Joe Biden steht als Sieger der US-Wahlen fest. Noch-Präsident Donald Trump und seine republikanische Partei gestehen ihre Niederlage nicht ein. Ist das Taktik?
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US-Präsident Donald Trump spricht an einer Wahlkampfveranstaltung im Vorgang der US-Wahlen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsident Donald Trump hat Joe Biden noch immer nicht zu dessen Wahlerfolg gratuliert.
  • In einigen Staaten hat der Noch-Präsident das Wahlergebnis angefochten.
  • Vier Jahre Trump haben die republikanische Partei völlig umgekrempelt.

Ist er lediglich ein schlechter Verlierer oder steckt doch Taktik dahinter? Tage nach dem Sieg von Joe Biden bei der 59. Präsidentschaftswahl in den USA hat Noch-Präsident Donald Trump seine Niederlage immer noch nicht eingestanden. Aber nicht nur das: Auch haben nur eine Handvoll Kongressabgeordnete aus seiner Partei die Niederlage offiziell akzeptiert.

Die Kurzantwort: Ja, Trump ist ein schlechter Verlierer. Der Milliardär wurde schliesslich von seinem Vater dazu erzogen, ein Sieger zu sein. Da passt es nicht, das Donald Trump zum Kreise der wenigen US-Präsidenten zählt, die ihre Wiederwahl nicht geschafft haben.

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US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Kansas. - Keystone

Kommt hinzu, dass Trump mit der Abwahl seine Immunität vor Strafverfolgungen verliert. Dem Noch-Präsidenten drohen Anklagen, etwa wegen Steuerhinterziehung. Bei der New Yorker Staatsanwaltschaft ist eine solche Anklageerhebung bereits in petto.

In Georgia wird nochmals ausgezählt

Ein bisschen Taktik steckt wohl auch dahinter. Am 14. Dezember wählen die Elektoren aus den Bundesstaaten in einem formalen Akt den Präsidenten.

Bis dahin kann die Wahl noch angefochten werden. Trump hat in einigen Bundesstaaten wegen der – seiner Ansicht nach gezinkten – Wahl Klagen eingereicht. In Georgia werden wegen des engen Resultats zudem die Stimmen nachgezählt.

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Im US-Bundesstaat Georgia wird nochmals nachgezählt. - Keystone

Das Rennen scheint jedenfalls aus der Sicht von Trump und einiger seiner Weggefährten noch offen. Und Trump weiss: Mit einem Niederlage-Eingeständnis wäre sein Spiel vorbei.

Davon kann der ehemalige Präsidentschaftskandidat Al Gore ein Liedchen zwitschern. Er hatte vor 20 Jahren lediglich wegen 537 Stimmen in Florida das Rennen gegen George W. Bush verloren.

Bei der Wahl in Florida damals war einiges schiefgelaufen. Doch zu einer Neuauszählung kam es nie – auch weil Gore seinem Gegner bereits per Telefon zum Sieg gratuliert hatte.

Vier Jahre Trump haben Republikanische Partei total umgekrempelt

Aber warum halten sich die Republikanischen Abgeordneten weiterhin an Trump, ist doch die Chance, dass er Präsident bleibt, mehr als minimal?

Es zeigt vor allem eines: Vier Jahre Trump haben die Partei total umgekrempelt. Die Angst innerhalb der Partei scheint gross zu sein, sich gegen die Anhänger von Trump aufzubringen. Es könnte das politische Ende ihrer Karriere bedeuten.

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Was passiert mit der GOP nach der Trump-Ära? Die republikanische Partei steckt im Dilemma. - dpa

Zudem spielt Trump offenbar mit dem Gedanken, zur nächsten Wahl 2024 nochmals anzutreten. Aber auch sonst wird ihm und seiner Anhängerschaft wohl auch in vier Jahren eine bedeutende Rolle zukommen.

Zuletzt wird mit einem ungeordneten Übergang von Trump zu Biden die Regierung des «President elect» bereits ein erstes Mal torpediert. Sicherlich kein guter Start für die Demokraten, die es wieder ins Weisse Haus geschafft haben.

Springt Donald Trump noch über seinen Schatten?

International darf Biden hingegen auf mehr Unterstützung zählen als sein Vorgänger. Gratulationen gabs etwa bereits von Angela Merkel, Emmanuel Macron, Boris Johnson und auch Recep Tayyip Erdogan.

Russlands Präsident Wladimir Putin will offenbar noch warten, bis alle Stimmen ausgezählt sind. Ebenso Brasiliens Staatschef und Trump-Verehrer Jair Bolsonaro. «Wir haben zur Kenntnis genommen, dass Biden den Wahlsieg erklärt hat», heisst es aus China.

Es bleibt abzuwarten, ob Donald Trump dennoch über seinen Schatten springt und bald die Wahl akzeptiert. Schliesslich musste dies auch Hillary Clinton vor vier Jahren nach einem erbitterten und hitzigen Wahlkampf tun.

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Sichtlich geschockt musste Hillary Clinton ihre Wahlniederlage eingestehen. - Keystone

Anders als Trump heute erklärte die damalige Herausforderin noch am Tag nach den Wahlen ihre Niederlage. Bitter sagte sie in die Kameras: «Donald Trump wird unser Präsident. Wir schulden ihm eine offene Haltung und eine Chance zur Führung.» Eine Haltung, die der scheidende Präsident bisher vermissen lässt.

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