Logistik-Wandel: Warum E-LKW den Diesel abhängen

Maia Schmied
Maia Schmied

Bern,

Logistik unter Strom: E-LKW revolutionieren den Schwerverkehr. Zwischen kühler Mathematik, LSVA-Ersparnis und grünem Marktvorteil ...

Mercedes-Benz eActros 600
Der Mercedes-Benz eActros 600 ist ein Reichweiten-Riese: Mit einer Batteriekapazität von über 600 kWh schafft dieser Lkw stolze 500 Kilometer ohne Zwischenstopp. - Daimler Truck

Die Technik der modernen Lithium-Ionen-Akkus hat im gewerblichen Schwerverkehr einen entscheidenden ökonomischen Kipppunkt erreicht. Grosse Flottenbetreiber analysieren Kilowattstunden und Ladezyklen mittlerweile viel präziser als jeder private Autofahrer.

Volvo FH Aero
Volvo FH Aero: Effizienz durch Form: Das neue aerodynamische Design reduziert den Luftwiderstand und senkt den Kraftstoffverbrauch um bis zu 5 %. - VolvoTrucks

Was für Privatleute oft eine emotionale Entscheidung ist, folgt in der Logistik reiner Mathematik. Der Wandel vollzieht sich hier deshalb viel schneller und konsequenter als in heimischen Garagen.

Kostenwahrheit statt Kaufpreis

Ein Elektrolastwagen kostet in der Anschaffung heute zwar noch deutlich mehr als ein vergleichbares Dieselmodell. Doch im intensiven laufenden Betrieb wendet sich das Blatt drastisch zugunsten des Stroms.

Gerade in der Schweiz sparen Logistiker massiv durch die vollständige Befreiung von der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA). Diese staatliche Gebühr frisst bei herkömmlichen Verbrennern sonst einen grossen Teil der Marge auf.

MAN eTrucks und eBuses
Historischer Wandel: MAN baute bereits 1970 den ersten Elektrobus der Welt, der damals bei den Olympischen Spielen in München eingesetzt wurde. - MAN

Zusätzlich entfallen teure und zeitintensive Wartungsarbeiten an komplexen Motoren, Getrieben oder Abgassystemen fast komplett. Unter dem Strich ist der E-LKW bei hoher Laufleistung nach wenigen Jahren oft die günstigere Wahl.

Planbarkeit schlägt Reichweitenangst

Privatpersonen fürchten oft die begrenzte Reichweite und suchen auf Urlaubsfahrten gestresst nach freien Ladesäulen. Speditionen haben dieses psychologische Problem im täglichen Geschäft kaum.

Touren werden hier auf den Kilometer genau geplant und die Fahrzeuge kehren meist abends ins Depot zurück. Dort warten eigene, leistungsstarke Schnelllader, die den gesamten Fuhrpark über Nacht wieder einsatzbereit machen.

Renault Trucks E-Tech T 780
Batteriekapazität: Gewaltige 780 kWh (brutto). Zum Vergleich: Das entspricht etwa der Kapazität von zehn Oberklasse-Elektroautos. - RenaultTrucks

Die Angst vor dem Liegenbleiben existiert in diesen professionell organisierten und softwaregesteuerten Logistikketten faktisch nicht. Planbare Routen schlagen hier die spontane Freiheit, die der private Autofahrer so schätzt.

Grüner Druck von allen Seiten

Grosskunden verlangen heute zunehmend nach einem nachweisbar grünen Fussabdruck in ihrer gesamten Lieferkette. Wer seine Waren emissionsfrei transportiert, sichert sich entscheidende Wettbewerbsvorteile bei grossen Ausschreibungen.

tesla
Beschleunigung pur: Ohne Trailer erreicht die Zugmaschine die 100 km/h-Marke in gerade einmal 5 Sekunden. - Tesla

Der Druck kommt also nicht nur vom Gesetzgeber, sondern direkt aus der fordernden Wirtschaft selbst. CO₂-neutrale Logistik wird vom netten Extra zur harten Bedingung für lukrative neue Aufträge.

Unternehmen polieren mit leisen, elektrischen Flotten zudem ihr Image in der lärmgeplagten Öffentlichkeit auf. Ein fast geräuschloser, sauberer Lieferwagen ist in Innenstädten die beste rollende Visitenkarte – und zugleich ein Beweis für wirtschaftliche Weitsicht.

Kommentare

User #5147 (nicht angemeldet)

Niemand spricht über das Gewicht, pro 100km 500kg mehr Gewicht auf der Strasse.. Wenn es um den sogenannten Umweltschutz geht, wird gelogen was das Zeug hält.

User #5817 (nicht angemeldet)

Ohne LSVA. Geht ja gar nicht . Wer zahlt . Nein Nein

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