Zverev beschwert sich an den US Open beim Schiri über einen «Hitler»-Ruf aus dem Publikum. Skandale im Tennis-Sport gab es viele – auch bei Schweizern.
Zverev unterbricht sein Match an den US Open, um einen Zuschauer aus dem Publikum entfernen zu lassen. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei den US Open kommt es beim Spiel von Alexander Zverev zum Eklat.
  • Ein Zuschauer wird rausgeworfen, nachdem er die alte Deutsche Hymne zwischenruft.
  • Hier kommt die lange Skandal-Liste im Tennis-Sport.
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Plötzlich unterbricht Alexander Zverev seinen Achtelfinal an den US Open gegen Jannik Sinner. «Er hat den bekanntesten Hitler-Satz gesagt!», reklamiert der Deutsche beim Schiri. Der Schuldige im Publikum wird gesucht – und entfernt.

An der Medienkonferenz nach dem Spiel beschreibt Zverev den Vorfall noch genauer. «Er begann, die ‹Hitler-Hymne› zu singen, das war zu viel des Guten», so der Tennis-Star.

«Ich liebe es, wenn Fans laut und emotional sind», so Zverev weiter. «Aber den Respekt muss man wahren. Ich bin Deutscher und wir sind nicht stolz auf diesen Teil unserer Geschichte.»

Die Szene geht in die Skandal-Liste im Tennis-Sport ein. Und diese ist lang – auch Schweizer sind mittendrin ...

2022: Alexander Zverev attackiert Referee-Stuhl

Nicht lange ist es her, als Zverev selbst für einen Skandal sorgte. Im Februar vor einem Jahr in Acapulco verliert er nach einer Doppel-Pleite die Nerven. Grund dafür ist eine umstrittene Entscheidung.

Alexander Zverev dreht in Acapulco komplett durch. - Twitter @ESPN

Der Deutsche drischt mit seinem Schläger mehrmals auf den Schiedsrichter-Stuhl ein. Ausserdem beschimpft er den Unparteiischen als «verdammten Idioten». Die Konsequenz: Die ATP schliesst den Tokio-Olympiasieger vom Einzel-Turnier aus.

2020 und 2022: Novak Djokovics Impfdrama und Linienrichterin-Abschuss

Mehrfach in der Liste aufführen könnte man Novak Djokovic, hier der Fokus auf die zwei grössten Aufreger. Bei den US Open 2020 schlägt er beim Spiel gegen Pablo Carreno Busta einen Ball frustriert weg. Dumm: Er trifft eine Linienrichterin genau am Kehlkopf, sie sackt zu Boden und ringt um Luft.

Novak Djokovic schiesst eine Linienrichterin an den US Open ab. - Twitter/@AwanishSharan

Die Offiziellen entscheiden sich für eine Disqualifikation des Serben. Zwei Jahre später sorgt er an den Australien Open gar für ein wochenlanges Drama ...

Ohne Corona-Impfung versucht er, nach Australien einzureisen. Sein Visum wird aber für ungültig erklärt. Djokovic muss tagelang in Zwangsquarantäne in einem Migranten-Hotel. Nach mehreren Gerichtsverhandlungen muss Nole das Land verlassen – einen Tag vor Turnierstart.

2020 und 2017: Daniil Medvedev schmeisst Schiri Münzen hin

Nicht ganz so hart wie Zverev, aber auch Daniil Medvedev attackierte den Schiri-Stuhl. Beim ATP-Cup 2020 ist der Frust beim Russen trotz Dreisatz-Sieg über Diego Schwartzman gross. Weil er sich ungerecht behandelt fühlt, drischt er auf den Sitz des Referees ein.

Drei Jahre zuvor erlaubte sich Medvedev auch schon einen Ausraster. Nach einer Fünfsatz-Pleite bei Wimbledon schmeisst er dem Schiedsrichter Münzen vor seinen Stuhl. Dieser war seiner Meinung nach bestochen worden.

2019 und 2015: Nick Kyrgios spuckt – und beleidigt Freundin von Stan Wawrinka

Nick Kyrgios sorgte bereits für mehrere Eklats. 2015 heisst sein Opfer Stan Wawrinka. Beim Zweitrunden-Match in Montreal 2015 packt er die schlimmsten Schimpfwörter aus.

«Kokkinakis hat deine Freundin geknallt. Entschuldige, dass ich dir das sage, Kumpel», ruft der Australier dem Romand zu. Wawrinkas damalige Freundin war Donna Vekic. Kyrgios kommt mit einer Geldstrafe davon.

Nick Kyrgios
Nick Kyrgios beleidigt 2015 die Freundin von Stan Wawrinka, Donna Vekic. - Keystone

2019 folgt die nächste Busse, jedoch mit einer 16-wöchigen Sperre auf Bewährung kombiniert. Die Skandal-Nudel beschimpfte Schiedsrichter Fergus Murphy – und spuckte in seine Richtung.

Zuletzt war Kyrgios 2022 mit einer Entscheidung unzufrieden – und ging in Halle zwei Minuten in den Tennis-Streik.

1999: Martina Hingis wird nach Skandal-Auftritt ausgepfiffen

Während Stan Wawrinka das Opfer war, sorgte Martina Hingis 1999 selbst für einen Aufschrei. Als 18-Jährige steht die Schweizerin im Final der French Open – und legt einen äusserst unsportlichen Auftritt hin.

Hingis hat das Publikum wegen mehrerer respektloser Kommentare gegen Gegnerin Steffi Graf schnell gegen sich ...

Martina Hingis
Martina Hingis weint nach der Pleite im French-Open-Final 1999. - Keystone

Obwohl gut im Spiel, lässt sie sich von den Emotionen völlig aus dem Konzept bringen. Als ein Ball ihrer Meinung nach im Out war, weigert sie sich weiterzuspielen. Sie lässt die Oberschiedsrichterin antanzen – und erntet weitere Pfiffe.

Im dritten Satz versucht es Hingis mit ein paar – damals noch sehr verpönten – Aufschlägen von unten. Graf erkundigte sich schliesslich, ob Hingis zum Tennis-Spielen oder zum Diskutieren hier sei.

Hingis verliert das Spiel – und verlässt den Platz unter Tränen.

2012 und 2017: Nalbandian und Shapovalov verletzen Schiris

Daniel Nalbandian tritt in Queens 2012 so heftig gegen die Holzumrandung des Schiri-Stuhls, dass Splitter fliegen. Einer davon springt dem Unparteiischen an den Arm, sodass er blutet.

Welcher Tennis-Skandal blieb Ihnen besonders in Erinnerung?

2017 bringt auch der Kanadier Denis Shapovalov einen Schiedsrichter zum Bluten. Er drischt einen Ball aus Frust weg, dieser trifft den Referee am Auge. Mit gebrochener Augenhöhle muss dieser ins Spital.

2009: Serena Williams will Linienrichterin «Ball in Hals schieben»

Im US-Open-Halbfinal gegen Kim Clijsters signalisiert die Linienrichterin, dass Serena Williams beim Aufschlag übertreten hat. Der Punkt geht an Clijsters – Williams eilt zur Unparteiischen.

Serena Williams
Serena Williams diskutiert an den US Open 2009 (zu) viel mit den Schiedsrichtern. - Keystone

«Ich schwöre, ich schiebe dir einer dieser verdammten Bälle in den Hals. Ich schwöre es», drohte Williams laut der Linienrichterin. Die Oberschiedsrichterin straft die US-Amerikanerin mit einem Punktabzug – und sie verliert die Partie.

1990: John McEnroe wegen Beleidigungen disqualifiziert

Tennis-Enfant-Terrible John McEnroe darf in der Liste nicht fehlen – er wird 1990 von den Australian Open disqualifiziert. Der Grund: dreifacher Verstoss gegen den Verhaltenskodex!

Nachdem er erst einen Schläger zertrümmert und eine Linienrichterin einschüchtern will, folgte der Gipfel. «F*** deine Mutter», ruft der Ami zum Oberschiedsrichter. Es ist der Schlusspunkt der Partie.

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