«Weihnachten reisst jedes Jahr alte Wunden auf!»
«An Weihnachten ist meine Familie mein grösster Kritiker – und ich lasse mich in alte Rollen drängen.» Eine Kolumne von Plus-Size-Model Stella.
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Das Wichtigste in Kürze
- Stella Kizildag (29) ist ein Curvy-Model. Sie schreibt Kolumnen über Body Positivity.
- Heute schreibt Stella über Weihnachten und Familien-Kommentare.
- Weihnachten müsse sich nicht nach Pflicht anfühlen, schreibt Stella.
Sobald der Dezember startet, spüre ich ein Ziehen im Bauch. Und nein, es ist nicht der Hunger auf «Guetzli».
Es ist dieser vertraute Bammel vor den Familienfesten. Denn: Für mich ist Weihnachten leider nicht nur ein Fest der Liebe, sondern auch ein Fest der Trigger.

Weihnachten: Mein persönlicher «Catwalk der Trigger»
Vielleicht kennst du das auch? Du kommst an Weihnachten durch die Tür. Und noch bevor du deinen Mantel ausziehst, wirst du mit einem «Na, haben wir uns bisschen gehen lassen?» empfangen. Aber das ist erst der Anfang.

Während Social Media «Body Positivity» predigt, kennt oftmals ausgerechnet die eigene Familie keine Grenzen. Und zwar in vielerlei Hinsicht!
Vor allem am Weihnachtsfest werde ich wieder in alte Rollen gedrängt.
Wenn Fremde mein Äusseres beurteilen, kann ich damit leben. Aber von Menschen, die mich lieben sollten, erwarte ich Schutz. Und doch keinen Beschuss.
Es heisst dann: «Wann wirst du schwanger?», «Und damit verdienst du Geld?», «Früher warst du schlanker.» Und dann dieses «Ich meine es doch nur gut…» Die Frage stellt sich: Wenn das alles «gut gemeint» sein soll, warum tut es dann so weh?
Plötzlich wieder 14 Jahre alt
Es ist eigentlich immer der gleiche Ablauf an Weihnachten. Nur schon ein Blick reicht – und schon bin ich nicht mehr die Frau, die Grenzen setzt und sich selbst liebt. Nein, ich bin dann wieder das schweigende Mädchen, das innerlich schrumpft.
Und egal, wie viel Erfolg ich im Gepäck habe: Der Satz «Ich sage nur die Wahrheit» katapultiert mich jedes Mal zurück in meine 14-jährige Version.

Neues Ich, alte Erwartungen
Weshalb lässt sich das nicht ändern? Ich denke, dass es oft daran liegt, dass die Familie lieber an dem Bild festhält, welches sie sich einmal gemacht hat. Es ist bequemer, als zu akzeptieren, dass man sich verändert hat.
Manche wollen es nicht verstehen, andere können es nicht. Aber eines habe ich gelernt: Es bringt nichts, das endlos auszudiskutieren!
Meine stille Rebellion
Ich habe aufgehört, die Aussagen zu kontern. Aber meine Grenze ist jetzt simpel und klar: Ich lasse die Unsicherheiten von anderen nicht mehr auf mir «parken».
Liebe heisst für mich nicht aushalten, sondern gegenseitig verstehen, unterstützen und Raum geben. Und genau das erwarte ich. Insbesondere am «Fest der Liebe».

Selbstschutz ist kein Skandal
Und weisst du was? Ich schulde niemandem meine Anwesenheit. Schon gar nicht, wenn sie mich innerlich auslaugt. Selbstschutz bedeutet auch, dem ganzen Rummel einfach zu entgehen.

Ich muss nicht jedes Fest tapfer durchziehen, nur weil es Tradition ist. Wenn mein Bauch sagt: «Lass es dieses Jahr», dann höre ich darauf.
Weihnachten muss sich nicht nach Pflicht anfühlen. Es darf sich nach mir anfühlen. Eine Frau, die gerade das macht, worauf sie Lust hat.
Und das ist vielleicht die mutigste Entscheidung von allen.












