Keyless-Systeme: Fast alle sind sehr unsicher
Keyless-Systeme, also schlüssellose Öffnungs- und Startmechanismen stehen seit Jahren im Verruf den Autoklau zu vereinfachen. Ein ADAC-Test bestätigt das nun.

Das Wichtigste in Kürze
- Nur 24 von 500 getesteten Fahrzeugen sind sicher
- Diebe hinterlassen nicht einmal Spuren am Auto
- Einfache, für jeden bestellbare Technik reicht zum Autoklau
- Einige Hersteller bieten mit verbesserter Funk-Technik Abhilfe
Schlüssellose Zugangssysteme für das Auto bringen in erster Linie grossen Komfort. Man kann den Schlüssel in der Tasche stecken lassen und braucht nur am Türgriff ziehen zum Öffnen. Auch der Motor startet ebenso bequem auf Knopfdruck.
Doch die meist sogar aufpreispflichtigen Systeme haben einen grossen Haken: Sie vereinfachen den Diebstahl in praktisch allen Fällen.
Wie funktionieren Keyless-Systeme?

Um das komfortable Öffnen und Starten zu ermöglichen erweitern Keyless-Systeme die Funktion einer konventionellen Funk-Fernbedienung. Wird dort das Signal zum Öffnen und Schliessen nur auf Knopfdruch ausgelöst, funken die Keyless-Systeme mit schwacher Leistung dauerhaft. So können sich Auto und Schlüssel automatisch verbinden, sobald sie in ihrer Funkreichweite sind.
Wo liegt das Problem von Keyless-Systemen?
Doch die Verschlüsselung der Keyless-Systeme hilft nicht. Denn die Diebe an einem ganz anderen Hebel an. Sie müssen den Funkcode gar nicht knacken, sie verlängern ihn einfach. Mit simplen Funkverlängerern, die man für wenig Geld im Internet einfach bestellen kann, kann man praktisch jedes schlüssellose System aushebeln.
Wie funktioniert der Keyless-Diebstahl?
Für den Diebstahl braucht man zwei Funk-Verlängerer. Einen, den man in die Nähe des Fahrzeugschlüssels bringt. Hier reicht es beispielsweise oft schon, wenn der Dieb sich mit dem Gerät vor die Haustür stellt. Wenn der Schlüssel in der Nähe liegt, kann das Signal locker weiterübertragen werden.
Das Auto kann so ohne Einbruchspuren, ohne Lärm und ohne Auslösen der Alarmanlage geöffnet und gestartet werden. Sobald der Motor einmal läuft, kann theoretisch gefahren werden bis das Benzin ausgeht. Doch selbst tanken mit laufendem Motor ist möglich. Entsprechend kann ein geklautes Fahrzeug beliebig lange Strecken ohne den originalen Schlüssel zurücklegen.
Welche Möglichkeiten zum Schutz gibt es?

Relativ wenige, dafür aber einfache. Daheim reicht es oft, wenn man den Schlüssel nicht in der Nähe der Haustür lagert. Die Funksignale dringen dann nicht nach draussen und können nicht abgefangen werden. Unterwegs hilft es, den Schlüssel in ein Metallkästchen in der Tasche zu lagern, dass die Funkstrahlen abschirmt.
Denn ein Diebstahl ist etwa auch in grossen und belebten Parkgaragen möglich. Sofern ihnen jemand im Abstand von einigen Metern folgt kann theoretisch auch das Funksignal abgegriffen werden. Unauffälliger geht es kaum.
Welche technischen Möglichkeiten würden Keyless-Systeme absichern?
Eine hochwertigere Funktechnik wie etwa Ultrabreitband-Funk (UWB für ultra wide band) reicht bereits für umfassenden Schutz. Hier wertet ein Mikroprozessor im Schlüssel die Laufzeiten der Funksignale vom Aussand bis zum Empfang aus. So kann die Strecke zwischen Schlüssel und Auto errechnet werden. Im Falle einer zwischengeschalteten Verlängerung würde das System kein Entsperren ermöglichen.
Der Test des deutschen Automobilclubs ADAC hat allerdings gezeigt, dass nur wenige Fahrzeuge darüber verfügen. Von 500 aktuell im Verkauf befindlichen Modellen mit Keyless-Systemen sind nur 24 gut gegen „Funk-Klau“ geschützt.
Pionier der UWB-Technik war ab 2018 Jaguar und Land Rover. Praktisch alle Modelle der beiden britischen Hersteller sind heute mit der kaum knackbaren Technik geschützt.
Ein Jahr später hat der VW-Konzern nachgezogen und die neue Generation der Kompakten auf MQB-Basis auf UWB umgestellt. Audi A3, Seat Leon, Skoda Octavia und VW Golf sind entsprechend gut geschützt. Auch für die ID-Modelle, Polo, Caddy und Geschwister gilt das. Seit Kurzem verwenden auch die neuen Modelle von BMW, Genesis und Mercedes-Benz das Breitband-Funksignal.