Michelle Gisin ärgert sich gewaltig über FIS-Chef Gian Franco Kasper. Die Schweizerin kann die Aussagen zum Klimawandel nicht fassen.
Michelle Gisin
Michelle Gisin findet die Aussagen von Gian Franco Kasper unglaublich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gian Franco Kasper zieht den Klimawandel in Zweifel.
  • Aussagen des FIS-Chefs stossen Michelle Gisin sauer auf.
  • Die 25-Jährige ist Klima-Botschafterin und findet die Aussagen «unglaublich».

Gian Franco Kasper (75) sieht keine Beweise dafür, dass es den Klimawandel gibt. In einem Zeitungsinterview sagte der Bündner zum Beispiel folgenden Satz: «Es gibt keinen Beweis dafür. Es gab schon immer kalte und wärmere Winter.» Aussagen wie diese stossen Olympiasiegerin Michelle Gisin auf.

Die 25-Jährige ist seit Herbst Botschafterin der Klimaschutz-Organisation Protect our Winters (POW) und deshalb doppelt betroffen.

Michelle Gisin fährt die Abfahrt in Cortina d'Ampezzo
Michelle Gisin in der Abfahrt in Cortina d'Ampezzo - Keystone

Nau.ch: Michelle Gisin, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie das Interview mit FIS-Präsident Gian Franco Kasper gelesen haben?

Michelle Gisin: «Es ist unglaublich wenn jemand in dieser Funktion mit diesem grossen Einfluss behaupten kann, dass es die Klimaerwärmung nicht gebe und sie nicht wissenschaftlich belegbar sei. Ich habe eine lange Liste mit Fakten, die klar zeigen, dass es den Klimawandel gibt. Auch ein gewisser Staatspräsident einer grossen, einflussreichen Nation bläst ins gleiche Horn. Da stehen mir einfach die Haare zu Berge.

Michelle Gisin spricht an einer Pressekonferenz.
Michelle Gisin: «Nur weil es in in gewissen Gebieten kalt ist, heisst das nicht, dass sich das Klima nicht verändert!» - Keystone

Die Gletscherfläche hat sich in den letzten 160 Jahren halbiert. Und wir Skifahrerinnen und -fahrer trainieren Sommer für Sommer dort und bekommen diese Veränderung jährlich sehr direkt mit. Eigentlich müssten alle Menschen bezüglich dieses Themas sensibilisiert sein. Ich kann es nicht fassen, dass der Präsident eines Sportverbandes, der mit dem Winter so eng verbunden ist wie die FIS, die Augen vor der Realität derart verschliessen kann.»

Nau.ch: Kasper sagt auch folgendes: «Ich war in Pyeongchang, zu Beginn war es minus 35 Grad. Jedem der schlotternd auf mich zukam, sagte ich: Welcome to global warming.» Was sagen Sie dazu?

Michelle Gisin: «Unglaublich. Nur weil es in gewissen Gebieten zu gewissen Zeiten kalt ist, heisst das noch lange nicht, dass sich das weltweite Klima nicht rasant verändert und durchschnittlich die Temperaturen ansteigen. Wenn dann wichtige Leute mit Einfluss das nicht sehen wollen und öffentlich abstreiten, dann ist für nachdenkende Menschen einfach unglaublich.»

Gian Franco Kasper beim FIS Forum Alpinum in Sölden (Ö).
«Es gab schon immer kalte und wärmere Winter» – an den Klimawandel glaubt Ski-Boss Gian Franco Kasper nicht wirklich. - Keystone

Nau.ch: Sie sind Wintersportlerin und POW-Botschafterin und wegen einer Verletzung zum Nicht-Skifahren gezwungen. Werden Sie jetzt aktiv, zum Beispiel mit einem schriftlichen, von vielen Fahrerinnen und Fahrern unterzeichneten Protest gegen diese Aussagen?

Michelle Gisin: «Wir überlegen uns bei POW, wie wir darauf reagieren werden. Ohne Reaktion geht das nicht. Während der WM ist das nicht ganz einfach, da konzentrieren sich die Athletinnen und Athleten auf anderes. Ich hoffe aber schon, dass sich andere von Medien angesprochene Sportlerinnen und Sportler entsprechend äussern werden.

Michelle Gisin jubelt über ihren zweiten Platz in der Abfahrt von Lake Louise (CAN).
Michelle Gisin fuhr in Lake Louise (CAN) zweimal aufs Podest. - Keystone

Wir dürfen aber jetzt nicht kurzfristig oder überstürzt handeln, denn dann verpufft alles rasch wieder, wir müssen mittelfristig denken, wenn wir auch Einfluss haben wollen. Weil wir sehen es ja Jahr für Jahr. Zum Beispiel in Zermatt.

Unser Sport hat einen gewissen Impact auf die Natur. Gerade die FIS könnte hier positiven Einfluss nehmen und zum Beispiel umweltschonende Projekte und innovative Wettkampfstätten fördern. In diese Richtung werden wir künftig aktiv sein müssen.»

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