Vor zwei Jahren kam Renato Sanches nach München und wurde rasch ein Transferflop. Jetzt nimmt er einen neuen Anlauf: «Ich will mich durchsetzen!»
Renato Sanches (links) erhält Zuspruch bei Bayern München.
Renato Sanches (links) erhält Zuspruch bei Bayern München. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Renato Sanches will für den FC Bayern ein Mehrwert werden.
  • Uli Hoeness und Niko Kovac sprechen dem Portugiesen Mut zu.

Für die Wahrzeichen von Philadelphia wie die Liberty Bell oder die Independence Hall wird Renato Sanches auf dem USA-Trip des FC Bayern kaum Zeit finden. Der wichtigste Ort in der Stadt am Delaware River, in der am 4. Juli 1776 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung beschlossen und verkündet wurde, ist für den Europameister aus Portugal eindeutig das Lincoln Financial Field.

Im Stadion des amtierenden Superbowl-Siegers Philadelphia Eagles tritt der deutsche Meister aus München am Mittwochabend gegen Juventus Turin an, den neuen Club von Sanches' Landsmann Cristiano Ronaldo. Der Weltfussballer wird aber nicht dabei sein.

Auch wenn es sich nur um ein Spiel im Rahmen des International Champions Cup handelt, hat es für Sanches eine grosse Bedeutung. «Die USA-Reise ist eine grosse Möglichkeit für mich», sagte er. Der 20-Jährige will seine zweite und womöglich auch schon letzte Chance beim FC Bayern unbedingt nutzen. «Ich will mich hier durchsetzen», sagte er Montagabend (Ortszeit) entschlossen, als er im vierten Stock des Teamhotels zu den mitreisenden deutschen Reportern sprach.

Der Fehlstart vor zwei Jahren, als er 18-jährig für eine Ablöse von 35 Millionen Euro nach München kam, war eine harte Lehre für ihn. Jetzt fühlt er sich eher bereit für die nach wie vor sehr grosse Herausforderung beim deutschen Rekordmeister. «Ich bin etwas reifer geworden und habe auch meinen Spass wiedergefunden», sagte er.

An Zuspruch mangelt es aktuell nicht. Auf dem Flug nach Amerika sei Uli Hoeness zu ihm gekommen. Und der Präsident habe ihm gesagt, «dass er viel von mir erwartet in dieser Saison», verriet Sanches erfreut.

Auch Niko Kovac traut dem Youngster, der schon als Transferflop eingestuft worden war, einiges zu. «Er wird sicherlich diese Saison viele gute Spiele für den FC Bayern machen», sagte der Trainer nach dem 3:1 im ersten Testspiel am vergangenen Wochenende gegen Paris Saint-Germain in Klagenfurt, bei dem Sanches im Mittelfeld eine ansprechende Leistung bot und ein Freistosstor zum 2:1 erzielte.

Sanches hat in seinen jungen Jahren schon viel erlebt. Erst den rasanten Aufstieg als Teenager bei Benfica Lissabon mit der Krönung des EM-Triumphes mit Portugal 2016. Nach dem Titelgewinn stieg er jedoch verspätet in die Saisonvorbereitung bei Bayern ein. Die hohen Erwartungen konnte er zu keiner Zeit erfüllen. Der damalige Trainer Carlo Ancelotti habe mehr auf «grosse Spieler wie Thiago oder Xabi Alonso gesetzt», bemerkte Sanches. Er vermisste Unterstützung.

In der vergangenen Spielzeit liess er sich an Swansea City ausleihen. Aber auch in England klappte es nicht. Verletzungen spielten dabei auch eine Rolle. Von verlorenen Jahren mag Sanches trotzdem nicht reden. Er richtet den Blick lieber nach vorne. Seit dem ersten Arbeitstag unter Kovac sei er in diesem Sommer dabei. Er könne sich «jeden Tag durch hartes Training anbieten». Aber er weiss natürlich auch, dass die Konkurrenz im Mittelfeld nicht kleiner geworden ist: Martínez, Thiago, Vidal, Rudy, James, dazu Weltmeister Corentin Tolisso und Neuzugang Leon Goretzka – es ballt sich im Zentrum.

«Ich will für den Verein einen Mehrwert darstellen», sagte Sanches dennoch in Philadelphia. Sein Vertrag läuft noch bis 2021. Unter Kovac glaubt er an eine faire Chance. Der Trainer macht sich zum Fürsprecher: «Wenn ein Spieler aus einem fremden Land, einer anderen Kultur, einer anderen Umgebung kommt, kann man nicht erwarten, dass er schnell Fuss fasst. Man muss ihm Zeit geben. Die hat man ihm, glaube ich, nicht gegeben.»

Kovac ist angetan von dem, was ihm Sanches bislang anbietet. «Er ist sehr motiviert ins Training gekommen, er gibt richtig Gas. Und ich weiss ja, was er kann. Es ist ja nicht so, dass er das Fussballspielen verlernt hat. Der Junge braucht Zuneigung und Unterstützung.»

Vielleicht ist Philadelphia genau der richtige Ort für Sanches. Er könnte in der knapp bemessenen Freizeit ja mal die Stufen vor dem Philadelphia Museum of Art hochlaufen, so wie Sylvester Stallone im Film «Rocky», in dem er sich als Boxer ganz nach oben kämpfte.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Carlo AncelottiBenfica LissabonBayern MünchenCristiano RonaldoJuventusParis Saint-GermainSylvester StallonePhiladelphia Eagles