110 Jahre Haft für Lkw-Fahrer nach tödlichem Unfall sorgen in USA für Empörung
Das Wichtigste in Kürze
- Millionen Menschen unterzeichnen Petition für Strafmilderung.
Unter den Unterstützern von Rogel Aguilera-Mederos ist auch Reality-TV-Star Kim Kardashian: «Das ist so unfair», schrieb die 41-Jährige, die derzeit ein Anwalts-Studium absolviert, auf Twitter über die harte Strafe. Sie bete, dass der Gouverneur des Bundesstaates Colorado die Strafe mildere.
Der kubanische Einwanderer Aguilera-Mederos hatte im April 2019 nahe der Stadt Denver mit seinem mit Baumstämmen beladenen Lastwagen einen tödlichen Unfall verursacht. Als in einer Gebirgsregion seine Bremsen versagten, raste er mit mehr als 130 Stundenkilometern in wegen eines anderen Unfalls auf der Autobahn stehende Fahrzeuge. Vier Menschen starben, sechs weitere wurden verletzt, 28 Fahrzeuge wurden beschädigt.
Die Staatsanwaltschaft legte Aguilera-Mederos unter anderem zur Last, den Lastwagen nicht in eine Notfallspur gelenkt zu haben. Der 26-Jährige wurde schliesslich in 27 Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter Tötung mit einem Fahrzeug. In der vergangenen Woche verurteilte ein Richter ihn zu 110 Jahren Gefängnis.
Der Richter sagte dabei, er selbst hätte sich nicht für ein solches Strafmass entschieden, ihm seien aber die Hände gebunden: Es handele sich um die im Recht Colorados festgeschriebene Mindeststrafe. In dem für die Gebirgskette Rocky Mountains bekannten Bundesstaat werden Gefängnisstrafen für die einzelnen Anklagepunkte in bestimmten Fällen zusammengerechnet.
Das harte Urteil sorgte für Erstaunen und stellenweise Empörung. Auf der Website Change.org unterzeichneten bis Mittwoch mehr als 4,7 Millionen Menschen eine Petition, in der für den Lkw-Fahrer eine Strafmilderung oder Begnadigung gefordert wird.
Colorados Gouverneur Jared Polis hat bereits ein Gnadengesuch erhalten, das derzeit überprüft wird. Auch die Staatsanwalt reichte einen Antrag ein, in dem das Gericht gebeten wird, die Höhe der Strafe zu überdenken. Das Gesetz erlaube durchaus, in besonderen Fällen beim Festlegen des Strafmasses ausserordentliche Umstände geltend zu machen, heisst es darin.
In sozialen Netzwerken drohten Lastwagenfahrer damit, nicht mehr durch Colorado zu fahren, bis die Frage geklärt ist.