Nach Geldsegen droht im englischen Fussball das grosse Klubsterben
Der FC Bury, ein englischer Traditionsklub, ist pleite – die Liga hat dem Verein die Lizenz entzogen. Anderen Teams droht dasselbe Schicksal.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach 134 Jahren wurde dem FC Bury die Lizenz entzogen.
- Der Verein konnte seine Rechnungen nicht mehr bezahlen.
- Anderen Klubs aus unteren englischen Ligen droht Ähnliches.
Liverpool holt sich den Champions League-Titel im Final gegen Tottenham. Im Europa League-Endspiel duellieren sich mit Arsenal und Chelsea ebenfalls zwei englische Mannschaften. Ein neuer TV-Deal beschert den Premier League-Vereinen insgesamt rund sechs Milliarden Franken. Kurz: Die höchste englische Liga ist im Moment das Mass aller Dinge.
Auch eine Spielklasse tiefer können sich die Vereine (eigentlich) nicht beklagen. «Sky Sports» kaufte sich ab der Saison 19/20 die Rechte für die Spiele bis zur vierten Liga. Im Vergleich zur Premier League sind die 723 Millionen ein Taschengeld.
A reminder that, in essence, owners are temporary custodians of our Football institutions.
— Arlo White (@arlowhite) August 21, 2019
Some care deeply about their clubs and community and bring immeasurable joy. Others do not.
This is what Bury FC means to its fans 😢pic.twitter.com/vi22NJE0Ja
Trotzdem stehen die Vereine im europäischen Vergleich sehr gut da. Es gibt keine reichere zweite, dritte und vierte Liga als die englische. Vom neuerlichen Geldsegen nichts mehr abbekommen wird der FC Bury. Dem englischen Traditionsverein wurde diese Woche die Lizenz entzogen.
Aufsteigen – um jeden Preis
Obwohl die Vereine in den unteren Ligen Englands gut bezahlt werden, ist die Verlockung der Premier League-Beträge riesig. Sven Haist, Fussballexperte der «Süddeutschen Zeitung», ist deshalb überzeugt, dass dem Beispiel des FC Bury noch weitere Clubs folgen werden.

So nehmen viele Klubs ein Darlehen auf, um sich in den unteren Ligen den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. So kann man sich zum Beispiel einen Spieler mehr leisten. Im Fall des FC Bury wurden über Jahre viel zu hohe Löhne bezahlt. Der Schlammassel beginnt dann, wenn der Aufstieg in die höhere Liga nicht gelingt – oder die Gläubiger ihr Geld zurückwollen.
Dieses wurde von den Klubs aber meist bereits in neue Spieler oder höhere Löhne investiert.

Der FC Bury steht mit seiner Masslosigkeit also keineswegs alleine da. So verzeichnen die Vereine der zweiten bis vierten Liga im Wetteifern um den Aufstieg einen Nettofehlbetrag von 467 Millionen Franken.
Es bleiben Trümmerhäufen
Der FC Bury konnte zu Beginn der Saison seine circa zwölf Millionen Schulden nicht bezahlen. So durfte der Verein in den fünf ersten Spielen nicht antreten. Doch: Gemäss der Website des Clubs hätte sowieso nicht gespielt werden können. Zuletzt hatte der Verein lediglich fünf offiziell gemeldete Spieler im Kader.
EFL Statement: Bury FChttps://t.co/bSRkqPahpW#EFL pic.twitter.com/zggEzZztPQ
— EFL (@EFL) August 27, 2019
Ähnlich ergeht es den Bolton Wanderers, ebenfalls ein Drittligist aus der Gegend von Manchester. «The Trotters» spielten von 2001 bis 2012 in der Premier League.
Gemäss dem «Spiegel» wurde auch hier fahrlässig mit Geld umgegangen. Eineinhalb Jahre nach dem Abstieg wies der Verein einen Schuldenstand von rund 164 Millionen Franken aus. In den vergangenen zwölf Monaten spitzte sich die Lage dramatisch zu. Erst vor dem Wochenende wurde klar – die Bolton Wanderers sind vorerst gerettet.
EFL Statement: Bolton Wanderershttps://t.co/rf7SHllzU0#EFL pic.twitter.com/N2Slf55GPL
— EFL (@EFL) August 27, 2019
Neben den zwei momentan bekanntesten Fällen kämpfen auch andere Klubs ums Überleben. Ähnliches Schicksal droht Morecambe FC, Oldham Athletic, sowie Coventry City und Southend United. Auch die Blackburn Rovers verzeichnen Rekordverluste.