Vollmilch – zu Unrecht verteufelt
Vollmilch erlebt eine Renaissance. Neue Studien zeigen gesundheitliche Vorteile gegenüber fettarmen Varianten.

Wer auf eine schlanke Linie achtet, greift für den Kaffee lieber zur fettreduzierten Milch. Jahrzehntelang versinnbildlichte die Debatte um die Milch das Hin und Her zwischen den diversen Diät- und Ernährungsansätzen.
Doch mal ehrlich: Dein Abnehmenvorhaben wird sicherlich nicht an einem Glas Vollmilch scheitern. Ausserdem gibt es gute Gründe für die Vollmilch – sogar wissenschaftlich belegt.
Wieso Vollmilch lange in der Kritik stand
Auch wenn speziell Schweizer Alpenmilch für ihre hervorragende Qualität geschätzt wird, sind die meisten von uns mit einem verzerrten Bild der Vollmilch aufgewachsen. Denn: Die Kritik an Vollmilch beruht auf Studien aus den 1950er- und 60er-Jahren.

Damals brachten Wissenschaftler den Fettgehalt der Milch mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung. Was auch immer in den Datenauswertungen damals schiefgelaufen sein mag: Jüngere Untersuchungen bestätigen diesen Verdacht nicht.
Ganz im Gegenteil: Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse lassen vermuten, dass Vollmilch das Risiko für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes senken kann.
Kaum Unterschiede zwischen Vollmilch und fettarmen Varianten
Ohnehin gibt es, abgesehen vom Fettgehalt, kaum Unterschiede beim Nährstoffgehalt von Vollmilch und fettreduzierten Varianten. Milch bleibt eben Milch. Viel wichtiger dürfte allerdings die Herkunft sein – also das Futter der Tiere, unter welchen Bedingungen sie gehalten werden, etc.
Bei einem täglichen Konsum von ein bis zwei Gläsern Milch fällt der Kalorienunterschied zwischen vollfetthaltiger und fettarmer Milch kaum ins Gewicht. Und Daten zeigen, dass der Fettanteil sogar die Zuckeraufnahme verlangsamt, was wiederum den Blutzucker stabil hält.
Potenziell kann dies das Sättigungsgefühl verstärken und beim Gewichtsmanagement helfen. Eine klare, evidenzbasierte Empfehlung für fettreduzierte Milchvarianten gibt es nur bei Personen mit Fettverdauungsstörungen.
Vollmilch als Teil einer ausgewogenen Ernährung
Für die meisten Menschen ist Vollmilch eine gute Wahl, auch weil sie essenzielle Nährstoffe wie Protein, Kalzium, Jod und Vitamin A und B12 liefert. Schon seit einigen Jahren mehren sich unter Ernährungswissenschaftlern die Stimmen, die sich für eine grundsätzliche Neubewertung der Vollmilch aussprechen.

Dabei sollte jedoch nicht ausser Acht gelassen werden, dass letztendlich die gesamte Ernährung ausschlaggebend für die eigene Gesundheit ist. Genauso wenig, wie ein Glas Vollmilch dick macht, kann es die negativen Effekte von Junkfood und zu viel Zucker aufwiegen.
Wissenschaft gibt der traditionellen Schweizer Küche recht
Trotz allem bleibt die Debatte um Milch und Gesundheit wohl weiter komplex. Die neuen Fakten zur Vollmilch zeigen jedoch: Die Schweizer Küche, die traditionell Milchprodukte mit vollem Fettgehalt umfasst, kann auch unter den gesundheitlichen Massstäben des 21. Jahrhunderts so manchen Pluspunkt für sich sammeln.
Während neue Untersuchungen ein differenzierteres Verständnis des Milchfettgehalts und seiner Wirkung auf den Körper zutage fördern, dürfen wir uns zunächst guten Gewissens mit einem Milchkaffee in der Hand zurücklehnen. Die nächste Wendung in der Milchdebatte kommt bestimmt.







