Tausende Firmen stehen vor dem Aus. Ihre Liquidität stösst wegen der Corona-Krise an ihre Grenzen. Auch bei der grössten Privatklinikgruppe der Schweiz.
Hirslanden Klinik
Das beleuchtete Schild und der Eingangsbereich der Privatklinik Hirslanden in Zürich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizweit rüsten sich Spitäler für die Coronavirus-Pandemie.
  • Die Hirslanden AG hat darum die Rechnungsfrist für Dienstleister und Lieferanten erhöht.
  • Betroffene erhalten das Geld neu erst innert drei Monaten und gehen auf die Barrikaden.

Tausenden Firmen steht das Wasser bis zum Hals. Die Corona-Krise gefährdet ihre Existenz. Es braucht nicht viel, und eine Firma verliert den Halt. Beispielsweise, wenn Rechnungen nicht fristgerecht bezahlt werden.

Gipser, Elektriker, Fensterbauer, Lieferanten – sie sind angewiesen, die Bezahlung des Auftraggebers innerhalb der vereinbarten Frist auf dem Konto zu haben. Die Margen sind wegen der Konkurrenz klein, die Polster dünn.

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Bauarbeiter können trotz Lockdown des Bundesrates weiter arbeiten. - dpa

Darum gehen nun Lieferanten und Dienstleister auf die Barrikaden. Wie Betroffene gegenüber Nau.ch kritisieren, zahle nämlich ausgerechnet jetzt die Hirslanden AG Rechnungen deutlich später. Diese ist mit ihren 18 Privatkliniken und über 100 Kompetenzzentren die grösste Privatklinikgruppe der Schweiz.

Corona-Situation verhindert fristgerechte Zahlung

Anstelle der vertraglich vereinbarten 30 Tage würde die Hirslanden AG Rechnungen erst in 90 Tagen, also nach drei Monaten, begleichen. Die Betroffenen wollen anonym bleiben. Sie fürchten um ihre Aufträge.

In einem E-Mail-Verkehr, welcher Nau.ch vorliegt, bestätigt der Spital-Gigant, dass die Rechnungen erst später beglichen werden könnten. Im vorliegenden Fall handelt sich um einen Auftrag im Wert von mehreren Zehntausend Franken. Begründung: «Oberste Priorität liegt in der Versorgung der COVID-19-Patienten.»

Privatklinikgruppe Hirslanden
Das Eingangsschild der Klinik Hirslanden. - keystone

Um die Versorgung aller Patienten nachhaltig sicherzustellen, sei die Zahlungsfrist auf 90 Tage erhöht worden. Für die Betroffenen «zum Fremdschämen». Schliesslich erwirtschafte die Privatklinikgruppe Millionen. Im Geschäftsjahr 18/19 betrug der Gewinn 285 Millionen Franken.

Doch wie kann die medizinische Versorgung eine Aufgabe der Buchhaltung verhindern?

«Alle um Liquidität besorgt»

Die Hirslanden AG bestätigt auf Anfrage, dass die Frist schon zu Beginn der Pandemie erhöht worden sei. Dies bei Lieferanten, deren Leistungen und Produkte nicht direkt den Patienten zukommen. «Dabei ist uns bewusst, dass in dieser ausserordentlichen Situation alle um ihre Liquidität besorgt sind – das gilt für unsere Lieferanten ebenso wie für uns.»

Sprecher Claude Kaufmann betont: «Wir sind deshalb mit den meisten Lieferanten im persönlichen Gespräch und viele haben grosses Verständnis für dieses Vorgehen, das bei anderen Unternehmen längst an der Tagesordnung ist.»

Auch Spitäler würden sich in einer paradoxen Situation befinden. Durch die Verordnung des Bundesrats, nur noch dringende Eingriffe vorzunehmen, werde den Spitälern quasi die «Hauptschlagader» abgedrückt. «Eingriffe sind die Einnahmen eines Spitals», erklärt Kaufmann.

Der Peak der Corona-Patienten-Welle sei noch nicht erreicht, somit würden auch den Spitälern die Einnahmen fehlen. Doch Kaufmann betont: «Ziel ist es weiterhin, auch diese Lieferanten so schnell wie möglich zu bezahlen. Wir sind bemüht, mit allen einvernehmliche Lösungen zu finden.»

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