Stephan Lehmann: Das Teufelchen hat ihn schon immer geritten

Als ehemaliger YB-Junior verbrachte ich viele Stunden als Ballbub hinter dem Tor der Young Boys. Ich liebte es, so nahe am Spielfeld zu stehen und den Goalies zuzuhören, wie sie ihre Verteidiger dirigierten. Sie waren meine Helden.

Das änderte sich schlagartig, als der FC Sion zu Beginn der Neunziger Jahre mit Goalie Stephan Lehmann im Wankdorf spielte.

Während 90 Minuten legte sich Stephan Lehmann immer wieder mit den Gegenspielern an. Und sogar mit den jungen YB-Fans hinter dem Tor.

Er beleidigte die Fans nonstopp, spuckte und schlug sogar einmal den Ball voll ans Gitter in ihre Richtung. Ich war geschockt.

Nach dem Spiel eskalierte die Situation komplett. Lehmann wurde von einem betrunkenen YB-Fan hinter der Tribüne mit einer Bierdose geduscht. Die Ordner griffen ein. «Der Lehmann hat mich beleidigt. Er hat zuerst provoziert», schrie der Fan.

Der ehemalige Keeper der Schweizer Nati ist mittlerweile 56-Jährig und Goalietrainer beim SC Cham.

Gestern Sonntag ist er am Boden zerstört, sagt: «Dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich kann mir nicht erklären, welcher Teufel mich da geritten hat.»

Was ist passiert? Lehmann drängt sich im Cupspiel in die Coachingzone von Bellinzona, stösst den Materialwart in den Rücken. Dieser schlägt den Kopf an einer Metallstrebe der Tribüne auf und blutet.

Lehmann ist jetzt seinen Job los und hat eine Klage am Hals.

Das Teufelchen hat ihn schon immer geritten.