Bildschirme wie Handys verändern das Gehirn von Heranwachsenden. Doch ob positiv oder negativ – darüber sind sich Forschende noch nicht einig.
Kind Handy
Ein kleiner Bub schaut auf ein Handy. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie untersucht den Einfluss der digitalen Dauerbespielung auf die Reaktionen.
  • Die Ergebnisse zeigen zwar Gefahren, doch bisher gibt es nichts Eindeutiges.
  • Laut der Studienleiterin Nicole Wetzel muss die Forschung weitergeführt werden.

«Grundsätzlich ist es so, dass wir noch relativ wenig darüber wissen, wie digitale Medien das Gehirn und seine Aktivität verändern», sagt Nicole Wetzel vom Kinderlabor des Neurobiologie-Instituts in Magdeburg (D).

Doch: «Dass sie es verändern, ist keine Frage», stellt die Forscherin im Interview mit der Deutschen Presse Agentur klar. Die Frage sei nicht ob, sondern wie genau.

Nicole Wetzel
Entwicklungspsychologin Nicole Wetzel leitet die CBBS-Forschergruppe Neurokognitive Entwicklung und erforscht mit ihrem Team die Aufmerksamkeit im Kindesalter und bei Erwachsenen sowie die Auswirkung von Ablenkung bei Denk- und Lernprozessen. - Keystone

Wetzel versucht der Entwicklung von Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit und dem Gedächtnis bei Kindern und Jugendlichen auf den Grund zu gehen. Und untersucht dabei auch den Einfluss der digitalen Dauerbespielung.

Ihr Forschungsteam misst bei den Probanden an der Pupillenweite und elektrischen Hirnströmen die Reaktionen auf Ablenkung. Und diese ist bei gleichzeitiger Medienkonsumation stark verringert.

Jüngere Kinder stärker beeinträchtigt

«Wenn ein Störgeräusch eingespielt wird, reagieren die Kinder meist langsamer oder machen mehr Fehler», berichtet Wetzel. «Und je jünger die Kinder sind, desto mehr sind sie beeinträchtigt in ihrer Leistung.»

Zudem ist die Gefahr bei Kindern, in bestimmte Muster zu verfallen, fataler: Das Gehirn ist ein empfindliches, hochgradig wandelbares Organ. Und im Kindsalter geschieht die Weichenstellung fürs gesamte Leben.

Reaktion Handy Gehirn
Entwicklungspsychologin Nicole Wetzel beobachtet an Monitoren im Labor für Neurobiologie am Leibniz-Institut in Magdeburg (D) bei einer Probandin die Veränderungen in der Pupillengrösse bei der Verarbeitung von Störgeräuschen. - Keystone

«Man kann sich das vereinfacht so wie ein Wegenetz vorstellen: Am Anfang, bei einem Kleinkind, sind viele Wege angelegt», erläutert Wetzel. «Und die Wege, die die Kinder häufig nutzen, die werden zu grossen, breiten Strassen ausgebaut, wo der Verkehr schnell fliesst.» Wenig genutzte Wege hingegen würden verkümmern – und ihr Ausbau werde später im Leben mühsamer.

Doch verteufeln sollte man Bildschirme wie Handys nicht gleich: «Da ist noch vieles offen und zu erforschen», so Wetzel. Zudem würden Forscher sehr unterschiedliche Ergebnisse vermelden.

Aufmerksamkeit kann mit bestimmten Computerspielen trainiert werden. Einerseits. «Andererseits wird über Zusammenhänge zwischen übermässigem Medienkonsum und beeinträchtigter Aufmerksamkeit berichtet.»

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