In den USA wurde der 18-jährige Kyle Rittenhouse freigesprochen. Das Urteil führte in verschiedenen Staaten zu Demonstrationen.
Freispruch Kyle Rittenhouse
Kyle Rittenhouse vor Gericht. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • In den USA wurde ein Jugendlicher von mutmasslichem Mord freigesprochen.
  • Er stand wegen der Tötung zweier Demonstranten der Black Lives Matter Demos vor Gericht.
  • Die Reaktionen auf den Freispruch fallen heftig aus, überall in den USA gab es Demos.

Der 18-jährige US-Amerikaner Kyle Rittenhouse wurde freigesprochen. Er hatte bei Anti-Rassismus-Protesten in der US-Stadt Kenosha zwei Demonstranten erschossen. Der Freispruch hat in den USA Proteste ausgelöst.

Demonstranten vor dem Gericht in Kenosha schlugen am Freitag auf Trommeln. Sie riefen dazu «Schuldig, schuldig, das ganze System ist schuldig wie die Hölle». Auch in Chicago und New York gab es Proteste. In Portland kam es zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Kenosha Protest Shootings Reaction
Auch in Kenosha kam es zu Demonstrationen. - keystone

Rittenhouse hatte bei Anti-Rassismus-Protesten in Kenosha zwei Demonstranten erschossen und einen dritten schwer verletzt. Die Geschworenen sprachen den zum Tatzeitpunkt 17-Jährigen am Freitag von den Vorwürfen frei. Angeklagt war er des Mordes, des Totschlags, des versuchten Mordes und der Gefährdung anderer.

Biden warnt vor Gewalt

US-Präsident Joe Biden warnte nach dem Urteilsspruch vor Gewalt und rief zur Ruhe auf. «Das Urteil in Kenosha wird viele Amerikaner wütend und besorgt machen, mich eingeschlossen. Aber wir müssen anerkennen, dass die Geschworenen entschieden haben», erklärte Biden. Er rief alle Demonstranten auf, ihre Meinung friedlich kundzutun.

Der Prozess war politisch höchst aufgeladen, da er im Zusammenhang mit den Black-Lives-Matter-Protesten vom vergangenen Jahr stand. Rittenhouse gilt in rechten Kreisen als eine Art Galionsfigur. Dort wurde verbreitet, Rittenhouse sei zu den Protesten gefahren, um dort als Sanitäter zu helfen. Oder auch, um Geschäfte vor Plünderungen zu schützen.

Black Lives Matter
Der Tod von George Floyd hatte weltweit «Black Lives Matter»-Bewegung ausgelöst. (Archivbild) - Keystone

Zahlreiche Republikaner, darunter auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump begrüssten das Urteil. «Glückwunsch an Kyle Rittenhouse, dass er in allen Anklagepunkten für unschuldig befunden wurde», erklärte Trump über seine Sprecherin Liz Harrington. «Und nebenbei bemerkt, wenn das nicht Selbstverteidigung ist, was dann!», fügte er hinzu.

Justizsystem wird infrage gestellt

Viele Afroamerikaner werteten das Urteil hingegen als bezeichnend für ein Justizsystem, das Minderheiten benachteilige. «Wir haben gerade erlebt, wie das System die terroristischen Handlungen eines weissen Vorherrschers anerkannt hat.» Das schrieb der afroamerikanische Footballspieler Colin Kaepernick bei Twitter.

«Ha, wäre der Junge schwarz gewesen, hätte er lebenslänglich bekommen», erklärte der afroamerikanische Rennfahrer Bubba Wallace. Auch zahlreiche Waffengegner protestierten gegen die Entscheidung des Gerichts.

Kenosha Protest Shootings Reaction
Rittenhouse ist in den Augen der Demonstranten ein Mörder. - keystone

Die Anwälte des 18-Jährigen hatten vor Gericht argumentiert, der Jugendliche habe in Notwehr gehandelt. Dies, weil er von Demonstranten angegriffen worden sei. Auf Videoaufnahmen war unter anderen zu sehen, wie ein Mann Rittenhouse mit einem Skateboard schlug. Ein von Rittenhouse verletzter Mann räumte vor Gericht ein, selbst eine Waffe auf den Teenager gerichtet zu haben.

Die Staatsanwaltschaft erklärte dagegen, Rittenhouse habe die Gewalt als selbsternannter «Hilfspolizist» selbst provoziert. Er hätte nie mit einem Sturmgewehr nach Kenosha reisen dürfen.

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