Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis kommen die USA nicht zur Ruhe.
Weisses Haus George Floyd
In der Nähe des Weissen Hauses in Washington herrscht nach Protesten absolutes Chaos. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der gewaltsame Tod von George Floyd (†46) in Minneapolis (USA) löste massive Proteste aus.
  • Auch in der sechsten Nacht in Folge arteten die Proteste teils in Gewalt aus.
  • Die aktuellsten Entwicklungen finden Sie hier im News-Ticker.

23.00: Die Sprecherin des Weissen Hauses, Kayleigh McEnany, hat ein sofortiges Ende der Unruhen in US-Metropolen gefordert. «Was wir auf Amerikas Strassen sehen, ist nicht hinnehmbar», sagte McEnany am Montag bei einer Pressekonferenz in Washington.

«Plünderungen, Anarchie und Gesetzlosigkeit dürfen nicht toleriert werden.» US-Präsident Donald Trump fordere Massnahmen zum Schutz amerikanischer Bürger und Geschäfte. McEnany drängte die Gouverneure der Bundesstaaten, verstärkt die Nationalgarde einzusetzen.

McEnany Coronavirus
Kayleigh McEnany im Oval Office des Weissen Hauses. Die Trump-Sprecherin machte klar, dass man immer die Interessen von Amerika in den Vordergrund stelle. - keystone

McEnany verteidigte Trump vehement gegen den Vorwurf, er lasse angesichts der Lage Führungsstärke vermissen und schweige zu den Missständen, die von den Demonstranten beklagt würden.

Die Sprecherin hielt dagegen, der Präsident habe durchaus Führung gezeigt in den vergangenen Tagen und sei eingeschritten, wo die Gouverneure versagt hätten. «Er arbeitet hart."»Ausserdem habe sich Trump viele Male zu den Vorfällen geäussert und seine Anteilnahme für Floyds Schicksal ausgedrückt. «Dieser Präsident hat nicht geschwiegen.»

22.05: New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio hat sich demonstrativ hinter seine Tochter gestellt. Sie war bei Massenprotesten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd festgenommen worden war.

«Ich liebe meine Tochter sehr, ich verehre sie. Sie ist so ein guter Mensch, sie will nur Gutes in der Welt tun, sie will eine bessere und friedlichere Welt sehen», sagte der Bürgermeister am Montag.

New York Coronavirus Bill
New Yorks Bürgermeiser Bill de Blasio. (Archivbild) - AFP

«Sie glaubt, dass wir viele Veränderungen brauchen. Ich bin stolz auf sie, dass ihr das so wichtig ist, dass sie bereit war, rauszugehen und etwas dafür zu unternehmen.»

Seine Tochter habe ihm gesagt, sie habe gedacht, dass sie sich den Anweisungen der Polizei entsprechend verhalten habe, sagte de Blasio. «Sie hat sehr deutlich gemacht, dass sie friedlich protestiert und nichts getan hat, was eine negative Reaktion provozieren könnte.»

Der Bürgermeister teilte auf Twitter zudem mit, dass auch für New York eine Ausgangssperre verhängt wird. Auf Twitter schrieb er, dass diese in der Nacht zu Dienstag von 23.00 Uhr (Ortszeit/5.00 Uhr MESZ) bis 5.00 Uhr gelte.

Die Massnahme werde in Absprache mit Gouverneur Andrew Cuomo ergriffen, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Die Polizeipräsenz werde erhöht.

21.45: Laut dem Anwalt von George Floyds Familie sei eine zweite unabhängige Autopsie durchgeführt worden. Die Ergebnisse widersprechen vorläufigen Erkenntnissen der Behörden und belastet die Polzei schwer.

George Floyd ist gemäss unabhängiger Autopsie erstickt

Der Tod sei durch Ersticken und Unterbruch der Blutversorgung des Gehirns eingetreten. Es sei somit erwiesen: Der Tod von George Floyd war Mord.

Der von den Anwälten mit Floyds Autopsie betraute Mediziner Michael Baden sagte: «Die Autopsie hat gezeigt, dass es keine Vorerkrankung gab, die zu seinem Tod geführt oder dazu beigetragen hat.»

Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zum offiziellen Obduktionbericht. Im Haftbefehl hiess es, der Gerichtsmediziner gehe nicht von Ersticken aus.

Der 46-Jährige habe an Gesundheitsproblemen gelitten, die gemeinsam mit der Festsetzung und möglichen Rauschmitteln im Blut vermutlich zum Tod geführt hätten.

21.00: Die Familie von George Floyd drängt die Demonstranten, «das anders zu machen». Die Menschen sollen wählen gehen, statt in Gewalt zu verfallen.

Terrence Floyd forderte gemäss «Sky News» Gerechtigkeit für seinen Bruder. Die Unruhen der letzten Tage würden seinen Bruder nicht zurückbringen.

Er forderte die Menschen dazu auf, sich nicht nur an den Präsidentschaftswahlen zu beteiligen, sondern immer ihre Stimme abzugeben. «So werden wir sie schlagen. Es gibt viele von uns... und wir werden das friedlich tun», sagt der Bruder des Opfers.

20.00: Nach erneuten Unruhen in US-Metropolen hat US-Präsident Donald Trump Gouverneure in einer Telefonschalte einem Medienbericht zufolge zu härterem Durchgreifen aufgerufen.

Trump: «Sie müssen dominieren»

«Sie müssen dominieren», sagte Trump bei der Schalte am Montag nach einem Bericht des Senders CBS, dem eine Aufnahme des Gesprächs vorlag. «Wenn Sie nicht dominieren, verschwenden Sie Ihre Zeit.»

US-Präsident Trump verschiebt G7-Gipfel
Donald Trump, Präsident der USA, spricht auf dem Rückflug von Cape Canaveral nach Washington mit Journalisten. Foto: Alex Brandon - DPA

Trump warnte, die Gouverneure würden «wie ein Haufen Idioten» aussehen, sollten sie sich von den Aufrührern überrennen lassen. Trump hatte nach seinem vom Weissen Haus veröffentlichten Programm am Montagvormittag eine Telefonschalte mit den Gouverneuren der Bundesstaaten und Vertretern von Sicherheitskräften.

19.50: In Colorado versammelten sich am Samstagnachmittag Tausende vor dem Capitol zu einem friedlichen Protest.

Die Menschen legten auf den Boden, die Hände auf dem Rücken und riefen «I can't breath». Die letzten Worte von George Floyd, der mit dem Knie des Polizisten auf dem Hals am ersticken war.

18:30: Die Bürgermeisterin von Atlanta, Keisha Lance Bottoms, attackiert US-Präsident Trump nach seinen rassistischen Tweets. «Er spricht und macht es noch schlimmer. Es gibt Zeiten, in denen man einfach still sein sollte und ich wünschte, er würde einfach still sein.»

Keisha Lance Bottoms
Keisha Lance Bottoms greift US-Präsident Donald Trump für seine rassistischen Tweets an. - keystone

Trump schrieb auf Twitter: «Wenn die Plünderungen beginnen, fangen die Schiessereien an.» Der Satz wurde bereits von einem ehemaligen Polizeichef Miamis Ende der 1960er Jahre im Gefolge von Protesten benutzt.

15.00: Bei den Protesten sind laut «CNN» in der letzten Nacht in den USA mindestens drei Menschen gestorben.

Schiessereien in Davenport und Louisville

In Davenport (Iowa) sind bei Schiessereien zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Gemäss den Behörden seien Polizisten in einen Hinterhalt gelockt worden, wo dann auch auf sie geschossen worden sei. Ein Beamte habe sich verletzt, als ein Polizeifahrzeug gerammt worden sei.

George Floyd
Ein Mann hält einen Schweinekopf in Richtung der Polizeibeamten von Minneapolis. - Keystone

In Louisville, Kentucky, wurde eine Person erschossen. Offiziere und Soldaten rückten zu einem Parkplatz aus, wo sich eine grosse Ansammlung gebildet hatte. Bei der Räumung des Platzes sei auf die Beamten geschossen worden, diese hätten daraufhin das Feuer erwidert. Von wem das Opfer getroffen worden sei, werde noch untersucht.

13.42: Am Montagnachmittag bildete sich in Zürich ein grosser Demonstrationszug. Der Anlass: Der Tod des Amerikaners George Floyd in Minneapolis. Die Stadtpolizei Zürich hat Kentniss von der Versammlung, welche gegen die aktuell geltenden Corona-Verordnung verstösst.

11.15: Gemäss einer Zählung des US-Senders «CNN» wurden im Zusammenhang mit der Protestbewegung bisher rund 4000 Personen festgenommen. Darunter etwa auch die Tochter des New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio.

Weltweite Proteste

Unterstützung bekommen die Demonstranten mittlerweile weltweit. So wurde am Sonntag unter anderem in London, Neuseeland, Berlin und Australien für George Floyd demonstriert. Auch Mahnwachen fanden weltweit statt.

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Die Demonstrierenden in London hielten Schilder in die Höhe mit Slogans wie «Black lives matter» (Schwarze Leben zählen) und «Justice for George Floyd» (Gerechtigkeit für George Floyd). - sda - KEYSTONE/AP/Matt Dunham

10.50: Ein Sohn des bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd hat dazu aufgerufen, bei den anhaltenden Protesten in den USA Gewalt zu vermeiden. In einem TV-Interview mit dem CNN-Tochtersender KBTX appellierte Quincy Mason Floyd an die Demonstranten, friedlich zu bleiben. Zugleich äusserte sich der Mann, der in Bryan (Texas) lebt, bewegt über die grosse Anteilnahme am Tod seines Vaters. «Jeder kommt und zeigt ihm Liebe. Mein Herz ist sehr berührt von all dem.»

Demonstrant
Ein Mann demonstriert mit einem Foto des getöteten George Floyd in Minneapolis. - AP

08.05: Der Polizeichef von Minneapolis sprach am Sonntag (Ortszeit) zum ersten Mal mit der Familie von George Floyd, um sein Beileid auszusprechen. Flyods Bruder fragte ihn, ob er alle Polizisten verhaften werde, um «Gerechtigkeit für George's Tod» zu erreichen. Die Antwort des Polizeichefs: Dies müsse die Bezirksstaatsanwaltschaft entscheiden.

«Floyd starb in unseren Händen»

Er fügte aber hinzu: «Ob sie schweigen oder nicht eingreifen, für mich sind sie mitschuldig», so Arradondo. «Meine Entscheidung, alle vier Offiziere zu entlassen, beruhte nicht auf irgendeiner Art von Hierarchie. Floyd starb in unseren Händen», äusserte sich der Polizeichef gegenüber der Familie.

04.00: In der US-Hauptstadt Washington zogen Demonstranten am Sonntagabend (Ortszeit) erneut vor das Weisse Haus. Es kam zu vereinzelten Gerangel mit der Polizei. Sicherheitskräfte wurden mit Plastikflaschen beworfen, Demonstranten nahmen einem Beamten seinen Schlagstock ab.

America Protests Washington
Eine Demonstrantin stellte sich am Sonntag (Ortszeit) in Washington in der Nähe des Weissen Hauses Polizisten entgegen. - keystone

Demonstranten skandierten «Kein Frieden ohne Gerechtigkeit», wie ein dpa-Reporter berichtete. CNN meldete, bereits am Freitag sei US-Präsident Donald Trump wegen der Proteste vor dem Weissen Haus für knapp eine Stunde in einen Bunker gebracht worden.

Washington Amerika USA
Demonstranten versammelten sich auch nach der Ausgangssperre in Washington D.C. noch vor dem Weissen Haus. - Keystone

Nach CNN-Angaben verhängten mindestens 40 Städte nächtliche Ausgangssperren, darunter auch Washington. Die Sperre in der Stadt mit dem offiziellen Amts- und Wohnsitz des US-Präsidenten begann um 23 Uhr Ortszeit (5 Uhr CH-Zeit).

Proteste zunächst friedlich

Zahlreiche Menschen befanden sich auch nach Anbruch der Nacht und kurz vor Beginn der Sperre noch vor dem Weissen Haus. Die Proteste verliefen zunächst friedlich (Video unten).

Später wurde jedoch ein Toilettengebäude in Brand gesteckt. Es folgten deutlich zu hörende Explosionen und Panik brachte aus.

Laut Zeugen vor Ort feuerte die Polizei Tränengas ab. Demonstranten antworteten laut US-Medien mit Feuerwerken. Um das Gebiet des Weissen Hauses brachen auch weitere Feuer aus und Demonstranten verbrannten auch US-Flaggen.

Die Feuerwehr musste etwa ein Brand in der St. Johns Kirche löschen. St. Johns Church ist auch als «Präsidenten-Kirche» bekannt, da sie schon von vielen US-Präsidenten besucht wurde. Unter anderem auch von Donald Trump.

«Wie in einer Kriegszone!»

Ein Twitter-User, der Videos von den Feuern zeigt, schreibt: «Vor dem Weissen Haus sieht es wie eine Kriegszone aus!»

01.10: Auch am Sonntagnachmittag kam es bereits zu Zwischenfällen. So etwa in der US-Stadt Minneapolis etwa brach während einem friedlichen Protest gegen Polizeigewalt plötzlich eine Massenpanik aus. Auf Twitter-Videos ist zu sehen, wie ein hupender Tanklaster auf eine Gruppe von mehreren tausend Menschen zufährt.

Glücklicherweise konnte sich die Menschenmenge frühzeitig trennen und laut der Polizei wurde niemand verletzt. «Fox 9» berichtet, dass Sanitäter sich jedoch sofort zum Tatort begaben.

Auf einem Video (unten) ist zu sehen, wie die Demonstranten versuchen den Lastwagen-Fahrer aufzuhalten. Mehrere Menschen springen auf den Truck, einer schlägt die Fahrerscheibe raus und versucht den Fahrer zum Anhalten zu zwingen.

Offenbar gelang es den Demonstranten den Mann zu überwältigen und aus dem Truck zu ziehen. Auf einem Instagram-Live-Video ist zu sehen, wie eine Gruppe Personen den Fahrer angreifen will.

Doch etliche Menschen stellen sich ihnen in den Weg und beschützen den Fahrer. «Wir dürfen ihn nicht verletzen, das würde unsere Bestimmung zunichtemachen.»

Bei dem Vorfall am frühen Sonntagabend (Ortszeit) wurde der Fahrer laut der Polizei verletzt. Er wurde verhaftet und ins Spital gebracht, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr.

Es ist bisher nicht klar, wie der Truck es auf den Highway schaffte. Dieser wurde wegen des gross angelegten Protest eine Stunde zuvor geschlossen. Die US-Behörden haben eine Untersuchung angefordert.

Wie es begann: Tod von George Floyds löste Proteste aus

In der Stadt Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota brachen die Proteste gegen Polizeigewalt zuerst aus. Dort starb der Afroamerikaner George Floyds bei einer Verhaftung durch die Polizei einen gewaltsamen Tod.

Der Beamte, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, wurde mittlerweile verhaftet. Er wird wegen Mordes und Totschlages angeklagt.

Minneapolis George Floyd Brutal
Der Afro-Amerikaner George Floyd war in Minneapolis am Abend des 25. Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz verstorben. - Facebook/Darnella Frazier

Der gewaltsame Tod von Floyds löste in mehreren US-Städten Proteste aus. Diese arteten teils in Plünderungen und Ausschreitungen aus, teilweise herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände.

In mindestens 40 Städten wurden Ausgangsbeschränkungen beschlossen, in 15 der 50 US-Bundesstaaten wurde die Nationalgarde aufgeboten.

US-Präsident Donald Trump macht die Antifa für die Unruhen verantwortlich und will die linke Gruppierung in den USA verbieten lassen. Er forderte zudem Gouverneure dazu auf, härter gegen die Demonstranten durchzugreifen.

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump fordert von den demokratischen Gouverneuren und Bürgermeistern ein härteres Durchgreifen. - Twitter/@realDonaldTrump

«Diese Menschen sind Anarchisten. Rufen Sie jetzt unsere Nationalgarde. Die Welt schaut zu und lacht Sie und den Schläfrigen Joe (Joe Biden Anm.d.Red.)», schrieb Trump auf Twitter.

In weiteren Tweets lobte Trump am Sonntagabend zudem erneut den Einsatz der Nationalgarde im US-Bundesstaat Minnesota, wo die Proteste ausgebrochen waren, und mahnte, die Kräfte hätten früher angefordert werden sollen. In einem anderen Tweet schrieb der Präsident in Grossbuchstaben schlicht: «Recht & Ordnung!»

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