Werden Badeferien im nächsten Jahr teurer, Victoria Studer?
Seit eineinhalb Jahren ist Victoria Studer Chefeinkäuferin bei der Hotelplan-Gruppe für vtours, Hotelplan und Migros Ferien. Ein Interview.

Das Wichtigste in Kürze
- «Die Ausweitung der Saison im südlichen Mittelmeer wird ein Thema», sagt Victoria Studer.
- Studer ist Director Sourcing & Contracting Volume Tour Operating bei Hotelplan.
Travelnews: Frau Studer, werden die Badeferien im nächsten Jahr teurer?
Victoria Studer: Moderate Anpassungen und Inflationseffekte kann es punktuell geben, letztere werden aber durch die Kursentwicklung des Schweizer Frankens abgemildert. Grosse Preisanstiege habe ich bisher nicht gesehen.
Travelnews: Die Anzahl Last-Minute-Angebot in diesem Sommer war ziemlich gross. Haben sich die Hoteliers verschätzt?
Victoria Studer: Es war auffallend, dass viele Hotels im mediterranen Raum ihre Preise lange hochhielten und darauf gepokert haben, die Zimmer zu sehr guten Preisen zu füllen. Als sich da und dort herausgestellt hat, dass dies so nicht möglich ist, haben zahlreiche Hotels kurzfristig die Hochsaison-Raten um 30 bis 40 Prozent reduziert.
Travelnews: Was heisst das für die Badeferien-Preise im nächsten Jahr?
Victoria Studer: Ich hoffe, dass die Hoteliers daraus gelernt haben und die Preise für nächsten Sommer moderater gestalten. Erste Zeichen deuten darauf hin, dass es in diese Richtung geht, abschliessend kann ich das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Travelnews: Welche Veränderungen stellen Sie bei den Saisonalitäten fest?
Victoria Studer: Der Sommer bleibt die Hauptreisezeit. Seit Jahren nimmt die Bedeutung des Herbstes im Schweizer Reisemarkt aber zu. Diese Entwicklung hält an, der Herbst wird immer wichtiger. Zypern etwa bietet bis Mitte November noch angenehme Temperaturen. Generell wird die Ausweitung der Saison im südlichen Mittelmeer immer mehr ein Thema. Es braucht noch eine gewisse Zeit, dazu auch die passenden Flugverbindungen. Die heissen Sommermonate Juli und August fördern diese Entwicklung.
Gleichzeitig dürften im Sommer andere Badeferienziele wie Bulgarien profitieren – eine Destination, die ich neulich besucht habe und empfehlen kann.

Travelnews: Welche weiteren Badeferien-Ziele dürften im nächsten Jahr im Trend liegen?
Victoria Studer: Bei Hotelplan setzen wir traditionell auf Tunesien und haben auf dieses Jahr hin mit einer neuen Bern-Monastir-Verbindung das Angebot deutlich ausgebaut. Die Lancierung macht grosse Freude und die neue Verbindung kommt auch in der Romandie gut an.
Mit Tunesien als gut nachgefragtem Ferienziel rechne ich. In den letzten fünf bis sieben Jahren hat sich die Hotellerie sehr gut entwickelt.
Travelnews: Sie leiten den Einkauf des «Volume Tour Operating» bei Hotelplan Group. Wie gross ist ihr Team und welche Bereiche gehören dazu?
Victoria Studer: Mein Team umfasst zwölf Mitarbeitende. Wir machen den gesamten Hoteleinkauf aller Volumendestinationen, von der Dominikanischen Republik über Phuket, den Mittelmeer-Raum, aber auch der Europapark und Alpenziele wie Davos gehören dazu. Aktuell sind wir dran, den nächsten Sommer aufzugleisen und stehen in Nachverhandlungen für die laufende Saison.
Travelnews: Pendeln Sie zwischen dem vtours-Sitz Aschaffenburg und dem Hotelplan-Sitz Glattbrugg?
Victoria Studer: Ich bin in der Tat oft unterwegs, neben Glattbrugg mindestens einmal im Monat in Aschaffenburg. Aber auch oft an den Reisezielen selbst.
Travelnews: Wo waren Sie zuletzt?
Victoria Studer: In den letzten zwei Monaten war ich in Dubai, Abu Dhabi, an der Adria, auf Sardinien, in Mallorca, Bulgarien, sowie auf Zypern und Kreta.
Travelnews: Erfolgt der Hoteleinkauf heutzutage nicht primär online?
Victoria Studer: Doch, rein technisch schon. Aber es ist sehr wichtig, vor Ort mit Hoteliers und Partnern das persönliche Gespräch zu führen, Trends zu entdecken, neue Destinationen kennenzulernen und wenn nötig auch mal ein ernstes Wort zu reden.
Wir stehen einerseits im direkten Kontakt mit den Hoteliers, dann aber auch mit Bettenbanken und mit Agenturen wie MTS. So haben wir Zugriff auf verschiedene Kanäle und verfolgen eine Best-Preis-Logik.
Travelnews: Sie haben in den letzten zwölf Jahren eine eindrückliche Karriere hinter sich – erst bei travel.ch tätig, dann im Sales bei Hotelplan, weiter im Product Management bis hin zur Leiterin Tour Operating. Nun leiten Sie den gesamten Einkauf für vtours, Hotelplan und Migros Ferien. Was macht der Reiz ihres Jobs aus?
Victoria Studer: Ich stehe im regen Austausch mit meinem Team und den Partnern vor Ort. Der Job ist sehr spannend, in den eineinhalb Jahren habe ich sehr viel gelernt. Ein weiterer Reiz ist, mal aus der Schweiz-Bubble rauszukommen und auch im deutschen Reisemarkt tätig zu sein.
Ich sehe mich als Brückenbauerin beim Aufbau des gemeinsamen Einkaufs. Etwas zum Laufen bringen, was dann Früchte trägt, macht grossen Spass.
Hinweis: Dieses Interview wurde zuerst auf «Travelnews.ch» publiziert.