Minimalismus ist «Kunst des Weglassens und des genügsamen Lebens». Dies lässt sich auch auf die Innenarchitektur übertragen – mit spannenden Ergebnissen.
Helle Einrichtung
Beim Minimalismus sind die Möbel und Accessoires bewusst reduziert gehalten. - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ziel des Minimalismus ist es, mit wenigen Dingen maximale Wirkung zu erzielen.
  • Minimalismus ist praktisch, ästhetisch, authentisch und oft umweltschonend.
  • Der Minimalismus ist im Kern eine politische Haltung.

Der Trend des Minimalismus kam in der Innenarchitektur erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Ein entscheidender Wegbereiter war der österreichische Architekt Adolf Loos. Seine Absicht war es, praktikabel nutzbare Räume zu kreieren.

Weiterhin prägten im Zeitalter der Moderne namhafte Architekturikonen wie Ludwig Mies van der Rohe den minimalistischen Zeitgeist. Er hatte erkannt, dass Objekte besonders dann ihre vollwertige Ausstrahlung entfalten können, wenn ihre Komponenten auf das Wesentliche reduziert sind.

Getreu seines Leitsatzes «less is more» entwarf er Möbelstücke, bei denen der Fokus des Betrachters gezielt auf wenige notwendige Details gelenkt wird. Diese sind jedoch besonders ausdrucksstark und qualitätvoll und verleihen den Einrichtungsobjekten ihre besondere Anmutung.

Sessel
Der Barcelona Sessel von Mies van der Rohe. - Wikimedia Commons - I, Sailko

Van der Rohes Barcelona-Sessel besticht durch den puristischen Kontrast zwischen filigranen, harten, unauffälligen Metallstützen und voluminösen, weichen, auffälligen Sitzpolstern.

Durch die Verwendung zweier so gegensätzlicher Gestaltungsmerkmale erzeugt der Architekt einerseits Spannung. Andererseits gelingt es ihm, ein ruhiges Erscheinungsbild zu schaffen, indem er seine Komposition auf zwei Elemente beschränkt.

Minimalismus ist nachhaltig

Gerade in der heutigen Zeit ist es nachvollziehbar, dass die Reduktion auf das Wesentliche zunehmend beliebter wird. Je mehr das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus der Gesellschaft rückt, umso deutlicher wird die Notwendigkeit, schonend mit natürlichen Ressourcen umzugehen.

Da der Bausektor in erheblichem Masse für den Klimawandel mitverantwortlich ist, erscheint ein sparsamer Mitteleinsatz in Zukunft immer unerlässlicher.

Mehr Entschleunigung durch Minimalismus

Minimalistische Innenarchitektur ist die folgerichtige Antwort auf das menschliche Bedürfnis nach Entschleunigung im oftmals hektischen Alltag. Eine reizarm gestaltete Umgebung mit sorgfältig gewählten Akzenten wirkt sich positiv auf die mentale Gesundheit aus.

Heller Raum
Klare Formen, wenig Farbe: der minimalistische Einrichtungsstil reduziert die Sinneseindrücke. - Pexels

Gerade in Phasen zunehmender Fluten an Sinneseindrücken und Informationen sind minimalistisch gestaltete Rückzugsorte eine vitalisierende Energiequelle und fördern unsere bewusste Wahrnehmung des wirklich Entscheidenden.

Minimalismus ist mehr als nur Design

Minimalismus ist mehr als nur Design und Architektur. Im Kern ist er eine politische Haltung, eine Abkehr von der Konsumgesellschaft, vom Überfluss, vom Kapitalismus. Ein Bekenntnis zu mehr Rücksicht, Achtsamkeit und Wertschätzung.

Anhänger des Minimalismus feiern ihn als eine ganzheitliche Lebenseinstellung und ein Beitrag zu einer Menschheit, die langfristig gesünder und glücklicher zusammenleben möchte.

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