Brent steigt nach 15 Jahren aus Verschwörer-Szene aus
Das Wichtigste in Kürze
- Der US-Amerikaner Brent Lee sammelt 15 Jahre lang Beweise für Verschwörungstheorien.
- Im Jahr 2018 geraten seine Überzeugungen ins Wanken, er kehrt der Szene den Rücken.
- Heute setzt sich Lee mit seinem Podcast und Auftritten gegen Desinformation ein.
15 Jahre lang war Brent Lee davon überzeugt, dass eine geheime Elite die Welt kontrolliert. Er glaubte an Ufos und vermutete satanistische Symbole in der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2012. Seine Theorien diskutierte der Amerikaner mit Gleichgesinnten im Netz.
Doch im Jahr 2018 änderte sich seine Sichtweise: «Ich hatte es satt», sagt er gegenüber dem «Guardian». «Ich konnte es nicht mehr ertragen, weil es nicht mehr das war, woran ich glaubte. Also habe ich mich einfach aus dem Internet ausgeloggt.»
Zum ersten Mal kam Lee 2003 mit Verschwörungstheorien in Berührung. Als 24-Jähriger lud er damals Videos über alternative Meinungen zu den Anschlägen vom 11. September herunter.
Lee vertrat eine starke Anti-Kriegs-Haltung und war Politikerinnen und Politikern gegenüber skeptisch eingestellt. Basierend auf diesen Glaubenssätzen kam er zur Überzeugung, dass ein Netzwerk von Geheimgesellschaften und Kulten die Welt regiere.
«Schäme mich, so viele Lügen verbreitet zu haben»
Er verbrachte Monate damit, eine alternative Erklärung für Anschläge und andere Ereignisse zu finden. Heute sagt er: «Ich schäme mich, so viele Lügen verbreitet zu haben.» Und: «Ich wollte nicht lügen, ich hatte nur ein falsches Bild.» Seine Absichten seien gut gewesen.
«Sobald man von bestimmten Argumenten überzeugt ist, ist es leicht, sich immer tiefer darin zu verstricken», fährt Lee fort. «Wenn die Welt einmal so verzerrt sieht, kann man sich auch von anderen Dingen überzeugen lassen.»
Misstrauisch wurde er jedoch, als der Rechtsaussen-Radiomoderator Alex Jones behauptete, das Massaker an der Sandy-Hook-Schule 2012 sei ein Schwindel gewesen. Laut Jones sei keines der 20 Kinder gestorben, und die Eltern seien nur «Schauspieler» gewesen. Lee hielt diese Aussagen für unglaubwürdig.
Er glaubte auch nicht daran, dass ein Pädophilenring aus Mitgliedern der politischen Elite von einem Pizza-Restaurant in Washington aus operiere. «Ich sah mir ‹Pizzagate› an und dachte: ‹Nun, das ist einfach nur dumm›», sagt Lee.
Als Aussteiger beobachtete er im Jahr 2020, wie sich Verschwörungstheorien rund um Covid-19 schnell verbreiteten. Sein Glaube: Sollte es tatsächlich eine globale Bewegung geben, die dank Pandemie eine neue Weltordnung errichten will, würde diese auffallend unkoordiniert vorgehen.
«Die Regierungen haben nicht im Gleichschritt miteinander gehandelt», sagt Lee. «Es gab keine gut geölte Maschine, es war unorganisiert. Niemand hatte das Sagen.»
Aufklärung gegen Desinformation
Heute arbeitet er in einer Fabrik und nutzt jede freie Minute, um neue Wellen von Desinformation zu analysieren. Mit seinem Podcast will er auch andere Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker aus ihrer Blase locken. «Es wird immer schlimmer», sagt er. «Die Leute werden mit Desinformation manipuliert.»
Wie gehen Sie mit Verschwörungsmythen um?
Seine Bemühungen hatten bisher wenig Erfolg. Seine frühere Online-Community hat ihn verstossen. Manche behaupten sogar, er werde von «den Eliten» bezahlt. Trotzdem will er weitermachen.