US-Start-up-Finanzierer mit Problemen - Bankaktien fallen
Nach dem Kurssturz der Silicon Valley Bank und Turbulenzen der Kryptobank Silvergate werden Probleme auch anderswo befürchtet. Sind das nur Einzelfälle und übertriebene Sorgen oder drohen Ansteckungsgefahren?
Das Wichtigste in Kürze
- Probleme der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) haben am Freitag auch in Europa ihre Spuren hinterlassen.
Nachdem schon in Asien die Börsen im Sog der SVB-Aktien unter Druck geraten waren, setzte sich der Ausverkauf bei europäischen Finanzwerten fort. Einige Experten warnen davor, die Probleme des US-Start-up-Finanzierers auf den gesamten Sektor zu übertragen.
Trotzdem folgten die Kurse der europäischen Bankentitel den Vorgaben aus den USA. Der Bankenindex rutschte um gut vier Prozent ab. Am Dax-Ende verloren Aktien der Deutschen Bank am Vormittag 7,6 Prozent und der Commerzbank 4,2 Prozent. Werte wie Santander und Credit Suisse gaben ebenfalls deutlich nach. An den Börsen wird befürchtet, dass es auch in Europa zu ähnlichen Problemen kommen könnte.
Die auf die Finanzierung von Start-ups spezialisierte SVB hatte überraschend die Ausgabe von Aktien angekündigt, nachdem ein grösserer Verkauf von Vermögenswerten wie Staatsanleihen und Hypothekenpapieren zu einem Verlust geführt hatte. So sinkt der Wert solcher Papiere, wenn Zinsen steigen. SVB-Papiere verbuchten am Donnerstag an der Wall Street ein Minus von gut 60 Prozent. Mit einem vorbörslichen Minus von 44 Prozent setzte sich der Ausverkauf am Freitag fort.
Kryptobank Silvergate beschliesst Abwicklung
Und eine zweite Nachricht aus der Finanzwelt schockte die Anleger: Die Krise am Markt für Digitalwährungen wie Bitcoin und Ether hat mit dem Finanzkonzern Silvergate Capital ein weiteres Schwergewicht der Branche in die Knie gezwungen. Die Kryptobank hatte bekanntgegeben, ihren Betrieb einzustellen und freiwillig die Abwicklung einzuleiten. Vor dem Hintergrund trennten sich Anleger von Bankaktien allgemein.
Silvergate und SVB «sind in der Tat Opfer desselben Phänomens, da die Straffung der US-Geldpolitik den Schaum aus den Teilen der Wirtschaft mit den meisten Überschüssen abschöpft – und es ist schwer, mehr Überschüsse zu finden als in Krypto- und Tech-Startups», sagte Analyst Adam Crisafulli von Vital Knowledge.
«Noch scheint die Silicon Valley Bank ein Einzelfall zu sein», betonte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. «Aber wie gross die Ansteckungsgefahren unter Banken sind, das haben frühere Krisen gezeigt. Deshalb reagieren Anlegerinnen und Anleger so sensibel auf die Nachrichten aus Kalifornien.» Auch ein anderer Händler sprach eher von einem Stimmungsdämpfer. Ein direkter Fingerzeig für den Sektor seien die Probleme der SVB dagegen nicht.
Chefstratege Joachim Klement von der Investmentbank Liberum Capital sprach von wachsenden Ängsten vor einer Kreditklemme. Allerdings geht er nicht davon aus, dass die Situation der SVB eine unmittelbare Bedrohung für das europäische Bankensystem darstellt. Das US-Institut habe ein sehr spezielles Geschäftsmodell und sei auf Wagniskapital sowie die Finanzierung junger Wachstumsunternehmen spezialisiert. Das sei innerhalb der Bankenszene ziemlich einmalig. Notleidende Kredite dürften im laufenden Jahr zwar zunehmen, aber die Reserven der Banken in Europa und den USA seien ausreichend, um Probleme aufzufangen.