Angst

Winterthur-Legende Patrick Bengondo als Köder benutzt

Cyber-Kriminelle werben mit dem Gesicht von Winti-Legende Patrick Bengondo junge afrikanische Fussballer an. Und ziehen diesen das Ersparte aus der Tasche.

Patrick Bengondo
Patrick Bengondo bei einem Spiel auf der Tribüne. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Cyber-Kriminelle benutzen Patrick Bengondo, um junge Afrikaner um den Finger zu wickeln.
  • Der Ex-Winti-Stürmer wurde auf den Fall aufmerksam gemacht.
  • Es würden «ganze Existenzen» junger Spieler bedroht, sagt er.

Salah, Drogba, Touré, Eto'o: Immer wieder schaffen es afrikanische Fussballer bis ganz nach oben im europäischen Fussball. Mit dem Sprung des eigenen Kindes nach Europa hoffen viele Familien auf eine bessere Zukunft. Und setzen dafür ihr ganzes Hab und Gut aus Spiel.

Dieser Traum wird ausgenutzt. Seit Jahren tauchen Fälle auf, in denen afrikanischen Fussballern die grosse Zukunft versprochen wird. Nur um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das zeigt ganz aktuell auch der Fall einer Winterthur-Legende.

Bengondo wird als Köder benutzt

Im Mittelpunkt der Masche: Patrick Bengondo. Der gebürtige Kameruner wechselte 2001 in die Schweiz. Nach einigen Umwegen landete er beim FC Winterthur. Mit 50 Toren in 147 Einsätzen avancierte er beim FCW zur Vereinslegende.

Bengondo
Patrick Bengondo gilt in Winterthur als Vereinslegende. - Keystone

Vor drei Jahren hängte Bengondo seine Fussballschuhe an den Nagel. Seither führt er Bengo & Co, die sich um Personal Trainings, Fussball-Camps und Spielerberatungen kümmert.

Letztere Aktivität wurde ihm nun zum Verhängnis: Bengondo wurde Opfer von Cyberkriminellen. Diese haben Fotos seines Facebook-Profils genutzt, um junge, aufstrebende afrikanische Fussballer abzuzocken, wie er gegenüber der «Winterthurer Zeitung» erzählt. Lange Zeit wusste er nichts von diesem Treiben.

Bekannte Masche

Erst als ein junger Mann ihm auf Instagram schrieb, wurde er auf den Missbrauch aufmerksam. «Ich war zuhause, als ich eine Nachricht auf Instagram bekam», erzählt er gegenüber Nau.ch. «Ein junger Mann fragte mich, wie es mir gehe. Ich sage ‹Gut› und frage, wie ich helfen kann.»

Daraufhin behauptet der junge Mann, Bengondo sei sein Boss. Der beteuert, er wisse nichts davon. «Aber du bist doch mein Berater – Ich warte auf meine Dokumente, wann kommen meine Dokumente?», fragte der junge Nigerianer dann.

Fussball
Mit diesen Stars umwirbt die Facebook-Seite junge Afrikaner. Bengondo bekommt das grösste Bild. - Facebook «Ência De Jogadores»

Dann dämmerte Bengondo, was hier vor sich geht. Der junge Mann schickt ihm zahlreiche Screenshots, darunter auch von der Facebook-Seite der vermeintlichen Agentur «Encia de Jogadores», auf der Bengondo sogar Bilder von sich selbst entdeckte.

Das Profil erweckt mit einer wilden Collage mit Super-League-Spielern wie Martins (YB) und Ndenge (FCL) krampfhaft einen professionellen Eindruck. Dabei versprechen die dahinter steckenden Kriminellen den vorwiegend afrikanischen Männern den Traum vom grossen europäischen Fussball. Und dies nur, um ihnen das ganze Ersparte aus der Tasche zu ziehen.

Kiki
Christopher Martins Pereira wird ebenfalls von den Cyber-Kriminellen missbraucht. - Keystone

Eine Masche, die funktioniert, wie Bengondos Geschichte beweist. Denn der junge Mann, der Bengondo kontaktierte, ist nicht das einzige Opfer. «Er hat mir geschrieben, dass es mehrere gibt, denen es so ergangen ist.»

Ganze Existenzen seien auf diese Weise ruiniert worden. «Er hat mir gesagt, dass sie jetzt noch einmal 300 Euro verlangen. Und um dich zu registrieren, musst du schon 500 Euro zahlen. Da unten ist das ein Jahreslohn.»

«Ich habe Angst!»

Deshalb fürchtet Bengondo nun auch um seine eigene Sicherheit. «Vielleicht hat eine Familie alles verkauft, um ihren Sohn weiterzuschicken. Und plötzlich kann er nicht gehen, weil diese Leute das Geld gestohlen haben. Dann schicken sie vielleicht einen Cousin, um mich zu suchen, und mir passiert etwas.»

Dabei gehe es ihm in dieser Angelegenheit aber nicht nur um seinen eigenen Ruf und seine Sicherheit. «Es tut mir weh für diese Familien. Er hat mir geschrieben, sie sind ruiniert, sie haben nichts mehr.»

Der Ex-Winterthur-Kicker wandte sich mit dem Fall auch an die Polizei. Die nigerianischen Telefonnummern und die Bankverbindungen seien schliesslich bekannt. «Aber die Polizei kann nichts machen», bedauert Bengondo.

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