Finanzen Bern: Das lernen wir bei der Vorsorge von anderen Ländern
Das Vorsorgesystem unterscheidet sich von Land zu Land. Was die Schweiz dabei noch von anderen Ländern lernen kann, erfahren Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Vorsorgesystem basiert in vielen Ländern auf dem 3-Säulen-Prinzip.
- Das grösste Gewicht trägt in der Schweiz die berufliche Vorsorge.
Wie in den Nachbarländern basiert das Schweizer Vorsorgesystem auf drei Säulen: gesetzliche Rente, berufliche Vorsorge und private Vorsorge.
1. Säule: Staatliche Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV)
Die AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung) bildet die erste Säule. Sie wird nach dem Umlageverfahren finanziert. Das bedeutet, dass die laufenden Einnahmen direkt zur Finanzierung der laufenden Renten verwendet werden.

Dabei zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermassen ein. Der Bund beteiligt sich mit rund 20 bis 25 Prozent an den Ausgaben. Der Nutzen der AHV liegt in der Absicherung des Existenzminimums. So erhalten Einzelpersonen maximal 2570 Franken pro Monat, bei einem Ehepaar sind es 3855 Franken.
2. Säule: Berufliche Vorsorge (BVG)
Bei der zweiten Säule handelt es sich um die berufliche Vorsorge – auch Pensionskasse genannt. Sie wird nach dem Kapitaldeckungsverfahren finanziert. Das bedeutet, dass jede versicherte Person individuell Kapital ansammelt, um die spätere Rente daraus zu beziehen.
Auch in diesem Fall leisten Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam monatliche Beiträge. Diese richten sich prozentual nach dem Lohn und werden am Kapitalmarkt investiert – beispielsweise in Aktien, Anleihen oder Immobilien. Die späteren Auszahlungen hängen daher sowohl von der Höhe der einbezahlten Beiträge als auch von der gewählten Anlagestrategie ab.

3. Säule: Private Vorsorge
Die dritte Säule, also die private Vorsorge, ist freiwillig. Sie besteht aus zwei Varianten: Bei der Säule 3a können Erwerbstätige jährlich einen steuerlich begünstigten Maximalbetrag auf ein spezielles Konto oder in eine Versicherung einzahlen. Die Säule 3b ermöglicht eine flexible, individuelle Vorsorge ohne steuerliche Vorteile.

Für Geringverdiener, Teilzeitarbeitende oder Nicht-Erwerbstätige ist die private Vorsorge besonders wichtig. Der Grund: Die erste und zweite Säule sichern oft nicht ausreichend ab.
Vergleich mit anderen Ländern
Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt: Auch in zahlreichen anderen Ländern existieren Vorsorgesysteme. Diese sind jedoch teils anders aufgebaut als dasjenige in der Schweiz.
In Deutschland etwa basiert die Rentenversicherung ebenfalls auf dem Umlageverfahren. Während die Höchstrente dort bei 3500 Euro (rund 3340 Franken) liegt, beträgt die durchschnittliche Rente 1543 Euro (1470 Franken).

Eine Betriebsrente – vergleichbar mit der Pensionskasse in der Schweiz – wird lediglich von 54 Prozent der Beschäftigten in Anspruch genommen. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass vielen die Verpflichtung des Arbeitgebers nicht bekannt ist. Noch geringer ist die Verbreitung der privaten Altersvorsorge.
Frankreich
Ein Blick nach Frankreich zeigt ebenfalls: Die staatliche Rente wird durch ein Umlageverfahren finanziert. Laut Angaben des Bundesamts für Statistik liegt die maximale Rentenzahlung dort bei etwa 1833 Euro (1717 Franken) – und damit spürbar unter dem Niveau in Deutschland.

Die freiwillige Zusatzrente Agirc-Arrco ist mit einer Beteiligungsquote von 74 Prozent weit verbreitet. Dagegen spielt die private Vorsorge eine geringere Rolle, da sie weniger gefördert wird und seltener genutzt wird.
Frankreich stützt sich stark auf die erste Säule, wodurch Reformvorhaben oft auf erheblichen Widerstand stossen. Im Gegensatz dazu sorgt die zweite Säule in der Schweiz für eine stabilere kapitalgedeckte Altersvorsorge.
Italien
Auch Italiens staatliche Rente (INPS) wird nach dem Umlageverfahren finanziert. Renten liegen oft unter 2000 Euro (1880 Franken). Die Renten liegen häufig unter 2000 Euro (1880 Franken). Betriebsrenten sind zwar möglich, werden jedoch nur selten in Anspruch genommen.
Private Vorsorgeformen sind zwar steuerlich begünstigt, spielen aber insgesamt eine untergeordnete Rolle. Während Italien stark auf die staatliche Altersvorsorge setzt, verfolgt die Schweiz mit der zweiten Säule ein breiter abgestütztes Modell der finanziellen Absicherung im Alter.
Schweden
In Schweden gibt es eine Grundrente von maximal 900 Euro (850 Franken) und ein teilweise kapitalgedecktes System. Die Beiträge betragen hier 18,5 Prozent.

Rund 90 Prozent der Arbeitnehmer sind durch Betriebsrenten abgesichert, diese sind jedoch nicht verpflichtend. Die private Vorsorge ist durch steuerbegünstigte Konten (IPS) weit verbreitet. Damit setzt Schweden auf eine flexiblere Kapitaldeckung in die erste Säule, die Schweiz hingegen in die Säule 2.
Stärken und Schwächen des Schweizer Vorsorgesystems
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Schweiz hat ein vergleichweises, starkes Vorsorgesystem. Hervorzuheben ist insbesondere der steuerliche Vorteil der privaten Vorsorge, was viele Menschen animiert frühzeitig Geld auf die Seite zu legen.
