Jeff Bezos & Co.: Hat Trump es sich mit den Superreichen verscherzt?
Superreiche wie Jeff Bezos und Elon Musk galten als enge Freunde des US-Präsidenten. Doch hat Donald Trump es sich mit ihnen verscherzt? Experten ordnen ein.

Das Wichtigste in Kürze
- Jeff Bezos, Elon Musk und andere Superreiche galten als enge Freunde von Donald Trump.
- Inzwischen scheinen sich einige von ihnen von Trump zu distanzieren.
- Zwei Experten ordnen ein.
US-Superreiche wie Elon Musk oder Jeff Bezos gelten als enge Freunde von Donald Trump. Inzwischen berichten verschiedene Medien, dass sich immer mehr von ihnen vom US-Präsidenten distanzieren.
Elon Musk beispielsweise kündigte vor wenigen Tagen an, sich weitgehend aus der Rolle als Kostensenker von Trump zurückzuziehen.
Und Amazon-Gründer Jeff Bezos ist mit der Zollpolitik des US-Präsidenten nicht glücklich. Die Firma wollte bei ihren Produkten anzeigen, wie viel die Zölle zum Preis beitragen. Nach heftiger Kritik aus dem Weissen Haus und einem Telefonat mit Trump reagierte der Onlinehandelsriese und ruderte zurück.
Hat Trump es sich mit den Superreichen wirklich verscherzt? Nau.ch hat bei zwei Experten nachgefragt.
«Seine Zollpolitik trifft Superreiche wie Jeff Bezos oder Elon Musk»
Ökonom Mathias Binswanger relativiert die Situation: «Zunächst muss man festhalten, dass in den Medien masslos übertrieben wird.»
Aus angeblichen Freundschaften würden angebliche Feindschaften gemacht. Wobei oftmals wirkliche Informationen fehlen würden.
Allgemein gelte: «Trump bleibt für die Superreichen wie auch für den Rest der Bevölkerung unberechenbar.»
Der Professor der Fachhochschule Nordwestschweiz fügt hinzu: «Seine Zollpolitik trifft einige Superreiche wie Jeff Bezos oder Elon Musk. Es wäre etwas gar viel verlangt, wenn sie darüber noch Begeisterung zeigen sollten.»
Laut dem Ökonomen könne von einer wirklichen Abwendung keine Rede sein. «Die bisherigen ‹Verbündeten› werden kaum in Opposition zu Trump gehen. Aber sie werden versuchen, seine Politik etwas zu beeinflussen.»
«Trump-Loyalisten werden dies auch bleiben»
Auch Reinhard Heinisch, Professor an der Universität Salzburg und USA-Experte, meint: «Alles ist relativ.» Und fügt hinzu: «Niemand will sich mit Trump anlegen, und offene Kritik ist momentan nicht zu erwarten.»
Wie viele Superreiche wenden sich konkret ab? Dazu fehlt dem Österreicher der Einblick. «Trump-Loyalisten werden dies auch bleiben», sagt er aber.
Die Wall Street habe bereits reagiert und gezeigt, was sie von Trumps Handelspolitik halte. «Die meisten der Reichen setzen auf Trump, weil sie sich grosse Steuervorteile erwarten.»
Improvisation statt Plan
Heinisch warnt aber: «Die Steuersenkungen werden ein riesiges Budgetloch reissen. Dafür braucht Trump starkes wirtschaftliches Wachstum und sprudelnde Zolleinnahmen.»
Danach sehe es momentan aber nicht aus. Daher seien alle zunehmend nervös.
Der Salzburger Professor sagt: «Man meint immer mehr, dass Trump eben vielleicht keinen grossen Plan hat. Sondern, dass alles irgendwie improvisiert ist und er dabei nur Chaos produziert.»
Ökonom Mathias Binswanger meint dazu: «Trump kann sich auch jederzeit einer neuen Situation anpassen. Wenn es ihm mit den Zöllen zu brenzlig wird, dann dürfte er diese wieder zurücknehmen.»
Aber er würde dies dann als Sieg verkaufen – nach dem Motto: «Wir haben andere Länder mit unseren Zolldrohungen zu Konzessionen gezwungen.» Und das sei ja tatsächlich auch der Fall.
Sind Musk, Bezos und Co. mit allen Entscheidungen von Trump einverstanden? Sicher nicht. Von einer grossen Distanzierung zu sprechen, wäre aber gleichwohl falsch.