Facebook heisst neu Meta und will künftig mehr sein als nur Social-Media. Zuckerberg will eine Cyber-Parallelwelt erschaffen, in der die Zukunft stattfindet.
Facebook heisst jetzt Meta
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Facebook heisst jetzt Meta und will keine Social-Media-Firma mehr sein.
  • Stattdessen plant Zuckerberg eine Cyber-Parallelwelt analog zu bekannten Dystopien.
  • Bislang sind derartige Projekte aber immer gescheitert.

Mark Zuckerberg geht es offenbar wie den meisten von uns, die schon länger im Netz unterwegs sind: Er ist zu alt für Facebook. Diesen Eindruck erweckt der 37-Jährige jedenfalls in seiner neusten Präsentation. Man sei eigentlich «keine Social-Media-Firma», sondern «man verbinde Menschen via Technologie» und dabei sei es Zeit für ein neues Kapitel.

Zuckerberg will das Kapitel «Social Media» hinter sich lassen.

Doch statt der Plattform einfach den Rücken zu kehren, will Zuckerberg sie neu erfinden: Seine Muttergesellschaft heisst neu «Meta» und will den Fokus künftig auf ein «Metaverse» legen. In 10 bis 15 Jahren soll das Kerngeschäft des Konzerns nicht mehr Social Media sein. 10'000 neue Stellen wurden dafür bereits geschaffen.

Facebook will Online-Parallelwelt erschaffen

Zuckerberg will Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) kombinieren und so einen digitalen Raum schaffen, wo Avatare miteinander interagieren. Es geht dabei nicht nur um eine Freizeitbeschäftigung, auch Job und Sozialleben sollen dort stattfinden.

Genau das also, wovor Autoren wie Ernest Cline in «Ready Player One» oder Neal Stephenson mit «Snow Crash» warnen. In den beiden Dystopien geht der Aufstieg einer Online-Parallelgesellschaft mit dem Untergang der echten Welt einher: Die Menschen wollen nur noch im Metaverse Zeit verbringen und verlieren darum das Interesse an der Realität draussen.

ready player one
Tye Sheridan, Hauptfigur in «Ready Player One» von Steven Spielberg, wird aus dem Metaversum seiner VR-Brille in die Realität zurückgeholt: Er lebt in einem heruntergekommenen Lieferwägelche - Keystone

Zuckerberg versichert aber, es gehe nicht darum, dass die Menschheit noch mehr online ist und dort all ihre Zeit verbringt. Das Online-Erlebnis soll einfach «intensiver und besser erlebbar» werden.

Dafür hatte das Unternehmen in den letzten Jahren auch mächtig in Hardware investiert: Facebook kaufte 2014 mit Oculus einen VR-Spezialisten ein, und im Facebook Reality Lab wird an neuen Benutzeroberflächen getüftelt. Mittelfristig sollen VR-Brillen und Bewegungssensoren Tasatatur und Bildschirm ersetzen.

Nicht das erste Metaverse

Die Idee dazu ist indes nicht neu und wäre technisch auch schon vor zehn Jahren umsetzbar gewesen. «Second Life» erschuf zwischen 2004 und 2009 so etwas wie ein Metaverse. Anfangs noch bejubelt und als «Werbemarkt der Zukunft» von Firmen umworben, ging es mit dem Projekt schnell bergab.

Ironischerweise war es damals auch der Aufstieg der Sozialen Medien, die dem letzten «richtigen» Metaverse die Nutzer stahlen. Sich online zu treffen war für Durchschnittsuser auf Facebook plötzlich viel einfacher. Schade um die vielen kreativen Köpfe, die damals aus dem Nichts online eine lebendige Künstler- und Musikszene erschufen.

Das Problem mit der Freiheit im Netz

Ein weiteres Problem: Bislang hat solcher «Freiraum» im Internet immer auch stark Menschen angezogen, die sonst keinen Platz für ihre Bedürfnisse finden. Diese leben dann unter dem Deckmantel dieser «Freiheit» ihre nicht gesellschaftstauglichen Weltanschauungen und Verhaltensmuster aus. Am Ende muss dann trotzdem jemand Sittenpolizei spielen.

Mark Zuckerberg Facebook CEO
Wo beginnt Sicherheit und wo hört Freiheit im Netz auf? Mark Zuckerberg, CEO und Gründer von Facebook. - Keystone

Beispiele dafür sind neben Second Life auch Informationsplattformen wie Reddit oder Pinterest. Wer zu Beginn die grosse Freiheit versprach, musste wenig später mit aktualisierten Nutzungsbestimmungen gegen fragwürdige Pornografie und Meinungsbeiträge vorgehen.

Zuckerberg ist sich dieser Problematik sehr wohl bewusst. Im Metaverse sollen darum von Anfang an Regierungen, Tech-Firmen aber auch die Wissenschaft und Menschenrechte «Regeln definieren». Wie «frei» das Ganze dann noch ist, wird sich zeigen.

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