Die Saison 2018 war für Tom Lüthi ein Desaster – in der MotoGP blieb er punktelos. Nach dem Schritt zurück in die Moto2 ist der Schweizer nun Titelkandidat.
Tom Lüthi
Mit Konstanz zum Titel? Tom Lüthi besticht in der Moto2 in diesem Jahr durch seine Verlässlichkeit. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit seiner Konstanz und seiner Cleverness hat sich Tom Lüthi die Moto2-WM-Führung geholt.
  • Der 32-Jährige ist nach dem verkorksten MotoGP-Abenteuer im Vorjahr wieder obenauf.
  • Am Ende der Saison winkt sein zweiter Weltmeistertitel in der Motorrad-WM.

Fünf Mal schrammte Tom Lüthi 2018 mit Platz 16 haarscharf an MotoGP-Punkten vorbei. Am Ende stand eine punktelose Saison – als einziger Stammpilot in der Königsklasse. Nach nur einem Jahr war das Abenteuer beim mittlerweile geschlossenen MarcVDS-Team vorbei.

Lüthi wagte den Schritt zurück in die kleinere Moto2-Klasse, wo er zuvor zwei Mal en suite Vizeweltmeister geworden war. Und die Qualitäten, die ihn in der Moto2 zum Top-Piloten machten, hat er in seinem MotoGP-Jahr nicht eingebüsst. Nach acht Saisonrennen lacht der Schweizer sogar von der Spitze.

Tom Lüthi besticht durch Konstanz

Dabei hat er 2019 bisher «nur» einen Sieg zu Buche stehen. Aber der Berner glänzt – auch dank seiner Routine – mit einer Qualität, die vielen seiner Konkurrenten fehlt. Abgesehen von seinem Ausfall in Argentinien war der 32-Jährige heuer nie schlechter als Sechster.

Alex Marquez Tom Lüthi
Alex Marquez ist der erste Verfolger von Tom Lüthi – aber fehleranfälliger. - dpa

Sein erster Verfolger ist der Spanier Alex Marquez. Der Bruder des MotoGP-Dominators feierte drei Siege in Folge – und verlor in Assen die WM-Führung. Der Sturz in Holland war sein zweites punkteloses Wochenende der Saison.

Den Sieg in Assen, wo Tom Lüthi Vierter wurde, holte sich Augusto Fernandez. Für den jungen Kalex-Piloten ist es der erste Moto2-Sieg überhaupt. Damit ist er WM-Dritter – obwohl er Argentinien und Malaysia auslassen musste. Aber wenn er ins Ziel kam, dann stets unter den besten Fünf.

Aus dem MotoGP-Jahr gelernt

Dass Lorenzo Baldassarri, der drei der ersten vier Rennen gewann, nur noch WM-Fünfter ist, sagt viel aus. Vor allem, dass in der Moto2 die Rennintelligenz eine ganz wesentliche Rolle spielt. Ausfälle kann sich keiner der Top-Piloten leisten, zu eng ist es an der WM-Spitze.

Hier kommt Lüthis Routine ins Spiel. Er lässt sich nicht in Fehler treiben, gibt unter Druck lieber eine Position ab, als zu stürzen. Und er hat beim Reifenmanagement in seiner MotoGP-Saison dazugelernt. Leistungseinbrüche spät im Rennen, wie sie ihm 2016 und 2017 gelegentlich passierten, sind kein Thema mehr.

Tom Lüthi 2005
Lang ist's her: 2005 wurde Tom Lüthi in der 125er-Klasse Weltmeister. - Keystone

Das macht den Berner zum ernsthaften Titelkandidaten in einer heiss umkämpften Moto2-Saison. Für Tom Lüthi wäre es der zweite WM-Titel nach 2005. Damals holte er sich in seinem vierten WM-Jahr den Titel in der 125er-Klasse. 14 Jahre später könnte eine zweite WM-Krone dazukommen.

Die Frage nach dem Danach

Und dann? Was macht ein Moto2-Weltmeister Tom Lüthi, der sich 2018 an der MotoGP die Zähne ausgebissen hat? Ein zweiter Anlauf in der Königsklasse ist unwahrscheinlich. Zumal die konkurrenzfähigen Motorräder ohnehin vergeben sind.

Frei sind aktuell – zumindest theoretisch – nur zwei Top-Plätze, jene bei Petronas-Yamaha. Aber nach dem glänzenden Saisonstart werden Fabio Quartararo und Franco Morbidelli dort bald verlängern. Ducati wird sich demnächst festlegen, man macht mit Danilo Petrucci im Werksteam weiter. Jack Miller wird im Pramac-Team eine vollwertige Werksmaschine bekommen.

Bei Honda ist im LCR-Kundenteam eine Maschine zu vergeben, aber Takaaki Nakagami steht dort ebenfalls vor der Vertragsverlängerung. Und das KTM-Kundenteam Tech3 wird wohl Lüthis Moto2-Rivalen Brad Binder den Vorzug geben, der aus dem eigenen Nachwuchs stammt.

Kawasaki WorldSBK Jonathan Rea
Kawasaki sucht einen Teamkollegen für Jonathan Rea in der Superbike-WM. - WorldSBK

Wahrscheinlicher wäre eine Titelverteidigung in der Moto2 oder ein Wechsel in die Superbike-WM. Alvaro Bautista macht dort gerade vor, was als MotoGP-Umsteiger möglich ist. Und konkurrenzfähige Motorräder sind eher zu haben als in der MotoGP. Kawasaki (statt Leon Haslam), Yamaha (statt Marco Melandri) und Honda (statt Ryuichi Kiyonari) suchen Fahrer.

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