Wer Hongkong sagt, meint Wolkenkratzer und Shopping-Malls. Doch Hongkong ist sehr grün. So grün, dass Wandern im Trend liegt – dies auch dank einer Schweizerin.
Die Schweizerin Gabi Baumgartner zeigt Besuchern die grüne Seite Hongkongs, Bild: Jonathan Spirig
Die Schweizerin Gabi Baumgartner zeigt Besuchern die grüne Seite Hongkongs, Bild: Jonathan Spirig
Hochhäuser prägen das Gesicht von Hongkong, eigentlich ist aber nur ein Viertel der Fläche bebaut, Bild: zvg/Walk Hong Kong
Hochhäuser prägen das Gesicht von Hongkong, eigentlich ist aber nur ein Viertel der Fläche bebaut, Bild: zvg/Walk Hong Kong
Hongkong hat auch Traumstrände und idyllische Buchten die man erwandern kann, Bild: zvg/Walk Hong Kong
Hongkong hat auch Traumstrände und idyllische Buchten die man erwandern kann, Bild: zvg/Walk Hong Kong
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die meisten Touristen kennen nur die urbane Seite Hongkongs. Die Stadt besteht aber mehrheitlich aus Grünflächen.
  • Die Schweizerin Gabi Baumgartner zeigt Einheimischen und Touristen auf ihren Wandertouren diese grüne Seite Hongkongs.

Hongkong, das sind futuristische Bürogebäude. Da gibt es Dim Sum, Shopping-Malls und Wolkenkratzer. Teure Hotels und Hongkong-Chinesen. Hongkong ist das kapitalistische Paradies im sozialistischen China. Doch wer hätte es gedacht: Hongkong, das sind auch sandige Strände, idyllische Buchten oder riesige Naturparks. Die bebaute Fläche Hongkongs ist nämlich im Vergleich zu ihrer Grünfläche gering: Lediglich 25 Prozent sind bebaut, der Rest besteht aus Wald, Grünflächen, Stränden oder Berglandschaften. Hongkong ist grün, sehr grün. Und das soll so bleiben. In den Country Parks dürfen per Gesetz keine weiteren Strassen und Häuser gebaut werden. Jahrelang blieb dieses grüne Reservoir nahezu unbeachtet. Doch heute reisen Touristen aus Thailand, Korea oder Japan extra nach Hongkong, um zu wandern. Hongkong erlebt einen Wander-Boom und mitten drin ist eine Schweizerin: die 49-jährige Gabi Baumgartner.

Zwar liess bereits in den 70er-Jahren der englische Gouverneur Sir Murray MacLehose erste Wanderwege signalisieren. Als aber Gabi Baumgartner vor 22 Jahren mit ihrem Ehemann aus der Schweiz nach Hongkong auswanderte, war die Grünfläche vor Hongkongs Hintertür aber noch Niemandsland. Der Schweizerin blieb diese grüne Lunge nicht verborgen. 2002 schlug sie dem Hong Kong Tourism Board vor, Wandertouren anzubieten. Die Reaktion: kollektives Nasenrümpfen.

Schweizerin fast täglich auf Tour

Dann kam SARS. Die Infektionskrankheit drang 2003 nach Hongkong und mit ihr die Angst vor einer Epidemie. Aus Sorge vor Ansteckung mussten die Einwohner plötzlich auf Shopping und Kinobesuche verzichten. Die Regierung habe den Anwohnern geraten, mehr Zeit in den Grünflächen zu verbringen, sagt Baumgartner. Und so schnürten die ersten Hongkonger ihre Wanderschuhe.

Früher suchten die Hongkonger in ihrer Freizeit keine Outdoor-Erlebnisse. In den letzten 10 Jahren sind die Hongkonger endgültig auf den Geschmack gekommen: Wandern oder Joggen im Freien gehören nun mit zum urbanen Lebensstil. «Ein Gesundheitstrend hat die Bewohner der Sonderverwaltungszone gepackt.» Mit diesem Trend haben sie das Wanderparadies vor ihrer Haustür endgültig entdeckt. Und die Schweizerin bewies eine gute Nase. Sie war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort: Im Jahre 2010 begann sie für eine Agentur zu arbeiten, die Wandertouren anbot. Als die Besitzer absprangen, übernahm sie 2012 die Agentur «Walk Hong Kong». Heute ist sie in der Wandersaison zwischen Oktober und Mai fast täglich mit Touristen auf einer Tour. «Natürlich besuchen die meisten Leute Hongkong nicht wegen seiner Grünflächen», sagt Baumgartner. Hongkong hat aber mehr zu bieten als Shopping-Malls und Wolkenkratzer. «Wandern bietet die Möglichkeit, eine ganz andere Seite der Stadt kennenzulernen.»

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