Der Wirkstoff Liraglutid wurde ursprünglich zur Behandlung von Diabetes mellitus entwickelt. Mittlerweile wird er online als Hilfe zum Abnehmen gepriesen.
Frau hat abgenommen
Liraglutid ist kein Wundermittel zum Abnehmen. - Depositphotos
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Das Wichtigste in Kürze

  • Liraglutid wird bei der Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt.
  • Bei Adipositas hat es sich als Hilfe beim Abnehmen erwiesen.
  • Abnehmwillige sollten allerdings keine Wunderdinge erwarten.

Einfach täglich eine Spritze setzen, statt sich jahrelang mit Diäten, gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung herumzuplagen? Diesen Traum scheint Liraglutid zu verwirklichen. Doch bei genauerem Hinsehen stellt sich Ernüchterung ein: Ein Wundermittel ist die sogenannte Abnehm-Spritze auch nicht.

Entwicklung als Antidiabetikum

Liraglutid wurde 2009 zunächst als Mittel zur Behandlung von Diabetes mellitus zugelassen. Es bewirkt eine verstärkte Freisetzung von Insulin und Glukagon aus der Bauchspeicheldrüse und verringert so die Glukoseabgabe durch die Leber. Verantwortlich dafür ist eine synthetische Variante des Darmhormons GLP-1 (Glucagon-like Peptid 1). Verordnet wurde es zunächst als Alternative zu anderen bekannteren Antidiabetika wie Metformin.

Ein weiterer Vorteil des Medikamentes: Es sorgt für eine langsamere Entleerung des Magens und sendet dem Gehirn ein frühzeitiges Gefühl der Sättigung. Dadurch verspüren Betroffene längere Zeit keinen Hunger und essen geringere Portionen.

Im Schnitt 8,4 Kilogramm Gewichtsverlust

Schon bald stellte sich heraus, dass Diabetiker durch die Verwendung von Liraglutin ihr Gewicht reduzieren konnten. Dadurch wurde der Wirkstoff als Diätmittel interessant. Seit 2016 ist die Spritze in höherdosierter Form (3 mg) unter dem Markennamen Saxenda® in Europa zugelassen. Als Therapie für Diabetiker ist es niedriger dosiert (1,8 mG) unter den Namen Victoza® oder Xultopy® erhältlich. Gedacht ist es zur Behandlung von Adipositas, das heisst bei einem Body-Mass-Index von 30 oder mehr. Kommen weitere Risikofaktoren hinzu, kann es bereits ab einem BMI von 27 verordnet werden.

Eine Studie ergab, dass die Probanden mit Hilfe von Liraglutid im Durchschnitt 8,4 Kilogramm abnahmen. Allerdings ist das Ergebnis mit Skepsis zu betrachten. Denn der Gewichtsverlust erfolgte über einen Zeitraum von sage und schreibe 56 Wochen, also mehr als einem Jahr. Dies entspricht also etwa einem Pfund Gewichtsreduktion pro Monat. Diese lassen sich auch auf andere wesentlich günstigere Art und Weise verlieren.

Hohe Kosten und gefährliche Nebenwirkungen

Die Kosten von Liraglutid zur Behandlung von Adipositas werden derzeit noch nicht von den Krankenkassen übernommen. Auf Abnehmwillige kommen also dauerhaft hohe Kosten zu. Eine Packung mit 5 x 3 ml, die über fünf Wochen verbraucht wird, kostet je nach Apotheke zwischen 250 und 350 Franken. Je nach Behandlungsdauer summiert sich dies schnell zu vierstelligen Beträgen. Dazu kommt: Wird Saxenda abgesetzt, kommt es schnell zum Jojo-Effekt.

Ein Apfel
Bei einer Diät sind viele Faktoren zu beachten. - Pixabay

Nicht zuletzt kann die hohe Dosierung von Liraglutid zu zahlreichen Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Depressionen, Nierenproblemen und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse führen. Bis zu 40 Prozent der Teilnehmer einer Studie brachen diese vorzeitig ab. Bei anderen Probanden traten zwar keine Nebenwirkungen auf, aber auch keine positive Wirkung. Herstellerseitig wird empfohlen, den Abnehmversuch nach 12 Wochen abzubrechen, wenn sich zu dieser Zeit nicht mindestens fünf Prozent Gewichtsverlust eingestellt hat.

Lieber ein Velo kaufen

Die Kombination aus hohen Kosten und geringen Erfolgen veranlasst Experten dazu, von Liraglutid als Abnehmspritze abzuraten. Für das gleiche Geld lasse sich ein eigenes Velo für Fahrten in der Natur kaufen oder ein Hometrainer für die Wohnung. Mit einer gesunden ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung lässt sich ebenfalls ein Gewichtsverlust von eins bis zwei Pfund pro Monat erreichen. Die eine oder andere Sünde in Form von Kuchen oder Fast Food ist trotzdem noch drin.

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