Synonyme gewinnt Berlinale

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Deutschland,

Kann man seine Vergangenheit hinter sich lassen? Und was bitte ist Heimat? Der Berlinale-Gewinner «Synonyme» sucht nach Antworten.

Berlinale Synonyme
V. l. n. r.: Tom Mercier, Nadav Lapid, Jonathan Boudina, Quentin Dolmaire und Louise Chevillottebei der Premiere von «Synonyme». - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zum 69. Mal wurden an der Berlinale internationale Filme geehrt.
  • Der Goldene Bär ging an den Spielfilm «Synonyme» des israelischen Regisseurs Nadav Lapid.

Die Jury eines Filmfestivals muss sich immer auch entscheiden – eher Kunst oder eher Kasse? Bei der 69. Berlinale haben die Juroren die Kunst gewählt. Der Goldene Bär ging an den Spielfilm «Synonyme» des israelischen Regisseurs Nadav Lapid. Und gleich zwei wichtige Preise gab es am Samstagabend für die deutschen Regisseurinnen Angela Schanelec und Nora Fingscheidt.

«Synonyme» beleuchtet in kurzen, geradezu hysterischen Momentaufnahmen die Suche eines jungen Israelis nach der eigenen Identität in Paris. Der Protagonist namens Yoav landet in einer leeren Wohnung, wird beraubt und arbeitet hier und da. Er rennt oft orientierungslos durch Strassen, über Brücken und Plätze. Dabei lernt er ununterbrochen französische Vokabeln. Ein Bild dafür, dass er um jeden Preis eine neue Identität haben will.

Eigene Erfahrung

Nadav Lapid hat das selbst so erlebt. Vor rund 20 Jahren leistete er seinen Militärdienst in Israel. Danach habe er in Tel Aviv gelebt und plötzlich entschieden, dass er das Land verlassen müsse «und zwar mit einem One-Way-Ticket». In Frankreich habe er absichtlich kein Hebräisch mehr gesprochen und eine neue Sprache lernen müssen.

Der Film fragt, wie wichtig Heimatverbundenheit für einen Menschen ist. Lapid gewann 2011 für sein Spielfilmdebüt «Policemen» zahlreiche Preise auf internationalen Festivals. In Berlin sagte er, sein Film spiegele Kritik, aber auch eine Anhänglichkeit an Israel: «Ich fühle mich Israel verbunden.» Auch für Yoav ist es nicht so leicht wie gedacht, sich von seiner Heimat zu lösen.

Künstlerisch eigenwillig

Die Jury unter Vorsitz der französischen Schauspielerin Juliette Binoche hat sich damit für einen Film entschieden, der künstlerische Eigenwilligkeit und ein waches politisches Bewusstsein verbindet. Lapid erzählt seinen Film, der von Produzenten aus Frankreich, Israel und Deutschland finanziert wurde, in sprunghaften Episoden und mittels hektischen Kamerabildern.

«Synonyme» ist zweifellos interessant, wegen der komplizierten Gestaltung aber wohl kein Film für ein Millionenpublikum. Damit ist er keine Ausnahme im letzten Berlinale-Wettbewerb, den Dieter Kosslick verantwortet hat. Es gab in diesem Jahr viel zu rätseln. Und nicht immer lag eine Lösung auf der Hand.

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