Kanadier wollen wegen Wohnungsnot nicht aus Knast
Der Wohnungsmangel ist nicht nur hierzulande, sondern auch in Kanada ein Problem. Und zwar so sehr, dass Häftlinge nach ihrer Strafe im Knast bleiben wollen.

Das Wichtigste in Kürze
- Auch in Kanada fehlt es – ähnlich wie in der Schweiz – an Wohnungen.
- Das geht sogar so weit, dass sich einige Gefängnisinsassen längere Haftzeiten wünschen.
- Hinzu kommen aber auch andere Gründe: So fürchten sie in der Freiheit gefährliche Drogen.
In Kanada ist die Wohnungsnot so dramatisch, dass sich Strafgefangene eine längere Haftzeit wünschen. Melanie Begalka, eine Strafverteidigerin aus Vancouver, hat diese besorgniserregende Entwicklung auf Social Media öffentlich gemacht.
Laut Begalka ziehen mindestens drei ihrer Klienten es vor, hinter Gittern zu bleiben, anstatt sich dem chaotischen Mietmarkt zu stellen.
Obdachlose finden in Knast «Atempause»
In einer E-Mail-Erklärung an die Zeitung «Now Toronto» sagte Bagalka am Mittwoch: «Dies ist kein neues Phänomen. Es gibt seit Jahren Menschen ohne Zuhause, die im Gefängnis eine Atempause finden.»
Es gebe mehrere Gründe, warum Menschen lieber etwas länger hinter Gittern bleiben: Neben der extremen Wohnungsnot sei es auch die Angst vor gefährlichen Drogen auf der Strasse.
Begalka betont: «Ich denke, dass die Wohnkrise ein grosses Problem ist und alle Regierungsebenen mehr tun müssen. Dies gilt insbesondere für ländliche und abgelegene Gebiete des Landes mit weniger Ressourcen.»
Ihr Tweet ziele nicht darauf ab, ein politisches Statement abzugeben. Sie wolle nur ihre Traurigkeit und Frustration über die schwierigen und oft übersehenen Umstände der Menschen zum Ausdruck bringen.
Konservative kritisieren Trudeau-Wohnungsmarkt
Der Tweet bringt Premierminister Justin Trudeau Kritik von rechts. Oppositionsführer Pierre Poilievre von der Konservativen Partei urteilt: «Der Trudeau-Wohnungsmarkt ist für viele schlimmer als das Gefängnis.»
Auch andere stimmen Begalkas Ansichten zu und teilen ihre eigenen Bedenken: «Willkommen in Kanada – wo das Gefängnis weniger entmenschlichend wirkt», kommentierte ein Twitter-Nutzer.
Ein anderer fügt hinzu: «Gefängnisse sind kein Ersatz für bezahlbaren, würdevollen, sicheren und zugänglichen Wohnraum.»