Wegen Mitgliederschwund: Kanton Zürich verkauft eine Kirche
Die reformierte Kirche Furttal muss sparen – und erwägt, die Kirche Dällikon zu verkaufen. Der Mitgliederschwund macht der Gemeinde schwer zu schaffen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Kirchgemeinde Furttal verliert jährlich rund 10 Prozent ihrer Mitglieder.
- Die Kirche Dällikon steht daher zum Verkauf – ein emotionaler Einschnitt für viele.
- Ohne Verkauf drohen Kürzungen bei Angeboten wie Jugend- oder Seniorenarbeit.
Die reformierte Kirche Furttal kämpft mit schwindenden Mitgliederzahlen und schmaler werdender Kasse.
Nun zieht die Kirchgemeinde drastische Konsequenzen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet: Die Kirche Dällikon soll verkauft oder umgenutzt werden.
Kirche schrumpft jedes Jahr um 10 Prozent
Die Kirchgemeinde Furttal zählt heute noch rund 6000 Mitglieder. Jedes Jahr sinkt die Zahl um etwa zehn Prozent.
Bis 2050 rechnet man mit nur noch 3500 Reformierten. Mit den Mitgliedern schwinden auch die Steuereinnahmen, um bis zu 40 Prozent.
Der Gebäudebestand stammt aus Zeiten mit deutlich mehr Kirchenmitgliedern. Viele Pfarr- und Kirchgemeindehäuser stehen leer oder sind vermietet.
Der Unterhalt kostet jährlich rund eine halbe Million Franken – zu viel für die schrumpfende Gemeinschaft. «Liegenschaften können eine Belastung sein», sagt Kirchenpflegepräsident Peter Randegger.
Ein erster Schritt: Am 1. Juli entscheidet die Kirchgemeindeversammlung über den Verkauf der zwei Pfarrhäuser in Watt und Dällikon.
Auch über die Veräusserung eines historischen Ensembles in Regensdorf wird abgestimmt. Dieses umfasst unter anderem eine Kapelle und ein Pfarrhaus mit Asylunterkunft.
Viel Geld lässt sich mit den Kirchen nicht machen
Für das Gesamtpaket erhofft man sich rund 6 Millionen Franken. Wobei die denkmalgeschützte Niklaus-Kapelle in Regensdorf schwer zu veräussern sein dürfte.
Doch das reicht nicht. In einem zweiten Paket steht nun auch die Kirche Dällikon selbst auf dem Spiel. Sie ist die kleinste der drei Kirchen im Furttal und laut Strategie der Kirchenpflege künftig nicht mehr nötig.
«Das schmerzt unheimlich», sagt Randegger. Am Informationsanlass machten viele Dällikerinnen und Dälliker deutlich, wie emotional der mögliche Verlust ihres Gotteshauses für sie ist.
Ein Verkauf der Kirche ist allerdings nicht einfach: Es braucht die Zustimmung des Kirchenrats. Zudem steht das Gebäude unter Denkmalschutz, darf also nicht umgebaut werden. Die Kirchenpflege rechnet deshalb mit einem eher bescheidenen Erlös – rund 400'000 Franken.
Auch das Kirchgemeindehaus in Dällikon und jenes in Buchs sollen mittelfristig verkauft oder umgenutzt werden. In Dällikon läuft derzeit noch ein Jugendprojekt, ab 2030 könnte das Haus auf den Markt kommen.
Falls die Kirchgemeinde gegen die Verkäufe stimmt, bliebe nur ein anderer Weg: weniger Angebote.
Laut Beat Hartmann, Leiter der Diakonie, kosten freiwillige Angebote wie Jugendprojekte oder Seniorenarbeit gleich viel wie der Unterhalt der Liegenschaften. «Die Frage ist: Investieren wir in Mauern – oder in Menschen?»
In der Geschichte gab's wenig Kirchenverkäufe
Ein Kirchenverkauf ist ein seltener Vorgang. Im Kanton Zürich wurde bisher nur einmal eine Kirche verkauft – die Eglise Française in Winterthur.
In Zürich und Winterthur werden einzelne Kirchen anderweitig genutzt, etwa als Schulraum, Kulturort oder Kantonsratssaal. Doch verkauft wurden sie in der Regel nicht.
Die Kirche Furttal könnte also Geschichte schreiben – auch wenn es eine ist, die vielen weh tut.