Kims Rakete kann die USA erreichen

So hoch ist noch keine nordkoreanische Rakete geflogen - und bedroht damit potenziell die USA. Doch US-Präsident Trump reagiert eher zugeknöpft. Südkoreas Präsident warnt vor einer Eskalation.

Nach dem neuesten Raketentest kritisiert die dänische Zeitung das Verhalten der USA. - Lee Jin-Man/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine neuartige Interkontinentalrakete getestet, die das gesamte Festland der USA erreichen kann.
  • Der Raketenabschuss erfolgte trotz nachdrücklicher Warnungen der USA und anderer Länder an Pjöngjang vor weiteren militärischen Provokationen.
  • Donald Trump reagierte trotzdem auffällig zurückhaltend auf den Raketentest.

Nordkorea hat seine bisher weitreichendste Interkontinentalrakete getestet, die möglicherweise bis in die USA fliegen könnte. Nach einer Pause von zweieinhalb Monaten startete Machthaber Kim Jong Un erstmals wieder eine ballistische Rakete in Richtung Osten, wie die Führung der südkoreanischen Streitkräfte in Seoul mitteilte. Die Rakete sei 4500 Kilometer hoch geflogen - zehnmal höher als die Umlaufbahn der internationalen Raumstation (ISS).

Der UN-Sicherheitsrat hat eine Dringlichkeitssitzung angesetzt. Das Treffen sei auf Bitten der USA, Japans und Südkoreas Mittwochnachmittag (Ortszeit) einberufen worden, hiess es von den Vereinten Nationen in New York.

Rakete flog so hoch wie keine zuvor

US-Präsident Donald Trump reagierte verhalten. «Das ist eine Situation, mit der wir umgehen werden.» Der Raketenstart ändere nichts an der Nordkorea-Politik der USA, sagte Trump. Nach Angaben von US-Verteidigungsminister James Mattis flog die nordkoreanische Rakete so hoch wie keine vor ihr. Wegen der grossen Reichweite sei dies grundsätzlich eine Gefahr für jedes Land. Offensichtlich setze Nordkorea seine Bemühungen zum Bau einer Interkontinentalrakete fort, die sowohl die USA wie die Welt bedrohe, sagte Mattis.

Südkorea reagierte mit Zielübungen

Als Reaktion telefonierte Trump sowohl mit Südkoreas Präsident Moon Jae In als auch mit Japans Ministerpräsident Shinzo Abe. Südkorea reagierte nur fünf Minuten nach dem Start der Rakete mit Manövern und schoss drei Raketen für Zielübungen ins Meer. Moon warnte vor einer drastischen Verschärfung der Sicherheitslage. Falls Nordkorea weiter Raketen entwickle, die andere Kontinente erreichen könnten, «könnte es zu einer Situation kommen, die nicht mehr gut zu machen ist», sagte Moon bei der Sitzung seines Sicherheitsrats in Seoul.

Internationale Kritik

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat «Nordkoreas neueste Provokation» scharf verurteilt. «Es ist wichtiger denn je, gegen die Bedrohung der internationalen Sicherheit durch Pjöngjang zusammenzustehen», teilte Regierungssprecher Steffen Seibert‏ mit.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Raketentest Nordkoreas als «unverantwortlich» verurteilt. Der Test stärke «unsere Entschlossenheit, den Druck auf Pjöngjang zu erhöhen», schrieb Macron auf Twitter.