner.
Rand Paul fordert Aussage unter Eid
Senator Rand Paul brach mit der Parteilinie. Er verlangt, dass Hegseth unter Eid über die Befehle zum Karibik-Angriff aussagt.
Es wird zudem gefordert, das Video der Angriffe auf die wehrlosen Bootsinsassen zu veröffentlichen. So sollte es allen Amerikanern gezeigt werden.
Senator Jack Reed spricht von ernsthaften Fragen zur Legalität aller Karibik-Angriffe.
Amtsenthebungsverfahren eingeleitet
Kongressabgeordneter Shri Thanedar reichte zwei Anklagepunkte gegen Hegseth ein, schreibt «Merkur». Der Demokrat wirft ihm aussergerichtliche Hinrichtungen ohne Beweise vor.
Auch Ehemalige Militärjuristen hätten Hegseths Verhalten als Kriegsverbrechen eingestuft. Sein verwerfliches Verhalten dürfe nicht weitergehen, erklärte Thanedar.
Trump hält bedingungslos zu Pete Hegseth
Trotz allem: Präsident Trump verteidigte seinen Verteidigungsminister wiederholt. Was auch immer Pete Hegseth entscheide, sei in Ordnung für ihn, sagte Trump.
Das Weisse Haus bezeichnete Kritik als politisch motiviert. Pressesprecherin Karoline Leavitt betonte, Trump stehe zu seinem Kriegsminister, meldet «NPR».
Vom Fernsehmoderator zum Pentagon-Chef
Hegseth diente als Major in der Army National Guard und war im Irak und Afghanistan eingesetzt. Nach seinem Dienst arbeitete er als Moderator bei «Fox News».
Trump entdeckte ihn durch dessen Fernsehauftritte. Die Nominierung stiess auf Skepsis, da Hegseth keinerlei Verwaltungserfahrung hatte.
Knappste Bestätigung der Geschichte
Am 24. Januar 2025 wurde Pete Hegseth mit der Stimme von Vizepräsident JD Vance bestätigt. Drei republikanische Senatoren stimmten gegen ihn, darunter Lisa Murkowski und Susan Collins.

Das Verteidigungsministerium verwaltet 750'000 Zivilangestellte, 1,3 Millionen Soldaten und ein Budget von 850 Milliarden Dollar. Hegseth gilt als am wenigsten qualifizierter Verteidigungsminister der Geschichte.
Kulturkämpfer mit radikalen Ansichten
In seinem Buch «War on Warriors» kritisiert Hegseth unter anderem Gleichstellungsprogramme als Schwächung des Militärs. Er sieht Amerika existenziell bedroht, nicht von äusseren Feinden, sondern von liberalen Eliten.
Bei einer Rede vor 800 Generälen in Quantico kündigte er an, alle Diversitätsprogramme zu beenden. Soldaten müssten sich auf Krieg einstellen, forderte er.












