Sommerferien: Was ist dran an den überrissenen Preisen in Kroatien?

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Zürich,

Kroatien gilt als Ferien-Traumziel. Doch zuletzt machten Schlagzeilen über überrissene Preise die Runde. Wie teuer ist das Ferienparadies wirklich?

Ferien in Kroatien
Kroatien begeistert mit mediterranem Flair. Doch vielerorts haben die Preise angezogen. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Kroatien sorgt plötzlich für Ferienstimmung mit Beigeschmack.
  • Medien berichten von regelrechten Wucherpreisen.
  • Die Erfahrungen vieler Reisender scheinen diesen Eindruck zu bestätigen.

Touristinnen und Touristen berichten von 80 Euro (etwa 75 Schweizer Franken) Tagesgebühr für einen Liegenstuhl am Strand in Dubrovnik oder 20 Euro (etwa 19 Schweizer Franken) für einen Teller Salat.

Eine Spanierin erzählt dem kroatischen Fernsehen HRT: «Letztes Jahr zahlten wir 60 Euro (etwa 56 Schweizer Franken) fürs Taxi von Pula nach Rovinj – dieses Jahr waren es 120 Euro (etwa 112 Schweizer Franken) . Alles ist deutlich teurer geworden.»

Laut dem kroatischen Statistikamt sind die Preise im Tourismussektor zwischen 2015 und 2024 um satte 70 Prozent gestiegen.

Kroatien Preise
Reiseblogger Christian Hergesell hat die Preise unter die Lupe genommen. - Worldonabudget/zvg

Der kroatische Ökonom Damir Novotny erklärt im Gespräch mit den «Stuttgarter Nachrichten»: «Langfristig ist dieses Preisniveau nicht zu halten – weil es oft nicht der gebotenen Leistung entspricht.»

Preis-Check liefert Fakten

Christian Hergesell vom Reiseblog «Worldonabudget», selbst ein grosser Kroatien-Fan, wollte es genau wissen – und hat drei Monate lang hunderte Preise gesammelt: von Restaurantbesuchen über Supermärkte bis hin zu Unterkünften.

In der Hauptsaison liegt der Übernachtungspreis für zwei Personen im Schnitt bei rund 100 Euro (etwa 93 Schweizer Franken) . Wer flexibel ist, findet auch gute Optionen ab 48 Euro (etwa 45 Schweizer Franken)

Beim Essen hingegen ist Sparen schwieriger: Ein Abendessen mit Wasser für zwei kostet meist zwischen 40 (etwa 37 Schweizer Franken) und 60 Euro (etwa 56 Schweizer Franken). Eine Cola (0,25 l) schlägt im Schnitt mit 3.76 Euro (etwa 3.5 Schweizer Franken) zu Buche – ein doch sehr stolzer Preis. Besonders ins Geld gehen Klassiker wie Ćevapčići oder Fischgerichte.

Ist Kroatien ein Rieseziel für dich?

Auch Sonnencreme ist teuer, wie die Erhebung von Christian Hergesell zeigt. Es lohnt sich, diese von zu Hause mitzubringen. Als teuerste Destination entpuppte sich klar Dubrovnik: Hier sind nicht nur Unterkünfte, sondern auch Glacé und Restaurantbesuche besonders kostspielig.

Kroatien-Anbieter sind genervt

Wir haben bei mehreren Schweizer Kroatien-Spezialisten nachgehakt: Wie schätzen sie die aktuelle Preislage ein? Spüren sie einen Buchungsrückgang? Gibt es vermehrt Beschwerden von Kundinnen und Kunden, die sich über gesalzene Rechnungen wundern?

Gleich mehrere der Anfragen blieben unbeantwortet. Es scheint, als wollten viele in der Branche dieses Thema am liebsten unter den Teppich kehren.

«Kroatien ist kein Billigziel»

Doch nicht alle ducken sich weg. Einer, der hinsteht, ist Marco Wipfli. Der Geschäftsführer und Inhaber des Reiseveranstalters Meersicht, nervt sich über die Schlagzeilen in den Medien.

Vieles habe mit falschen Vorstellungen der Reisenden zu tun. «Gerade an Ferienmessen höre ich oft, Kroatien sei ein günstiges Reiseland – doch das entspricht nicht der Realität», sagt Wipfli.

Vielmehr gelte: «Kroatien ist kein Billigziel, aber es bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis – und ist nach wie vor deutlich günstiger als die Schweiz.»

Er plädiert für eine differenzierte Sicht. «Generell wird Kroatien, wie 99 Prozent der Länder auf dieser Welt, nicht günstiger, sondern von Jahr zu Jahr teurer», so der Meersicht-Geschäftsführer. Letztlich bleibe es jedem selbst überlassen, ob er in Dubrovnik 80 Euro für Liegestuhl und Sonnenschirm ausgeben wolle oder nicht.

«Von unseren zahlreichen Kundinnen und Kunden, die jährlich nach Kroatien reisen, hat sich bislang niemand über überrissene Preise beklagt», betont Wipfli.

Split
Split ist in der Nebensaison auch für kleinere Budgets attraktiv. - zvg

Die Kroatische Zentrale für Tourismus verweist auf die Vielfalt an Gratis-Angeboten im Land. Wasserfälle, Seen, Aussichtspunkte und Wanderwege seien vielerorts kostenlos zugänglich. «In anderen Ländern wird für vergleichbare Naturerlebnisse oft Eintritt verlangt. Auch das macht Kroatien als Reiseziel besonders attraktiv», so das Fremdenverkehrsamt.

Zudem preist es Kroatien als perfekte Selbstfahrer-Destination an. «Das Land zeichnet sich durch günstige und gut planbare Anreisemöglichkeiten aus», schreibt die Kroatische Zentrale für Tourismus.

Die beliebtesten Küstenregionen seien aus Mitteleuropa in kurzer Zeit erreichbar. Auch die Benzinpreise lägen im europäischen Vergleich eher tief – ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Betrachtung des gesamten Reisebudgets.

So klappt's günstiger

Für ein gelungenes Ferienerlebnis ist laut der Kroatischen Zentrale für Tourismus entscheidend, wie und wo die Reisenden ihr Budget einsetzen. «Anders als in nahezu allen anderen Mittelmeerländern gibt es in Kroatien auch heute noch eine grosse Anzahl an Ferienwohnungen in unmittelbarer Küstennähe – oft nur 250 bis 300 Meter vom Meer entfernt», so das Fremdenverkehrsamt.

Gerade für Familien bedeute das, dass selbst in den stark nachgefragten Sommermonaten Juli und August erschwingliche Unterkünfte direkt am Meer verfügbar sind. «Dieser Aspekt wird bislang noch wenig thematisiert, dabei stellt er ein klares Alleinstellungsmerkmal Kroatiens dar.»

Wer mit begrenztem Ferienbudget reist, dem empfiehlt die Kroatische Zentrale für Tourismus, abseits der Küsten-Hotspots zu planen oder die Reise in die ruhigere Nebensaison zu verlegen.

«Abseits der Sommermonate lassen sich Sehenswürdigkeiten wie die Stadtmauern von Dubrovnik oder der Diokletian-Palast in Split in entspannter Atmosphäre und bei angenehmem Klima erleben», schreibt das Fremdenverkehrsamt.

Die dalmatinische Insel Brač
Traumhaft und bezahlbar: Die dalmatinische Insel Brač gilt als Geheimtipp für Preisbewusste. - zvg

Für Marco Wipfli von Meersicht ist klar: Reisende, die in Kroatien faire Preise und authentische Erlebnisse suchen, sollten den grossen Namen lieber ausweichen. «Dubrovnik, Split, Hvar oder Rovinj sind wunderschön – aber auch preislich in einer eigenen Liga unterwegs», sagt er. Wer den Touristenmassen aus dem Weg gehe, bekomme im Land ein gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis. «Speziell hervorheben möchte ich die Dalmatinische Insel Brac», so Wipfli.

Christian Hergesell vom Reiseblog «Worldonabudget» bringt es auf den Punkt: «Kroatien ist kein günstiges Reiseziel mehr.» Dafür, so betont er, stimme die Qualität – sowohl bei Unterkünften als auch im Service. Besonders positiv hebt er hervor, dass man selbst zur Hochsaison noch Regionen findet, in denen eine Unterkunft für zwei Personen weniger als 50 Euro pro Nacht kostet.

Weniger erfreulich fällt sein Fazit zur Gastronomie aus: Zwar lobt er Service und kulinarisches Niveau, doch die Preise seien oft mit jenen in Deutschland vergleichbar – oder lägen sogar darüber.

Das heisst: Wer bereit ist, abseits der klassischen Routen zu reisen und sich auf regionale Alternativen einzulassen, wird in Kroatien belohnt mit authentischen Erlebnissen und fairen Preisen. Mit dem richtigen Know-how lassen sich auch 2025 noch Ferien zum Geniessen planen – ganz ohne Preis-Schock am Strand.

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst auf «Travelnews.ch» publiziert.

Kommentare

User #2648 (nicht angemeldet)

Ach ja da wird gejammert wenn der Expresso 2.50 kostet. Bei uns zahlt man meist 5 Franken. Man kann ein bisschen von den Hot Spots weg und schon bekommt man essen und trinken zu vernünftigen preisen. Geht mal in Luzern etwas essen und trinken an den Hot Spots. Da bleibt einem die Luft weg. Warum bleiben die ewigen Jammerer nicht zuhause

User #5184 (nicht angemeldet)

Die Insel Brac wird nun ihre Preise auch anheben, weil jeder jetzt dorthin will.

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