Ukraine-Krieg: So lebt Illya (25) in Kiew mit Stromausfällen

Der Ukraine-Krieg wirkt sich auf die Energieversorgung von Kiew aus – auch mit Blick auf den Winter. Illya Saikin erzählt, was er in den Stunden ohne Strom tut.

Kiew liegt im Ukraine-Krieg Ende Oktober im Dunkeln. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Ukraine wird die Energieversorgung knapp.
  • Täglich wird in Kiew mehrere Stunden der Strom ausgeschaltet, um zu sparen.
  • Ein Bewohner hat mit Nau.ch geredet und erzählt, wo die Schwierigkeiten im Alltag liegen.

In den vergangenen Wochen wurde Kiew im Ukraine-Krieg immer wieder Ziel russischer Raketenangriffe. Wladimir Putin hat es dabei insbesondere auf die Energieversorgung der ukrainischen Hauptstadt abgesehen.

Die Folge: Hunderttausende Wohnungen sind ohne Strom. Wie geht es den Einwohnern unter diesen schwierigen Umständen? Nau.ch hat mit Illya Saikin gesprochen. Der 25-Jährige ist in der ukrainischen Hauptstadt geboren und lebt seither dort.

Illya (25) lebt seit seiner Geburt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. - zVg

Als das Gespräch mit ihm beginnt, ist es in Kiew 13:30 Uhr. Zu dieser Zeit ist der Strom in der Stadt angeschaltet. Doch Illya warnt im Voraus – er kann nicht garantieren, wie stabil die Verbindung ist.

Ukraine-Krieg: Licht geht mehrere Stunden aus

«Am Anfang, in der ersten Woche, waren die Blackouts willkürlich. Man konnte sich nicht darauf vorbereiten», erklärt er. Für den 25-Jährigen problematisch, denn der Manager einer Möbelfabrik arbeitet von zu Hause aus. Die Energieknappheit mache seine Arbeitsplanung «schwierig».

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Mittlerweile hat die Stadt einen Plan, wann und wo der Strom ausgeht. Mehrere Stunden hat es dann kein Licht, erzählt Illya. Das grösste Problem: «Meine Wohnung hat während der Blackouts keine Wasserversorgung.» Wenn der Strom ausgehe, gebe es auch Probleme mit der Mobil- und Netzwerkverbindung.

Das wird deutlich während des Telefongesprächs: Immer wieder stockt die Verbindung, ab und zu bricht sie auch ganz ab.

Winter bereitet grosse Sorgen

Und wie vertreibt er sich die Zeit, wenn der Strom weg ist? «Wenn ich Mobilfunkverbindung habe, arbeite ich oder schaue einen Film.» Wenn das nicht der Fall ist, lese er Bücher – sofern es draussen noch hell ist.

Nach russischen Raketenangriffen auf die Energieversorgung Kiews waren dort am Montagabend rund 250'000 Wohnungen ohne Strom. - Andrew Kravchenko/AP/dpa

Illya antwortet gefasst auf alle Fragen. Seine Stimme bleibt ruhig. Anzumerken, dass er sich in einer Ausnahmesituation befindet, ist es ihm nicht. Bis die kalte Jahreszeit zur Sprache kommt: «Der Winter wird hart. Vor allem, wenn wir nicht mehr heizen können», glaubt er.

«Ukraine wird diesen Krieg gewinnen»

Jetzt klingt der junge Ukrainer besorgt. «Es kommt aber auch darauf an, wie stark Russland unsere Infrastruktur beschädigt.» Das belastet ihn vor allem in Bezug auf seinen Job.

Doch im Notfall hat er einen Plan: «Wenn der Strom ganz ausfällt, kann ich zu meinem Vater aufs Land.» Er habe dort einen eigenen Stromgenerator. «Wenn man diese Möglichkeit nicht hat, wird es schwierig. Die Leute hier fürchten sich vor einem harten Winter.»

Trotz allem versucht Illya, zuversichtlich zu bleiben: «Die Ukraine wird diesen Krieg gewinnen. Wir brauchen einfach die Hilfe unserer westlichen Partner.»