Schachspieler Hans Niemann wird erneut Betrug vorgeworfen

Der Schachgrossmeister Hans Niemann wird erneut des Betrugs beschuldigt. Weltmeister Magnus Carlsen sowie «chess.com» erheben die Vorwürfe.

Magnus Carlsen (l) und Hans Niemann beim Schach-Duell. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schachwelt ist in Aufruhr: Hans Niemann wird Betrug in über 100 Fällen vorgeworfen.
  • Erste Betrugsvorwürfe wurden beim Spiel gegen den Weltmeister Magnus Carlsen erhoben.
  • Der Schachgrossmeister Niemann hatte zuvor den Betrug in zwei Partien zugegeben.

Erste Spekulationen um möglichen Betrug von Hans Niemann tauchten bereits im September auf. Nun werden weitere Betrugsvorwürfe durch einen Bericht von «chess. com» laut.

Wie alles begann

Bei Niemanns Spiel gegen den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen am Sinquefield Cup zog sich letzterer überraschend aus dem Spiel zurück. Dies wird von der Schachwelt als Betrugsvorwurf gedeutet. Bei der nächsten Partie der beiden Kontrahenten gab Carlsen nach nur einem Zug auf. Somit verweigerte Carlsen erneut ein Spiel gegen den Schachgrossmeister Niemann.

Der Weltmeister sagte lange nichts zu den Vorwürfen. Inzwischen gab er jedoch ein Statement auf Twitter ab, indem Niemann direkt des Betrugs beschuldigt wird. Die Spekulationen in der Schachwelt schaukelten sich zudem immer weiter hoch und nahmen teils absurde Ausmasse an: So wird beispielsweise vermutet, dass der junge Grossmeister durch vibrierende Analkugeln Signale empfangen könnte.

Niemann ging in die Offensive: «Wenn sie wollen, dass ich mich komplett nackt ausziehe, werde ich es tun», kündigte er an. «Das ist mir egal, denn ich weiss, dass ich sauber bin.»

Neue Betrugsvorwürfe gegen Hans Niemann

Gleichzeitig gab er aber zu, als Jugendlicher zweimal im Online-Schach betrogen zu haben. Am Schachbrett vor Ort habe er aber immer ehrlich gespielt. Ein neuer Bericht von chess.com zeigt aber, dass das nicht die volle Wahrheit ist.

Demzufolge soll er sogar in mehr als 100 Online-Partien betrogen haben. Das geht aus einem Untersuchungsbericht des Portals chess.com hervor, über das das «Wall Street Journal» (WSJ) am Dienstag berichtete. Niemann soll demnach um ein Vielfaches häufiger betrogen haben als bei den zwei Gelegenheiten, die er selbst eingeräumt hatte.

Magnus Carlsen (l.) und Hans Niemann. - dpa

Nach Angaben des WSJ hat Niemann die Anschuldigungen in dem Bericht zugegeben und wurde für einige Zeit von chess.com ausgeschlossen. Dem Bericht zufolge hat er zuletzt 2020 betrogen und das auch bei Turnieren, in denen er um Preisgelder spielte.

FIDE leitet Untersuchung ein

Der Bericht von chess.com trifft laut WSJ keine Aussage dazu, ob Niemann bei direkten Duellen ebenfalls betrogen hat.

Der Schach-Weltverband FIDE hat in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass er eine Untersuchungskommission einsetzen wird. Dieser Thriller dürfte also mindestens eine weitere Folge bekommen.