Tausende demonstrieren in Jerusalem für Rückkehr der Geiseln

Ein halbes Jahr nach dem Massaker durch die Hamas demonstrieren in Jerusalem 50'000 Menschen für die Rückkehr der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln.

Israelis demonstrieren fordern die Freilassung der von der Hamas in Gaza festgehaltenen Geiseln. (Archivbild) Foto: Ilia Yefimovich/dpa - sda - Keystone/dpa/Ilia Yefimovich

Ehemalige Geiseln und Angehörige der verbleibenden Verschleppten haben ein halbes Jahr nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober an das Schicksal der Menschen in der Gewalt der Hamas erinnert. Die Organisation der Familienangehörigen hatte für Sonntagabend zu einer Kundgebung in Jerusalem aufgerufen. Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 50'000 Menschen, die in Sprechchören forderten, die Geiseln nach Hause zu bringen.

«Wir sind hier und zählen die Tage», sagte Agam Goldstein, die zusammen mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Brüdern aus ihrem Zuhause in Kfar Aza in den Gazastreifen verschleppt und nach 51 Tagen freigelassen worden war. «Ich hoffe, ihr zählt nicht. Dass ihr nicht wisst, wie lange ihr schon dort seid.» Sie frage sich, in welchem Zustand die Geiseln zurückkehren würden, sagte Goldstein angesichts der auf eine Grossleinwand projizierten Porträtbilder der Geiseln. «Die Fotos überall im Land und auf der ganzen Welt zeigen eine andere Person. Sie sehen nicht mehr so aus, lächeln nicht mehr so.»

Rückkehrer: «Lebendig, aber nicht heil zurückgekommen»

Der 19 Jahre alte Itay Regev, der zusammen mit seiner Schwester Maya am 7. Oktober auf dem Nova-Musikfestival verschleppt worden war, beschrieb ein Leben voller Angst in der Geiselhaft. «Wir sind lebendig, aber nicht heil zurückgekommen.» Jeder Morgen sei ein anderer Tag in der Hölle gewesen. «Die Worte »Musik« und »Festival« haben sich für immer verändert und sind jetzt die traurigsten Wörter der Welt, die immer wehtun werden.»

Angehörige der Geiseln erinnerten an die Feste der vergangenen sechs Monate, die ohne ihre Liebsten gefeiert werden mussten. Nun hofften sie auf eine Rückkehr zum Sedermahl des bevorstehenden Pessach-Festes, einem der höchsten Feiertage im Judentum. Es wird in diesem Jahr vom 22. bis 30. April begangen.

Bei dem Massaker der Hamas und anderer extremistischer Organisationen am 7. Oktober waren mehr als 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entliess Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Knapp 100 der Geiseln dürften nach israelischen Schätzungen noch leben.