Jeff Bezos soll durch Penis-Bilder erpresst worden sein. Trotzdem sind die Medien weniger gnädig. Die Opferhilfe Bern erklärt wieso.
Jeff Bezos
Amazon-Gründer Jeff Bezos spricht am 13.9.18 an Washingtons Meilenstein-Feier. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der «National Enquirer» soll Jeff Bezos mit Nacktfotos zu erpressen versucht haben.
  • Bezos wird von den Medien weniger als Opfer angesehen, weil er ein berühmter Mann ist.
  • SKP rät bei Erpressung: Nicht darauf eingehen, Kontakt abbrechen und Anzeige erstatten.

Jeff Bezos machte intime Bilder und schickte sie seiner Geliebten Lauren Sanchez. Aus noch nicht geklärtem Weg gelangten diese in die Hände des «National Enquirer». Verdächtigt wird auch Sanchez Bruder.

Das Boulevard-Blatt soll den Amazon-Gründer mit den Nacktfotos versucht haben zu erpressen. Jeff Bezos ging an die Öffentlichkeit. Die reagierte allerdings anders als erwartet.

Einige Medien implizierten in ihrer Berichterstattung eine gewisse Mitschuld von Jeff Bezos. Das «Wall Street Journal» kritisierte etwa sein Urteilsvermögen. Die «New York Times» forderte von Jeff Bezos: «Bitte veröffentliche deine schmutzigen Selfies. Es ist das Beste für das Land und besonders für deine Kinder.»

Und die «NZZ» schreibt von «Genital-Selfies eines hormongesteuerten Multimilliardärs». Auch die User in den sozialen Netzwerken sind wenig gnädig.

Risiko bei Verschicken von Nacktfotos

Brigitte Gschwend von der Opferhilfe Bern erklärt auf Anfrage von Nau, warum der Multi-Milliardär weniger als Opfer angesehen wird. «Grundsätzlich kann man sagen, dass jede Person ein Risiko eingeht, wenn sie sexualisierte Fotos von sich weiterschickt», so Gschwend.

Würden Bilder aber gegen die Person verwendet oder zur Erpressung genutzt, erhalte diese durchaus einen Opferstatus, stellt die Beraterin klar.

«Schadenfreude» bei berühmten Männern

Gschwend vermutet, dass einige Personen «gewisse Schadenfreude» gegen Jeff Bezos empfinden, weil er «berühmt und männlich» ist. Bei Mächtigen werde nach der «Achillesferse» gesucht, um diese in irgendeiner Form zu Fall zu bringen.

«Und die Öffentlichkeit ist bei Frauen eher geneigt, ihnen einen Opferstatus zuzusprechen», so Gschwend. Dabei gehe es nicht selten um männliche und weibliche Rollenbilder in unserer Gesellschaft.

Fall Jeff Bezos eher «Racheporno» oder Datenklau

Simona Materni von der Schweizerischen Kriminalprävention SKP erklärt, was bei Erpressung zu tun ist. Zwar sei das Geschehen um Jeff Bezos «definitiv kein klassischer Fall» von Sextortion, auf Erpessungsversuche solle man aber grundsätzlich nicht eingehen.

Bei Sextortion werden meistens Männer von Video-Chatbekannschaften mit Nacktbildern und Masturbationsvideos erpresst. Die sind meist im gemeinsamen Chat entstanden.

Im Fall Jeff Bezos ist laut Materni eher unklar, ob allfällige Nacktbilder gestohlen oder wie ein «Racheporno» verwendet wurden. Dabei erpresst eine bekannte Person mit einvernehmlich geschickten Intimfotos.

Nicht erpressen lassen!

Materni rät den Opfern von Sextortion: Nicht erpressen lassen, Kontakt abbrechen und Google Alert mit ihrem Namen einrichten! Wenn aber beispielsweise Ex-Partner mit der Veröffentlichung von Nacktaufnahmen drohen, den nächsten Polizeiposten aufsuchen!

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GoogleWall StreetJeff Bezos