Ein US-Enthüllungsbericht warf diese Woche hohe Wellen. Das Coronavirus sei aus einem Labor in Wuhan entwichen. Ein Schweizer Forscher hält dagegen.
corona patient null
Ein Forscher experimentiert im Wuhan Institute of Virology mit einem Impfstoff. (Archivbild) - Wuhan Institute of Virology

Das Wichtigste in Kürze

  • US-Medien hegen den Verdacht, dass das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan entwichen ist.
  • US-Präsident Donald Trump will die Situation genau untersuchen.
  • Ein Schweizer Forscher, welcher Fledermäuse untersucht, dementiert.
Ad

Ein Artikel der «Washington Post» wirft hohe Wellen. Dieser wirft die Frage auf, ob das Coronavirus in einem Hochsicherheitslabor in Wuhan gezüchtet wurde. Respektive, daraus entwichen ist.

Amerikanische Diplomaten hätten bereits 2018 die US-Regierung vor dem Labor «Wuhan Institute for Virology» (WHI) gewarnt. Darin sollen von Untersuchungen an Fledermäusen die Rede sein.

Wuhan Institute Coronavirus
Das Wuhan Institute of Virology in China. - Wuhan Institute of Virology

Das Hauptinteresse der chinesischen Forscher habe dabei auf der Übertragung von Coronaviren vom Tier auf den Menschen gelegen. Die Diplomaten hätten damals auf die Gefahr einer Pandemie hingewiesen.

Gefundenes Fressen für US-Präsident Donald Trump: Seit Tagen versucht dieser, einen Schuldigen für die Corona-Krise zu finden. Dieser will die Sache nun ganz genau untersuchen. Vergangene Nacht erhob Trump erneut schwere Vorwürfe und stellte in Frage, ob die Verbreitung des Virus absichtlich getan wurde.

Wie wahrscheinlich ist Ausbruch aus dem Labor?

Das Institut für Virologie an der veterinärmedizinischen Fakultät Vetsuisse der Universität Zürich forscht ebenfalls mit Fledermäusen. Leiter und Professor Cornel Fraefel hält die Untersuchung in Wuhan für «nachvollziehbar». «Dass Forscher die Möglichkeit prüfen, ob Fledermausviren Zellen von anderen Spezies (einschliesslich menschliche Zellen) infizieren und dort replizieren können.»

Fledermäuse
Cornel Fraefel, Professor für Virologie an der Universität Zürich, würde alle Corona-Massnahmen aufheben. - UZH

Solche Forschungsarbeiten seien wichtig, um eine Risikobewertung zu machen, erklärt der Forscher gegenüber Nau.ch. Dass die Viren spezifisch darauf «gezüchtet» wurden, den Wirtswechsel vom Tier zum Menschen zu machen, sei mehr als fraglich.

Zwar gibt Fraefel zu bedenken: «Viren sind in der Vergangenheit aus Labors entwichen. Zum Beispiel mehrmals das Maul-und-Klauenseuche Virus.» Dies aber nicht in China, sondern in England. «Ich glaube aber aus verschiedenen Gründen nicht, dass das SARS-CoV-2 aus einem Labor entwichen ist.»

Internationale Forscher führen Coronavirus auf Wildtiere zurück

Der Virologe verweist dabei auf ein Mitte Februar veröffentlichtes Statement verschiedener internationaler, renommierter Forscher. Darin verurteilen diese solche «Verschwörungstheorien». Darunter auch Christian Drosten der Berliner Charité, der wohl bekannteste Immunologe Deutschlands.

Christian Drosten Coronavirus
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. - dpa

Die Forscher begründen, dass Wissenschaftler aus mehreren Ländern die Genome des Erregers des Coronavirus veröffentlicht und analysiert hätten.

Sie kommen mit überwältigender Mehrheit zu dem Schluss, dass dieses Coronavirus von Wildtieren stammt. Wie so viele andere neu auftretende Krankheitserreger auch.

China weist Verdacht zurück

Auch China weist den in den USA geäusserten Verdacht zurück. Der Pekinger Aussenamtssprecher Zhao Lijian erklärte, es lägen keine Beweise vor. Der Ursprung des Virus müsse von der Wissenschaft aufgeklärt werden. «Die Weltgesundheitsorganisation hat gesagt, dass es keine Beweise dafür gibt, dass es in einem Labor hergestellt wurde.»

WWF
Der WWF kritisiert den illegalen Handel des Schuppentiers und möglichen Überträgers des neuartigen Coronavirus kritisiert. - keystone

Experten gehen davon aus, dass das Virus von einem Tiermarkt in Wuhan stammt, wo auch die ersten Erkrankungen aufgetreten waren. Beim Zwischenwirt soll es sich um das asiatische Schuppentier handeln. Dessen Fleisch gilt in China als Delikatesse.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Universität ZürichDonald TrumpRegierungCoronavirus