Nach fünf Tagen durfte die «Aquarius» mit 141 Migranten an Bord endlich im maltesisch Hafen Valetta einlaufen. Doch von einem «Happy End» spricht niemand.
Die «Aquarius» mit 141 Migranten an Board läuft in den Hafen von Valetta ein.
Die «Aquarius» mit 141 Migranten an Board läuft in den Hafen von Valetta ein. - epa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auch nach dem Ende der Irrfahrt der «Aquarius» sind die Retter noch nicht zufrieden.
  • Für sie ist klar, dass sie weiter in Not Geratenen helfen müssen.

Das Rettungsschiff «Aquarius» mit 141 Migranten an Bord ist nach fünftägigem Ausharren auf dem Meer in den Hafen der maltesischen Hauptstadt Valletta eingelaufen. Das teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée am Mittwochnachmittag auf Twitter mit. Auf Videoaufnahmen der Organisation ist zu sehen, wie einige Migranten an Bord bei der Ankunft im Hafen jubeln und klatschen.

Die Hilfsorganisationen bekräftigten heute Mittwoch, dass sie allen Schwierigkeiten zum Trotz weiter Menschen aus Seenot retten wollen. Die Schutzsuchenden hätten Vergewaltigung, Menschenhandel und Misshandlungen hinter sich, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, Florian Westphal, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin. «Daraus entsteht auch für uns die absolute Überzeugung (...), dass in dieser humanitären Krise weiter gerettet werden muss.»

Es dränge sich der Verdacht auf, dass die Behörden versuchten, den Hilfsorganisationen Steine in den Weg zu legen, sagte Westphal. «Selbst wenn alle zivilen Seenotrettungsschiffe unterwegs sind, ertrinken leider immer noch viel zu viele Menschen.» Die Regierung des britischen Überseegebiets Gibraltar will der «Aquarius» die Flagge entziehen. SOS Méditerranée begrüsste zwar die Entscheidung der Staaten, sich der zuletzt geborgenen 141 Migranten anzunehmen. Es seien jedoch langfristige Lösungen nötig.

Harter Kurs der Italiener und Spanier erschwerte die Hilfe

Bereits die letzte Rettungsfahrt der «Aquarius» im Juni war erst nach tagelanger Irrfahrt zu Ende gegangen. Die populistische Regierung in Italien, die in der Migrationspolitik einen harten Kurs fährt, verwehrte der «Aquarius» mit mehr als 600 Migranten an Bord damals die Einfahrt in einen Hafen. Das Schiff steuerte schliesslich Spanien an. Auch andere Schiffe, die Menschen aus Seenot gerettet hatten, konnten über Tage hinweg nicht anlegen, weil ihnen zuerst kein Hafen zugewiesen wurde.

Die privaten Seenotretter werden unter anderem von populistischen Parteien beschuldigt, das Handwerk der Schlepper zu unterstützen. Der stellvertretende AfD-Bundessprecher Georg Pazderski erklärte am Mittwoch in einer Mitteilung: «Alle Migranten, die vor der afrikanischen Küste aufgegriffen werden, müssen in den nächsten afrikanischen Hafen zurückgebracht werden, um Nachahmer abzuschrecken und den Schleppern das Handwerk zu legen.» «Schlepperschiffe» wie die «Aquarius» müssten aus dem Verkehr gezogen und die Besatzungen müssten hinter Gitter gebracht werden.

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