Sebastian Vettel und Ferrari sind kurz vor dem Formel-1-Saisonstart in Frühform. Der Hesse sieht sich für sein Titelprojekt «voll auf Kurs». Rätsel gibt noch Mercedes mit Champion Lewis Hamilton auf.
Ein Zuschauer schaut den F1-Piloten bei den Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya zu. Auf der Bahn Sebastian Vettel. Foto: Matthias Oesterle/ZUMA Wire
Ein Zuschauer schaut den F1-Piloten bei den Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya zu. Auf der Bahn Sebastian Vettel. Foto: Matthias Oesterle/ZUMA Wire - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Kennerblick stand Altmeister Fernando Alonso am Streckenrand und machte Sebastian Vettel Mut für die nächste Jagd auf den Sehnsuchtstitel mit Ferrari.

«Definitiv beeindruckt» sei er vom «sehr starken» Auftritt der Scuderia bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona, sagte Zaungast Alonso. Der nach der Vorsaison zurückgetretene Ex-Weltmeister sprach aus, was auch die Zeiten bei den Proberunden bewiesen: Vettel und sein Team sind zwei Wochen vor Saisonstart in bemerkenswerter Frühform.

«Wir sind im Grossen und Ganzen sehr stark», diktierte auch der Hesse selbst den Beobachtern auf dem Circuit de Catalunya in die Notizblöcke. Während Titelverteidiger Lewis Hamilton mit Mercedes bei den Tests zumeist einen eher durchwachsenen Eindruck hinterliess, war Ferrari von Beginn an schnell. «Wir sind voll auf Kurs», liess Vettel schon vor dem letzten Testtag am Freitag wissen, an dem er erneut die beste Runde aller Fahrer drehte.

Etwas nachbessern muss Ferrari nur bei der Standfestigkeit. Ein Elektronik-Defekt zwang Vettel am Freitag gut zwei Stunden vor Schluss zum verfrühten Feierabend. Das Ziel aber hat er fest im Blick: Im fünften Dienstjahr will der Heppenheimer, der schon vier WM-Titel mit Red Bull gewann, endlich im Ferrari Weltmeister werden.

Auch der Crash des 31-Jährigen am sechsten der acht Testtage am Mittwoch dämpfte die Hochstimmung im roten Lager nur unwesentlich. Zwar verlor Ferrari reichlich Zeit wegen der notwendigen Reparaturen am demolierten SF90, doch schon am Tag danach führte Vettels neuer Teamkollege Charles Leclerc das Klassement wieder an. «Das Auto fühlt sich gut an», sagte der 21 Jahre alte Monegasse, der von Sauber zu Ferrari kam und Kimi Räikkönens Cockpit übernahm.

Toptalent Leclerc soll Vettel beim neuerlichen Angriff auf Hamilton und die Silberpfeile nicht nur unterstützen, sondern zugleich den internen Wettbewerb erhöhen und so den Deutschen zu Höchstleistungen treiben. «Dass er sehr schnell ist, brauche ich wohl nicht erwähnen. Sonst wäre er nicht hier», richtete Vettel aus und lobte die ersten Wochen der Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen.

Eher nachdenkliche Töne kamen hingegen aus der Mercedes-Garage. Nach den ersten vier Testtagen baute der Serienweltmeister den neuen Silberpfeil noch einmal komplett um. «Derzeit hat Ferrari die Nase vorn. Wir reden vielleicht von bis zu einer halben Sekunde pro Runde», sagte Hamilton am Freitag, reihte sich dann aber nur drei Tausendstelsekunden hinter dem Tagesbesten Vettel ein. Sorgen bereitet Mercedes der hohe Reifenverschleiss des neuen Autos, der über die Renndistanz zum Nachteil werden könnte.

Ferrari-Star Vettel zeigte sich erstaunt, wie deutlich verändert der Silberpfeil im Vergleich zum erfolgreichen Vorjahresmodell wirkt. Immerhin hatte Dauerrivale Hamilton auf dem Weg zum fünften Titel in der vergangenen Saison elf der 21 Rennen gewonnen. «Aber jeder wählt seinen eigenen Weg. Und erst in Melbourne geht es richtig los», sagte Vettel mit Blick auf den ersten Grand Prix am 17. März in Australien.

Erst dann wird sich das wahre Kräfteverhältnis erkennen lassen. Ist Ferrari diesmal wirklich das Mass der Dinge? Gehen die Ideen der Mercedes-Ingenieure tatsächlich nicht auf wie gewünscht? Und was ist eigentlich von Max Verstappen und Red Bull mit dem neuen Motorenpartner Honda zu erwarten? «Das verrate ich nicht», sagte der Niederländer in Barcelona. Tarnen, täuschen, abwiegeln - das übliche Geschäft bei Testfahrten. Aber der Ernstfall naht.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Lewis HamiltonSebastian VettelCharles LeclercSauberMercedesFerrari