In Sachen Hygiene hat Corona eine neue Zeit eingeläutet. Welchen Hygiene-Routinen bleiben wir weiterhin treu – und was können wir lassen?
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Die Maskenpflicht im Einzelhandel ist mittlerweile Vergangenheit. Dennoch tragen viele den Mund-Nasen-Schutz weiterhin. - Benjamin Nolte/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Hygiene-Hype aus Notwendigkeit wird Hygiene wieder zur individuellen Angelegenheit.
  • Ein Mund-Nasen-Schutz sollte nun aber öfter griffbereit sein, zum Beispiel bei Erkältung.
  • Andere Massnahmen wie Lüften oder Abstand sollten je nach Kontext angewandt werden.

Hygiene, Hygiene, Hygiene: Die hat in Corona-Zeiten unseren Alltag bestimmt – und tut es weiterhin. Auch nach zwei Jahren Pandemie tragen wir regelmässig Maske, ersetzen das Händeschütteln durch den Ellbogenstoss und desinfizieren fleissig.

Mittlerweile flaut das Infektionsgeschehen wieder ab, die Maskenpflicht im Einzelhandel ist gefallen. Manch einer erahnt schon die Endemie am Horizont.

Werden wir damit die Hygiene-Routinen fallen lassen? «Mitnichten», sagt der Facharzt für Hygiene, Prof. Klaus-Dieter Zastrow.

Auch der Münchner Infektiologe Prof. Clemens Wendtner ist überzeugt: «Über Corona-Zeiten hinaus gilt ein neuer Hygiene-Knigge.»

Mund-Nasen-Schutz: Vor allem im Pflegeheim wichtig

Auch weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz griffbereit zu haben, ergibt für Zastrow Sinn: «Dort, wo viele Menschen sind und womöglich dicht an dicht stehen, bietet es sich an, eine Maske aufzusetzen.» Das könne beispielsweise im Aufzug oder in Bus oder dem Zug sein.

Clemens Wendtner glaubt, dass Maskentragen auch bei Konferenzen mit vielen Teilnehmenden zum «neuen Normal» wird – vor allem in Erkältungszeiten. Dabei gehe es nicht unbedingt um FFP2-Masken, sondern zumindest um Masken aus Stoff.

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Wo man mit vulnerablen Gruppen in Kontakt kommt – etwa im Pflegeheim, in der Arztpraxis oder im Krankenhaus –, ist ein Mund-Nasen-Schutz weiterhin ratsam. Wer andere möglichst gut schützen will, wählt eine FFP2-Maske. - Christin Klose/dpa

Etwas anders sieht es in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern aus. «Hier sollte es zum Schutz der Heimbewohner beziehungsweise der Patienten eine FFP2-Maske sein», sagt Wendtner.

Die sollte nicht nur der Pfleger oder die Ärztin über Mund und Nase tragen, sondern auch die Besucher.

Das Desinfektionsgel: Begleiter im öffentlichen Verkehr

Auch das Fläschchen mit Desinfektionsgel sollte weiterhin in die Tasche. «Wer etwa Tram fährt und sich an einem bereits von vielen genutzten Handgriff festhält, desinfiziert idealerweise nach dem Aussteigen seine Hände», sagt Klaus-Dieter Zastrow.

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Das Desinfektionsgel sollte auch über die Pandemie hinaus seinen festen Platz in Tasche oder Rucksack haben - vor allem, wenn man in Bus oder Zug unterwegs ist. - Christin Klose/dpa-tmn

Auch wer Türklinken oder Armlehnen, beispielsweise im Flugzeug, berührt hat, sollte sich die Hände mit einem Gel desinfizieren, so Wendtner.

Apropos Desinfizieren: Zastrow empfiehlt, sich weiterhin jeden dritten Tag den Rachen und die Mundhöhle mit einer desinfizierenden Spülung zu reinigen. Dadurch würden Keime und Viren, die etwa durch Sprechen, Husten oder Singen verbreitet werden könnten, inaktiviert.

Allerdings reicht das Mundwasser, das man vielleicht noch im Bad stehen hat, dafür eher nicht: «Es sollte ein begrenzt viruzides Schleimhautdesinfektionsmittel sein», so Zastrow.

Das Händewaschen: War immer wichtig, bleibt es auch

Händewaschen ist eine Hygiene-Routine, die schon vor Corona wichtig war. «Allerdings wird damit letztendlich nur Schmutz abgespült», erklärt Zastrow. Keime und Viren indes würden nicht abgetötet, daher sei das das Desinfizieren wichtig.

«Dennoch sollte man das Händewaschen nicht vernachlässigen», sagt Wendtner. Vor und nach dem Essen sowie vor und nach dem Toilettengang sei es ein Muss, sich die Hände gründlich mit Seife zu waschen.

Abstand halten: Nicht nur aus Gründen der Hygiene

Der in Corona-Zeiten übliche Abstand in der Warteschlange bietet sich auch weiterhin an – und zwar nicht nur aus hygienischen Gründen. «Es ist schon allein ein Gebot der Höflichkeit, dem oder der Nächsten nicht zur sehr auf die Pelle zu rücken», so Wendtner.

Lüften: Raus mit den Aerosolen

Regelmässiges Öffnen der Fenster etwa in Schulen oder Grossraumbüros lässt das Risiko einer Corona-Infektion sinken.

«Durch das Stosslüften sinkt die Aerosolkonzentration in Innenräumen. Das ist unabhängig von Covid-19 gesundheitlich von Vorteil», sagt Wendtner. Dies sei einfach und obendrein kostenneutral umzusetzen.

Handschlag und Küsschen: Was sich gut anfühlt

Anstelle des Handschlags haben sich in Pandemiezeiten der Faust- oder der Ellenbogenstoss etabliert. «In infektiologischer Hinsicht wäre es gut, wenn es dabei bleiben würde», erklärt Wendtner.

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Ellenbogenstoss statt Handschlag: Aus Sicht der Hygiene-Experten macht es durchaus Sinn, dieses Begrüssungsritual beizubehalten. - Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Allerdings gilt es vielerorts als unhöflich, einen Handschlag abzulehnen. «Ein Kompromiss könnte sein, dass man sich danach unauffällig die Hände mit dem mitgeführten Gel desinfiziert», so Zastrow.

Und was ist mit dem Küsschen auf die Wange? «Im Idealfall abwägen, mit wem man das tut», so Wendtner. Fühlt man sich damit nicht wohl, sollte man freundlich, aber bestimmt ablehnen.

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